Washington. Viel Konkretes steht nicht in dem Papier, das Donald Trump und Kim Jong Un unterzeichnet haben. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Große Worte, wenig Konkretes – und ein historischer Händedruck von 13 Sekunden. Der Atom-Gipfel zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Diktator Kim Jong Un in Singapur ist vorüber. Begonnen hat der Kampf um die Deutungshoheit. Erfolg oder Misserfolg? Was bleibt hängen?

Was sind die größten Schwachstellen?

Sämtliche Beschlüsse über die künftige atomwaffenfreie Zone Nordkorea sind in der Sprache bombastisch („unerschütterliches Bekenntnis“), in der Sache jedoch durchweg vage gehalten. Zeitliche Festlegungen fehlen.

Selbst die im Vorfeld regelmäßig zu hörende Forderung der Amerikaner, der Verzicht Nordkoreas auf Atomwaffen müsse „vollständig, überprüfbar und unumkehrbar“ sein, hat es nicht in die feierlich unterzeichneten Dokumente geschafft.

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begründete dies mit „Zeitmangel“ und verwies auf zügig beginnende weitere Verhandlungsrunden. An dieser Stelle werfen ehemalige Regierungsvertreter ihn Washington ein, „waren die USA schon mehrfach mit Nordkorea“. Kims Vorgänger hätten ihre militärischen Ambitionen jedoch immer heimlich weitergetrieben.

