Berlin. Kandidiert Bayerns Ministerpräsident Markus Söder als Kanzler? CDU-Vorsitz-Bewerber Friedrich Merz rechnet nicht mit diesem Szenario.

Wird es eine Kanzlerkandidatur von CSU-Chef Markus Söder geben? Der Bewerber um den CDU-Vorsitz, Friedrich Merz, geht zumindest nicht davon aus. „Er hat mehrfach gesagt, dass sein Platz in Bayern ist, wo er ja gerade in der Corona-Krise auch einen klasse Job macht“, sagte Merz der „Augsburger Allgemeinen“ in Hinblick auf den bayerischen Ministerpräsidenten.

Auf die Frage, ob es vorstellbar wäre, als neuer CDU-Chef Söder den Vortritt bei der Kanzlerkandidatur zu lassen, antwortete Merz in dem Interview mit der Zeitung: „Mit solchen `Was-wäre-wenn’-Fragen beschäftige ich mich grundsätzlich nicht.“

Er rechne damit, dass sich erst nach der Wahl des neuen CDU-Chefs im Dezember die Vorsitzenden der beiden Unionsparteien „zusammensetzen und einen gemeinsamen Vorschlag machen“.

Mehrheit der Deutschen will Söder als Kanzlerkandidat für die Union

„Historisch betrachtet war es bisher so, dass die CSU den gemeinsamen Kanzlerkandidaten dann gestellt hat, wenn die CDU mit ihrer eigenen Führung unzufrieden war. Das war 1980 so, das war 2002 so, und ich bin mir ziemlich sicher, dass das 2021 nicht so sein wird“, betonte Merz.

Im Mai sprach sich die Mehrheit der Deutschen laut ARD-Deutschlandtrend für Söder als geeignetsten CDU-Kanzlerkandidaten aus. Noch vor wenigen Tagen hatte auch Merz als Gast bei „Markus Lanz“ auf Lanz’ Nachfrage hin Söder als „denkbaren“ Kanzlerkandidaten bezeichnet. Lesen Sie hier: Lanz: Söder laut Friedrich Merz möglicher Kanzlerkandidat

CDU: Merz rechnet mit sinkenden Umfragewerten

In der Corona-Krise verzeichnete die CDU gestiegene Umfragewerte. Es werde jedoch schwer für die Union sein, diese Werte auch über längere Zeit zu halten, wie Merz gegenüber der „Augsburger Allgemeinen“ betonte. „Ich schätze unser Potenzial in normalen Zeiten auf 35 Prozent plus x“, sagte Merz der Zeitung. Im Juni hatte er noch optimistisch von 40 Prozent gesprochen.

Merz wolle besonders die Interessen der jüngeren Generation in den Fokus rücken. „In erster Linie müssen wir unser Geld für Innovation ausgeben, für Bildung, Ausbildung und zukunftsfähige Arbeitsplätze“, forderte er. „Wir laden der jungen Generation eine so hohe Staatsverschuldung auf, das lässt sich nur rechtfertigen, wenn diese Generation auch der größte Nutznießer sein wird.“

Merz forderte „einen neuen Generationenvertrag“ und kündigte an: „Deshalb werde ich in den nächsten Wochen auch die Generationengerechtigkeit zu meinem Thema machen.“

Merz hält Blackrock-Tätigkeit für unproblematisch

Keine Belastung für einen möglichen Bundestagswahlkampf sieht Merz in der Diskussion um seine frühere Tätigkeit für den Vermögensverwalter Blackrock. „Natürlich werde ich polemisch angegriffen werden“, sagte er der „Augsburger Allgemeinen“.

Darauf wolle er mit einem Verweis auf den Juso-Chef und SPD-Vize Kevin Kühnert kontern: „Wollt ihr in der Politik nur noch Leute wie Kevin Kühnert, die ohne Ausbildung und Examen ihr ganzes Leben aus öffentlichen Kassen gelebt haben?“ Auch interessant: Friedrich Merz will alle Leistungen des Staats überprüfen

Für sein Berufsleben müsse er sich weder erklären oder noch rechtfertigen, sagte Merz. „Ich war erfolgreich im Beruf, habe die letzten zehn Jahre lang mein Geld außerhalb der Politik verdient und in diesem Land auch immer ordentlich Steuern bezahlt.“ Lesen Sie hier: Friedrich Merz: „Ich muss mit falschen Etiketten leben“

(dpa/afp/raer)