Berlin. Der Ex-Bundesminister Manfred Stolpe (SPD) ist nach langer Krankheit mit 83 Jahren gestorben. Er hatte 15 Jahre lang gekämpft.

Manfred Stolpe ist tot. Der SPD-Politiker ist nach langer Krankheit mit 83 Jahren in der Nacht zum Sonntag gestorben. Er prägte die politische Geschichte Brandenburgs als erster Ministerpräsident des Bundeslandes nach der Wende – von 1990 bis 2002.

Im Anschluss übernahm er für drei Jahre den Posten des Bundesministers für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. Die Staatskanzlei Brandenburgs teilte seinen Tod am Montag mit, es werde ein Kondolenzbuch ausgelegt.

Manfred Stolpe: Vordenker mit schwieriger Vergangenheit

„Leidenschaftlich und geradlinig im Einsatz für seine Mitbürger prägte er die Politik unseres wiedervereinigten Deutschlands auf Landes- und Bundesebene entscheidend mit“, würdigte Bundeskanzlerin Angela Merkel den Politiker am Montag in Berlin. Stolpe habe als Ministerpräsident des neugegründeten Bundeslandes Brandenburg maßgeblich zum erfolgreichen Aufbau demokratischer Strukturen und Prozesse beigetragen. „Er war über viele Jahre Landesvater, Gesicht und Stimme Brandenburgs.“

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) erklärte: „Dies ist ein Tag tiefer Trauer. Wir nehmen Abschied von einem großen Mann, der unser junges Land geprägt hat wie niemand sonst.“ Manfred Stolpe wurde am 16. Mai 1936 in Stettin geboren. In Greifswald machte er Abitur, ab 1955 studierte er an der Universität Jena Rechtswissenschaften.

Nach dem Jura-Studium war er von 1959 bis 1969 bei der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg tätig, wo er seit 1962 Leiter der Geschäftsstelle der Konferenz der Evangelischen Kirchenleitungen in der DDR war.

Manfred Stolpe (SPD) war von 2002 bis 2005 Bundesverkehrsminister.
Manfred Stolpe (SPD) war von 2002 bis 2005 Bundesverkehrsminister. © dpa | Andreas Altwein

Von 1969 bis 1981 leitete er das Sekretariat des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR, von 1982 bis 1990 war er als Konsistorialpräsident der Ostregion der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg tätig und war stellvertretender Vorsitzender des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR.

Manfred Stolpe: 1999 erhielt er das Bundesverdienstkreuz

In der DDR galt er als Vordenker einer Kirchenpolitik, die sich als „Kirche im Sozialismus“ verstand. 1990 wurde er Mitglied der SPD, im selben Jahr auch Ministerpräsident des Landes Brandenburg. 2002 trat er zurück.

Stolpes Vergangenheit wurde immer wieder kritisch thematisiert. Als Kirchenfunktionär hatte er Kontakte mit der Stasi, die Behörde führte ihn als Inoffiziellen Mitarbeiter.

Über Twitter teilten viele Menschen ihr Bedauern über den Todesfall mit. So bezeichnete Martin Dulig, stellvertretender Ministerpräsident von Sachsen, Manfred Stolpe als „herausragenden Politiker, engagierter Sozialdemokrat und ein Mensch mit Herz und Seele“.

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Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales und stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD, ehrte Stolpe als „klugen Sozialdemokrat, der sich um unser Land verdient gemacht hat.“ Er werde ihn vermissen.

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Eberhard Diepgen: „Ein verlässlicher Partner bei großen Herausforderungen“

Eberhard Diepgen, Landes- und Fraktionsvorsitzender der CDU Berlin und von 1984 bis 1989 sowie von 1991 bis 2001 Regierender Bürgermeister von Berlin, teilte mit: „Ich erinnere mich dankbar an die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Vertreter der evangelischen Kirche in der Zeit vor der Wiedervereinigung.“

Als Ministerpräsident sei Stolpe ein „verlässlicher Partner bei den großen Herausforderungen, vor denen Berlin und Brandenburg nach 1989 standen“, gewesen. „Er hat Brücken gebaut und dabei die Menschen gefordert ohne sie zu überfordern.“

Weiter sagt Diepgen, „er war ein Landesvater, der mit dem Aufbau eines demokratischen Gemeinwesens seinem Land ein neues Selbstbewusstsein und Vertrauen vermittelte.“ Heute gelte seine Anteilnahme seiner Familie, „der ich viel Kraft wünsche.“

Krebs: Bereits vor 15 Jahren hatte er die Diagnose bekommen

Seit Monaten gab es immer wieder Berichte über den sich verschlechternden Gesundheitszustand des Sozialdemokraten – 15 Jahre dauerte sein Kampf gegen den Krebs.

Bereits 2004 hatte er die Diagnose Krebs erhalten. Zunächst verheimlichte er seine Krankheit. „Pflichtempfinden“ sei der Grund dafür gewesen, sagte er später in einem Interview. Er habe das Projekt der Lkw-Maut „um jeden Preis in die Scheune bringen“ und keine Schwäche zeigen wollen. „Hinterpommersche Sturheit und preußische Disziplin“ hat ihm seine Ehefrau deshalb attestiert. Zuletzt habe er laut Medienberichten kaum noch sprechen können, Interviews führte er im Februar per SMS.

1999 erhielt Manfred Stolpe das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern. 2006 wurde ihm der Verdienstorden des Landes Brandenburg und 2012 der Europäische Kulturpreis für Politik verliehen. (ses/dpa)