Donald Trump und Kim Jong Un in Singapur

Gipfeltreffen in Singapur: Das ist der Moment, auf den alle gewartet haben. Das „Capella“ in Singapur, ein modernes Fünf-Sterne-Hotel in einem Haus aus britischen Kolonialzeiten, Ortszeit morgens um neun. Vor dem Eingang haben sie ein beeindruckendes Heer von Flaggen aufgestellt, alle in blau-weiß-rot. Sechs Mal das amerikanische Sternenbanner, sechs Mal die nordkoreanische Flagge mit dem Stern, genau abgezählt, schön nebeneinander. Davor ein roter Teppich.
Gipfeltreffen in Singapur: Das ist der Moment, auf den alle gewartet haben. Das „Capella“ in Singapur, ein modernes Fünf-Sterne-Hotel in einem Haus aus britischen Kolonialzeiten, Ortszeit morgens um neun. Vor dem Eingang haben sie ein beeindruckendes Heer von Flaggen aufgestellt, alle in blau-weiß-rot. Sechs Mal das amerikanische Sternenbanner, sechs Mal die nordkoreanische Flagge mit dem Stern, genau abgezählt, schön nebeneinander. Davor ein roter Teppich. © REUTERS | JONATHAN ERNST
Dann Auftritt Donald Trump von rechts, Kim Jong Un von links. Der US-Präsident im dunklen Anzug mit roter Krawatte, Nordkoreas Machthaber im seinem typischen Anzug mit Stehkragen, ganz in schwarz.
Dann Auftritt Donald Trump von rechts, Kim Jong Un von links. Der US-Präsident im dunklen Anzug mit roter Krawatte, Nordkoreas Machthaber im seinem typischen Anzug mit Stehkragen, ganz in schwarz. © dpa | Evan Vucci
Es ist ein historischer Handschlag, der an diesem 12. Juni 2018 passiert. Es ist das erste Treffen zwischen einem Machthaber Nordkoreas und einem amtierenden US-Präsidenten.
Es ist ein historischer Handschlag, der an diesem 12. Juni 2018 passiert. Es ist das erste Treffen zwischen einem Machthaber Nordkoreas und einem amtierenden US-Präsidenten. © dpa | Evan Vucci
Noch am 24. Mai hatte Donald Trump das Treffen abgesagt, seinen Kurs aber schnell wieder revidiert.
Noch am 24. Mai hatte Donald Trump das Treffen abgesagt, seinen Kurs aber schnell wieder revidiert. © dpa | Evan Vucci
Der Handschlag des Jahres: Kim, mit mutmaßlich 34 Jahren weniger als halb so alt wie Trump, ist zu hören, wie er sagt: „Schön Sie zu treffen, Herr Präsident“.
Der Handschlag des Jahres: Kim, mit mutmaßlich 34 Jahren weniger als halb so alt wie Trump, ist zu hören, wie er sagt: „Schön Sie zu treffen, Herr Präsident“. © Getty Images | Handout
Der 71-Jährige grinst zurück, greift dem anderen zwei Mal an die Schulter. So kann man zeigen, wer die Oberhoheit hat.
Der 71-Jährige grinst zurück, greift dem anderen zwei Mal an die Schulter. So kann man zeigen, wer die Oberhoheit hat. © REUTERS | JONATHAN ERNST
Und das ist dann der Beginn eines Gipfels, auf den jetzt drei Monate lang hingearbeitet wurde, mit viel Drama zwischendurch. Bis ins Details haben die Protokoll-Leute am Programm gefeilt: Flaggen, Sitzordnung, Essensfolge und so. Allein schon, bis feststand, dass das Treffen in Singapur stattfinden würde und dann auch der genaue Tagungsort: die Vergnügungsinsel Sentosa.
Und das ist dann der Beginn eines Gipfels, auf den jetzt drei Monate lang hingearbeitet wurde, mit viel Drama zwischendurch. Bis ins Details haben die Protokoll-Leute am Programm gefeilt: Flaggen, Sitzordnung, Essensfolge und so. Allein schon, bis feststand, dass das Treffen in Singapur stattfinden würde und dann auch der genaue Tagungsort: die Vergnügungsinsel Sentosa. © REUTERS | JONATHAN ERNST
Es gab zum Auftakt freundliche Worte und Gesten.
Es gab zum Auftakt freundliche Worte und Gesten. © REUTERS | JONATHAN ERNST
Erstes Gespräch in größerer Runde: An dem Treffen unter Leitung von US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un nahmen unter anderem die Außenminister beider Seiten teil.
Erstes Gespräch in größerer Runde: An dem Treffen unter Leitung von US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un nahmen unter anderem die Außenminister beider Seiten teil. © dpa | Evan Vucci
Mehr Händeschütteln, wenn man schon mal die Gelegenheit hat.
Mehr Händeschütteln, wenn man schon mal die Gelegenheit hat. © Getty Images | Handout
