Berlin/Mainz. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat das Durchhaltevermögen der beiden Biontech-Gründer Uğur Şahin und Özlem Türeci gelobt: „Sie mussten viele Stunden, Tage und Monate durchleben, in denen niemand so recht auf der Welt an Ihr Prinzip geglaubt hat“, sagte Merkel am Donnerstag anlässlich eines „virtuellen Besuches“ bei dem Mainzer Unternehmen. Dies sei zwar ein typisches Forscher-Schicksal. „Trotzdem will ich das noch einmal hervorheben: Sie haben die Flinte nicht ins Korn geworfen.“
Die Bundesregierung sei „mächtig stolz darauf, dass bei uns im Lande solche Forscher da sind“, sagte Merkel. Sie erzählte, dass beim letzten G20-Treffen der türkische Präsident Recep Tayyip beide erwähnt und darauf hingewiesen habe, dass sie ja türkischstämmig seien.
Corona-Impfstoff von Biontech: „Made in Mainz, made in Germany“
Auch der bei der digitalen Schalte anwesenden Bundesgesundheitsminister Jens Spahn lobte das neue Vakzin als „Impfstoff made in Mainz, made in Germany“. Am Freitag will Spahn die neue Impfverordnung bekannt machen, die festlegt, in welcher Reihenfolge damit geimpft wird. Fest steht schon jetzt: Höchste Priorität haben die über 80-Jährigen und Bewohner von Pflege- und Altenheimen.
Mehr dazu:Corona: Regierung geht von 46 Millionen Impfwilligen aus
Die Zulassung des neuen Impfstoffs in der Europäischen Union soll am 23. Dezember kommen, mit den ersten Impfungen soll dann am 27. Dezember begonnen werden. Die Zeitspanne von vier Tagen sei notwendig, weil die Chargen noch einmal vom Paul-Ehrlich-Institut geprüft werden und der Impfstoff ausgeliefert werden müssten, erläuterte Spahn.
- Drei von vier Kindern leiden immer noch unter Corona
- Corona: Solange schützt die Kombi aus Infektion und Impfung
- Regeln: Corona-Maskenpflicht fällt zum 1. März – nur hier nicht
- Covid-Welle: Corona-Isolationspflicht: Das gilt in Ihrem Bundesland
- Wo sinken die Zahlen? Alle Corona-Zahlen in Deutschland, Europa und der Welt auf einer interaktiven Karte
Forschung: Biontech wurde bereits 2008 das erste Mal vom Bund gefördert
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) verwies bei der Digitalschalte darauf, dass ihr Ministerium Biontech bereits im Jahr 2008 das erste Mal gefördert hatte, damals noch als vielversprechendes Startup, das sich dem Kampf gegen Krebs mittels Immuntherapie verschrieben hatte. In diesem Frühjahr gab es dann die Beschleunigungsförderung für die Entwicklung eines Wirkstoffs gegen Corona.
Den hatten die beiden Unternehmensgründer zunächst gar nicht im Sinn gehabt. Bei der Gründung der Firma vor 30 Jahren ging es darum, mit einem neuen Verfahren Krebserkrankungen besser zu bekämpfen. Im Zentrum steht dabei ein Botenstoff für Erbinformation (RNA), mit dem eine Reaktion des Immunsystems zur Rückbildung von Tumoren ausgelöst wird. Es ist ein sehr junges Verfahren, welches erstmals erfolgreich im Jahr 1990 bei Tieren angewendet wurde.
Lesen Sie auch: Corona-Impfstoff zu Weihnachten: Darum dauert es so lange
Produktion des Corona-Impfstoffs: Mainzer Forscher arbeiten Weihnachten durch
Am 14. Januar 2020 habe Biontech-Chef Sahin am Frühstückstisch über das neue Virus aus Wuhan berichtet, über das er zuvor einen Beitrag gelesen habe, erzählte seine Ehefrau und Firmenmitgründerin Özlem Türeci bei der Schalte mit der Kanzlerin.
Sofort habe man beschlossen, die Forschung mit dem Ziel umzustellen, einen Impfstoff gegen Corona zu finden. Seither habe das gesamte Team durchgearbeitet und werde dies auch über Weihnachten tun, damit dieser zeitnah ausgeliefert werden kann. „Das Etappenziel ist erreicht, der Marathon ist noch nicht ganz vorüber“, sagte Türeci. Wenn die Pandemie besiegt ist, will Biontech wieder zur Krebsforschung zurückkehren.
- Wichtige Hintergründe: Erste Symptome – Wann muss ich zum Arzt? Alles Wichtige zu Corona
- Bin ich gefährdet? Wer trotz Corona-Impfung ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf hat
- Anzeichen für Infektion: Corona trotz Impfung – Auf diese Symptome sollten Sie achten
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Politik