Berlin. Ein Satire-Video vom öffentlich-rechtlichen Jugendprogramm „Funk“ polarisiert – und löst eine Debatte über die Rundfunkgebühren aus.

Das Video, über das sich gerade so viele Menschen aufregen, dauert knapp drei Minuten. Es handelt sich dabei um eine Satire unter dem Titel „Racial Profiling“ des öffentlich-rechtlichen Jugendprogramms „Funk“.

In Kurzfassung geht es um folgendes: Zwei Polizisten beobachten einen Mann dabei, wie er versucht sein Fahrradschloss aufzuschließen. Die Polizisten fragen sich, ob der Mann ein Ausländer sei oder nicht, wenn er einer sei, müsse man eingreifen. Sie beschließen Verstärkung zu rufen, die kommt.

Ein Schütze der Spezialeinheit wendet ein: „Wenn man heute einen Schwarzen festnimmt, gibt es immer ein Riesen-Trara. Das wisst ihr doch, Jungs, oder?“ Deswegen habe er noch einen Hubschrauber angefordert.

Funk-Satire über Polizeigewalt, gut oder schlecht?

Die Angelegenheit wird unübersichtlich. Der Mann am Fahrrad will den Polizisten beweisen, dass es sich um sein Fahrrad handelt und will seinen Fahrradausweis aus der Hosentasche holen. Und ganz aus Versehen, wird der Mann am Fahrradschloss aus der Ferne von dem Schützen der Spezialeinheit erschossen. Er hätte ja auch eine Waffe dabei haben können.

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Bei der Durchsuchung stellen die Polizisten fest, dass es sich bei dem jetzt Toten um einen Deutschen handelt, der letzte Beweis dafür sind die Socken des Toten, Socken mit Sandalen, der eindeutige Beweis, dass es sich um einen Deutschen handeln muss. Die Polizisten sind untröstlich über ihren Fehler.

Die Satire übertreibt und tut weh

Diese Satire ist wenig überraschend, aber trotzdem lustig. Generell nimmt die Satire reale Ereignisse zum Anlass und überträgt sie in eine überspitzte Kunstform. Eine Darbietung, die einen schmunzeln, aber manchmal auch stocken lässt, weil sie schockiert und übertreibt, aber somit auf gesellschaftliche Zu- und Missstände aufmerksam macht.

Immer wieder wird in Deutschland über Satire diskutiert. Was darf sie und was nicht? Jan Böhmermann gerät regelmäßig in die Kritik, mit seinem Schmähgedicht gegen den türkischen Präsidenten Erdogan haben sich sogar die Gerichte beschäftigt. Auch an der Österreicherin Lisa Eckhart reiben sich gerade viele, ist ihr Vortrag nun Satire und damit Kunst und frei oder ist ihr Vortrag von realem Antisemitismus geprägt?

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Einige Politiker äußerten sich empört, wie NRW-Innenminister Herbert Reul: „Dieses angebliche Satire-Video ist nicht nur unlustig, sondern auch ein Schlag ins Gesicht jedes Polizeibeamten. Wie hier die, die Tag und Nacht für unsere Sicherheit den Kopf hinhalten, pauschal als ausländerfeindliche Dumpfbacken dargestellt werden, ist einfach nur menschenverachtend. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk sollte sich fragen, ob das wirklich sein Niveau ist“, sagte er „Bild“.

Auf dem Social-Media-Portal „Twitter“ diskutierten User, die Frage, ob die Rundfunkgebühren so richtig eingesetzt sind. So auch der CDU/CSU-Bundestagsabgeordnete Stefan Müller aus Erlangen. Er schreibt auf Twitter: „Die @cdulsa hat meine volle Unterstützung, die Erhöhung des #Rundfunkbeitrages zu stoppen. Nicht nur am Polizei-Video von Funk, sondern an vielen Punkten zeigt sich: ARD und ZDF brauchen eine grundlegende Reform und nicht noch mehr Gebührengelder!“

Aurel Mertz ist auf Rassismus-Satire spezialisiert

Der Autor, der hinter dem Video des ARD/ZDF-Jugendprogramms steckt, heißt Aurel Mertz. Seit 2019 arbeitet der Stand-up-Comedian für Funk, seine dort veröffentlichte Video-Reihe lautet wie sein Vorname „Aurel“. Das umstrittene Video wurde bereits am 11. Juli auf Instagram veröffentlicht. Hat jetzt aber durch die jüngsten Fälle von Polizeigewalt wie in Düsseldorf, wo ein Polizeibeamter einen 15-Jährigen 40 Sekunden mit dem Knie am Kopf zu Boden drückt und fixiert, neue Aufmerksamkeit erlangt. Mertz Beiträge beschäftigen sich häufig mit dem Thema Rassismus in Deutschland.

Mertz kommentierte den Streit um sein Video auf „Twitter“ so: „Es geht nicht darum die gesamte Polizei unter Generalverdacht zu stellen aber so lange uns Bilder wie aktuell aus Frankfurt und Düsseldorf erreichen und Racial Profiling-Studien abgesagt werden, müssen wir den Finger in die Wunde legen. #polizeigewalt“.