Nie zuvor ist ein amtierender amerikanischer Präsident mit einem Führer des isolierten Landes zusammengetroffen. Das Treffen ist schon deswegen heftig umstritten, weil Kim sein Land diktatorisch regiert, massiv gegen Menschenrechte verstößt und nach Schätzungen der US-Regierung 80.000 bis 120.000 Menschen in teils schlimmen Verhältnissen in Arbeitslagern gefangen hält.
Nie zuvor ist ein amtierender amerikanischer Präsident mit einem Führer des isolierten Landes zusammengetroffen. Das Treffen ist schon deswegen heftig umstritten, weil Kim sein Land diktatorisch regiert, massiv gegen Menschenrechte verstößt und nach Schätzungen der US-Regierung 80.000 bis 120.000 Menschen in teils schlimmen Verhältnissen in Arbeitslagern gefangen hält. © REUTERS | JONATHAN ERNST
Den USA geht es auch darum, dass Pjöngjang seine Langstreckenraketen sowie jene Raketen mit kürzerer Reichweite beseitigt, die zwar nicht die USA, aber Südkorea oder Nachbarn wie Japan treffen
Den USA geht es auch darum, dass Pjöngjang seine Langstreckenraketen sowie jene Raketen mit kürzerer Reichweite beseitigt, die zwar nicht die USA, aber Südkorea oder Nachbarn wie Japan treffen © Getty Images | Handout
Zum Auftakt machte Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un deutlich, ein neues Kapitel in den angespannten Beziehungen zu den USA aufschlagen zu wollen. „Alte Praktiken und Vorurteile haben gegen uns gearbeitet. Aber wir haben sie alle überwunden. Und jetzt sind wir hier“, sagte Kim vor laufenden Kameras, als sie sich zu einer persönlichen Unterredung in der Bücherei des Hotels niederließen.
Zum Auftakt machte Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un deutlich, ein neues Kapitel in den angespannten Beziehungen zu den USA aufschlagen zu wollen. „Alte Praktiken und Vorurteile haben gegen uns gearbeitet. Aber wir haben sie alle überwunden. Und jetzt sind wir hier“, sagte Kim vor laufenden Kameras, als sie sich zu einer persönlichen Unterredung in der Bücherei des Hotels niederließen. © dpa | Evan Vucci
„Ich fühle mich wirklich gut, wir werden ein gutes Gespräch haben“, sagte Trump. „Wir werden ein großartiges Verhältnis haben, kein Zweifel.“ Auch zeigte der US-Präsident in der ihm eigenen Art mit dem Daumen nach oben. „Wir werden ungemein erfolgreich sein.“
„Ich fühle mich wirklich gut, wir werden ein gutes Gespräch haben“, sagte Trump. „Wir werden ein großartiges Verhältnis haben, kein Zweifel.“ Auch zeigte der US-Präsident in der ihm eigenen Art mit dem Daumen nach oben. „Wir werden ungemein erfolgreich sein.“ © dpa | Evan Vucci
Kim Jong Un wich Fragen nach atomarer Abrüstung während des Treffens mehrfach aus. Beim Gang zu einem weiteren Gespräch reagierte Kim drei Mal nicht auf entsprechende Reporterfragen.
Kim Jong Un wich Fragen nach atomarer Abrüstung während des Treffens mehrfach aus. Beim Gang zu einem weiteren Gespräch reagierte Kim drei Mal nicht auf entsprechende Reporterfragen. © REUTERS | JONATHAN ERNST
Den zweimaligen Zuruf „Werden Sie denuklearisieren?“ ignorierte er ebenso wie den anschließenden Zuruf „Herr Kim, werden Sie Ihre Atomwaffen aufgeben?“ Die Zukunft des nordkoreanischen Atomprogramms war ein der zentralen Fragen des Treffens. Mit dem Wort „Denuklearisierung“ ist im engeren Sinne atomare Abrüstung gemeint.
Den zweimaligen Zuruf „Werden Sie denuklearisieren?“ ignorierte er ebenso wie den anschließenden Zuruf „Herr Kim, werden Sie Ihre Atomwaffen aufgeben?“ Die Zukunft des nordkoreanischen Atomprogramms war ein der zentralen Fragen des Treffens. Mit dem Wort „Denuklearisierung“ ist im engeren Sinne atomare Abrüstung gemeint. © REUTERS | JONATHAN ERNST
Trump und Kim einigten sich auf eine gemeinsame Vereinbarung.
Trump und Kim einigten sich auf eine gemeinsame Vereinbarung. © REUTERS | JONATHAN ERNST
Trump bezeichnete das Treffen mit Kim als Erfolg. Es sei besser gelaufen, als es jeder erwartet habe, sagte Trump am Dienstag in Singapur. „Es gab große Fortschritte - wirklich sehr positiv. Es ist besser gelaufen, als irgendjemand hätte erwarten können. Spitzenklasse.“
Trump bezeichnete das Treffen mit Kim als Erfolg. Es sei besser gelaufen, als es jeder erwartet habe, sagte Trump am Dienstag in Singapur. „Es gab große Fortschritte - wirklich sehr positiv. Es ist besser gelaufen, als irgendjemand hätte erwarten können. Spitzenklasse.“ © REUTERS | POOL
Der nächste Fototermin: Die Vereinbarung soll unterschrieben werden.
Der nächste Fototermin: Die Vereinbarung soll unterschrieben werden. © Getty Images | Handout
In dem Dokument erklären der US-Präsident und Nordkoreas Machhaber: 1. Die Vereinigten Staaten und die Demokratischen Volksrepublik Korea (DVRK) verpflichten sich, neue Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und der DVRK zu schaffen im Einklang mit dem Wunsch der Völker beider Länder nach Frieden und Wohlstand. 2. Die Vereinigten Staaten und die Demokratische Volksrepublik Korea werden gemeinsame Bemühungen einsetzen zur Schaffung eines dauerhaften und stabilen Friedensregimes auf der koreanischen Halbinsel.
In dem Dokument erklären der US-Präsident und Nordkoreas Machhaber: 1. Die Vereinigten Staaten und die Demokratischen Volksrepublik Korea (DVRK) verpflichten sich, neue Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und der DVRK zu schaffen im Einklang mit dem Wunsch der Völker beider Länder nach Frieden und Wohlstand. 2. Die Vereinigten Staaten und die Demokratische Volksrepublik Korea werden gemeinsame Bemühungen einsetzen zur Schaffung eines dauerhaften und stabilen Friedensregimes auf der koreanischen Halbinsel. © Getty Images | Handout
3. In Bestätigung der Panmunjom-Erklärung vom 27. April 2018 verpflichtet sich die DVRK, auf eine vollständige Entnuklearisierung der koreanischen Halbinsel hinzuarbeiten. 4. Die Vereinigten Staaten und die DVRK verpflichten sich, die sterblichen Überreste der Kriegsgefangenen und Vermissten zurückzuführen, einschließlich der sofortigen Repatriierung derer, die bereits identifiziert wurden.
3. In Bestätigung der Panmunjom-Erklärung vom 27. April 2018 verpflichtet sich die DVRK, auf eine vollständige Entnuklearisierung der koreanischen Halbinsel hinzuarbeiten. 4. Die Vereinigten Staaten und die DVRK verpflichten sich, die sterblichen Überreste der Kriegsgefangenen und Vermissten zurückzuführen, einschließlich der sofortigen Repatriierung derer, die bereits identifiziert wurden. © Getty Images | Handout
Die Zeit auf dem Gipfeltreffen reichte Trump zufolge nicht, um Einzelheiten der atomaren Abrüstung Nordkoreas festzulegen. Der US-Präsident kündigte Gespräche über die Details der Entnuklearisierung Nordkoreas an. Dabei arbeiteten die USA auch mit Südkorea, Japan und China zusammen.
Die Zeit auf dem Gipfeltreffen reichte Trump zufolge nicht, um Einzelheiten der atomaren Abrüstung Nordkoreas festzulegen. Der US-Präsident kündigte Gespräche über die Details der Entnuklearisierung Nordkoreas an. Dabei arbeiteten die USA auch mit Südkorea, Japan und China zusammen. © Getty Images | Handout
„Viele Leute in der Welt werden dies für eine Art Fantasie halten, aus einem Science-Fiction-Film“, hatte Nordkoreas Machthaber Kim gesagt: Nicht nur Koreaner beobachteten das Treffen gebannt.
„Viele Leute in der Welt werden dies für eine Art Fantasie halten, aus einem Science-Fiction-Film“, hatte Nordkoreas Machthaber Kim gesagt: Nicht nur Koreaner beobachteten das Treffen gebannt. © REUTERS | TYRONE SIU
In Washington demonstrierten Menschen im Vorfeld des Gipfels vor dem Weißen Haus für Frieden.
In Washington demonstrierten Menschen im Vorfeld des Gipfels vor dem Weißen Haus für Frieden. © REUTERS | TOYA SARNO JORDAN
„Gespräche statt Krieg mit Nordkorea“, forderte dieser Demonstrant.
„Gespräche statt Krieg mit Nordkorea“, forderte dieser Demonstrant. © REUTERS | TOYA SARNO JORDAN
Seit Tagen war die Spannung weltweit gestiegen, vor allem aber auch in Singapur:  Karikaturen von US-Präsident Trump und des nordkoreanischen Machthabers Kim hingen vor einem Restaurant.
Seit Tagen war die Spannung weltweit gestiegen, vor allem aber auch in Singapur: Karikaturen von US-Präsident Trump und des nordkoreanischen Machthabers Kim hingen vor einem Restaurant. © dpa | Wong Maye-E
Das mexikanische Restaurant „Lucha Loco“ im Multi-Kulti-Viertel Chinatown in Singapur verkaufte diese Tacos. Sie wurden anlässlich des Gipfeltreffens kreiert.
Das mexikanische Restaurant „Lucha Loco“ im Multi-Kulti-Viertel Chinatown in Singapur verkaufte diese Tacos. Sie wurden anlässlich des Gipfeltreffens kreiert. © dpa | Wong Maye-E
Zwei Männer mit Humor verwirrten die Fußgänger in Singapur. Dennis Alan, Doppelgänger von US-Präsident Donald Trump, und Howard X, Doppelgänger des koreanischen Machthabers Kim Jong Un, spazierten durch die Stadt.
Zwei Männer mit Humor verwirrten die Fußgänger in Singapur. Dennis Alan, Doppelgänger von US-Präsident Donald Trump, und Howard X, Doppelgänger des koreanischen Machthabers Kim Jong Un, spazierten durch die Stadt. © dpa | Zubaidah Jalil
Diese Doppelgänger besichtigten den Stadtstaat Singapur schon ein paar Tage vor Ankunft der Regierungschefs.
Diese Doppelgänger besichtigten den Stadtstaat Singapur schon ein paar Tage vor Ankunft der Regierungschefs. © dpa | Wong Maye-E
Ein Schild wies vor dem Shangri-la Hotel auf Polizeikontrollen hin: Dort wohnte US-Präsident Trump mit seiner Delegation. Viele Straßen werden abgesperrt, etliche Wachposten werden aufgestellt.
Ein Schild wies vor dem Shangri-la Hotel auf Polizeikontrollen hin: Dort wohnte US-Präsident Trump mit seiner Delegation. Viele Straßen werden abgesperrt, etliche Wachposten werden aufgestellt. © dpa | Wong Maye-E
Seoul in Südkorea: Menschen demonstrierten mit Kerzen und Friedenssymbolen für einen erfolgreichen Ausgang des USA-Nordkorea-Gipfeltreffens in Singapur. Sie hoffen auf Frieden mit dem Nachbarland.
Seoul in Südkorea: Menschen demonstrierten mit Kerzen und Friedenssymbolen für einen erfolgreichen Ausgang des USA-Nordkorea-Gipfeltreffens in Singapur. Sie hoffen auf Frieden mit dem Nachbarland. © dpa | Lee Jin-Man
Der ehemalige US-Profi-Basketballer Dennis Rodman hatte angekündigt, dass er ebenfalls zum Gipfeltreffen in Singapur wolle. Er ist laut eigenen Angaben mit Kim Jong-un und Donald Trump befreundet. (Archivfoto)
Der ehemalige US-Profi-Basketballer Dennis Rodman hatte angekündigt, dass er ebenfalls zum Gipfeltreffen in Singapur wolle. Er ist laut eigenen Angaben mit Kim Jong-un und Donald Trump befreundet. (Archivfoto) © dpa | Kim Kwang Hyon
Singapur, Tag der Anreise von Trump und Kim: die Skyline des Bankenviertels.
Singapur, Tag der Anreise von Trump und Kim: die Skyline des Bankenviertels. © dpa | Wong Maye-E
Singapur, Insel Sentosa: In diesem Luxus-Resort trafen sich Donald Trump und Kim Jong Un am Dienstag.
Singapur, Insel Sentosa: In diesem Luxus-Resort trafen sich Donald Trump und Kim Jong Un am Dienstag. © dpa | Capella Singapore
Singapur, Insel Sentosa: Golfer spielen auf dem Sentosa Golf-Parcours.
Singapur, Insel Sentosa: Golfer spielen auf dem Sentosa Golf-Parcours. © dpa | Wallace Woon
Singapur am Tag der Anreise von Trump und Kim: Schwer bewaffnete Polizisten stehen vor dem St. Regis Hotel. Hier übernachtet der nordkoreanische Machthaber. Das Hotel von Donald Trump ist nicht weit entfernt.
Singapur am Tag der Anreise von Trump und Kim: Schwer bewaffnete Polizisten stehen vor dem St. Regis Hotel. Hier übernachtet der nordkoreanische Machthaber. Das Hotel von Donald Trump ist nicht weit entfernt. © dpa | --
Die Ankunft von Nordkoreas Machthaber: Kim Jong Un kam mit einer Air-China-Maschine.
Die Ankunft von Nordkoreas Machthaber: Kim Jong Un kam mit einer Air-China-Maschine. © dpa | Terence Tan
Begrüßt wurde er am Sonntag am Flughafen von Vivian Balakrishnan, dem Außenminister Singapurs.
Begrüßt wurde er am Sonntag am Flughafen von Vivian Balakrishnan, dem Außenminister Singapurs. © dpa | Terence Tan
Am Sonntagabend landete auch die Präsidentenmaschine „Air Force One“ in Singapur.
Am Sonntagabend landete auch die Präsidentenmaschine „Air Force One“ in Singapur. © dpa | Evan Vucci
Auf seiner Fahrt zum Hotel winkte Donald Trump aus dem Auto.
Auf seiner Fahrt zum Hotel winkte Donald Trump aus dem Auto. © dpa | -
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Wer hat welche Atomwaffen auf der koreanischen Halbinsel?

Amerika hatte seine Atomwaffen (in der Spitze fast 1000) Anfang der 90er Jahre unter Präsident George H.W. Bush aus Südkorea abziehen lassen. Nordkorea hat spätestens seit 2005 ein Arsenal von 30 bis 60 Atom-Sprengköpfen entwickelt und die dazu nötigen Träger-Raketen, die laut Pentagon Ziele in Amerika erreichen könnten.

Unabhängige Informationen dazu gibt es nicht, weil Nordkorea hermetisch abgeschottet ist und keine auswärtigen Kontrolleure ins Land lässt.

Was bedeutet das Bekenntnis Nordkoreas zur „vollständigen Denuklearisierung“ der koreanischen Halbinsel?

Trump geht davon aus, dass der von Experten auf 15 Jahre taxierte Prozess des Atomwaffenabbaus „sehr, sehr schnell“ beginnt und von internationalen Akteuren überprüft werden kann. Er entnimmt seine Zuversicht den Gesprächen mit

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, die „ehrlich und direkt“ verlaufen seien.

Nordkorea, das wurde bereits vor dem Gipfel deutlich, versteht darunter etwas anderes: eine „schrittweise und synchrone“ Abrüstung auf beiden Seiten. Inklusive Lockerung der Sanktionen, die das bitterarme Land strangulieren. Und Für Kim Jong Un zählt auch ein Teilabzug der US-Truppen in Südkorea dazu.

Trump hat sich dazu nicht verbindlich geäußert. Eine Ende der Sanktionen werde es erst geben, „wenn wir sicher sind, dass Atomwaffen keine Rolle mehr spielen“, sagte er am Montag (Ortszeit). Als hoffnungsvolles Zeichen wertet Trump, dass Nordkorea just die Zerstörung eines Testgeländes für Raketenantriebe angeordnet habe.

Was sind die Sicherheitsgarantien Washingtons wert?

Es gibt bisher nichts Verbindliches, etwa eine schriftliche Erklärung, dass die USA in Nordkorea keinen Regimewechsel anstreben wird. Oder auch die für grausame Menschenrechtsverletzungen bekannte Führung Kims selbst dann unangetastet lassen, wenn die Atomwaffen vollständig abgebaut sein sollten.

Das weitreichendste Zugeständnis ist der von Trump angekündigte Verzicht auf die seit vielen Jahren mit dreistelligem Millionenaufwand durchgeführten Militärübungen mit Südkorea, von denen sich Pjöngjang bedroht fühlt. Der US-Präsident nennt sie plötzlich „teure, provokative Kriegsspiele“. Ob die Übungen sofort eingestellt werden oder erst nach belegbaren Abrüstungsanstrengungen Nordkoreas, ist unklar.

Trump hat zudem vorsichtig angedeutet, dass er die zurzeit rund 30.000 in Südkorea stationierten US-Soldaten perspektivisch abziehen will. Eine Richtungsentscheidung, die noch vor kurzem von Verteidigungsminister James Mattis relativiert wurde. „Wir bleiben, wo wir sind.“

Kann Trump mit einem Twitter-Kommentar alles wieder zerstören?

Damit muss man potenziell immer rechnen, aber diesmal wohl nicht so schnell. Anders als

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und beim Handelsstreit mit der EU hat sich der amerikanische Präsident gegenüber Kim eine auffällig wohlwollende Sprache angewöhnt. Die ist völlig frei von jenen feindseligen Tönen, die noch vor sechs Monaten zwischen beiden herrschte (Stichwort: „Raketenmann“ und „seniler Greis“).

Trump trifft Kim – historische Vereinbarung oder Nullnummer?

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    Weil die Absichtserklärungen von Singapur unscharf blieben, muss der notorisch ungeduldige Trump dem Projekt Zeit geben. Wie viel? Offen. Sollte Pjöngjang, womit manche Nordkorea-Experten rechnen, auf Zeit spielen oder wie früher tricksen, wird Trump mit bissigen Kommentaren nicht lange warten. Am Montag jedenfalls schloss er, wenn auch augenzwinkernd, nicht aus, dass er in sechs Monaten einen „Irrtum“ einräumen muss.

    Befinden sich Nord- und Südkorea auf dem Weg zur Wiedervereinigung? Und was wird dann aus Kim?

    Zum heutigen Zeitpunkt erscheint das als Wunschdenken. Ein offizieller Friedensvertrag einhergehend mit einer Entmilitarisierung der koreanischen Halbinsel – inklusive Annäherung der beiden gesellschaftlich, politisch und wirtschaftlich völlig unterschiedlichen Länder – wird nach Einschätzung von US-Experten ein „Generationen-Projekt mit ungewissem Ausgang“. Dem kommunistischen Diktator Kim Jong Un würde dabei ein Führungsanspruch unterstellt, der sich mit einer pluralen Demokratie wie Südkorea nicht verträgt.

    Als Zeichen des guten Willens auf Seiten Kims wird jedoch interpretiert, dass Pjöngjang bereit ist, gegenüber den USA und wohl auch Südkorea die sterblichen Überreste von Gefangenen und Vermissten aus dem Korea-Krieg herauszugeben, der 1953 mit einem Waffenstillstand endete.

    Was denken geflüchtete Nordkoreaner von Kims Auftritt?

    Das Echo der Nordkoreanischen Flüchtlinge ist gemischt. Ältere, wie der 51-Jährige Nordkoreaner Jay Cho verbrachte die erste Hälfte seines Lebens in Nordkorea und wohnt jetzt in Kalifornien. Er traue zwar Kim Jong Un nicht 100-prozentig über den Weg, aber hält dieses Treffen für „eine riesige Chance, vielleicht sogar für die Wiedervereinigung.“

    Der 31-jährige Nordkoreaner Seungmin Lee ist skeptischer. Der Student der Columbia-Universität in New York sagt: Kim Jong Un wird der Öffentlichkeit immer sagen, was sie hören will, um seine Wirtschaft anzukurbeln.“ Eine vollständige Denuklearisierung Nordkoreas kann er sich nicht vorstellen.

    Und die 24-Jährige Nordkoreanerin Park Yeonmi erwartet überhaupt nichts Gutes vom Gipfel: „Solange es nicht um die Menschenrechte und um das Schicksal der 25 Millionen Nordkoreaner im Land geht, wird sich nichts ändern.“

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      Hat Trump den Friedensnobelpreis verdient?

      Seine Anhänger würden ihm den Orden am liebsten morgen verleihen; schon weil Vorgänger Obama ihn (sehr früh) für seine Vision von einer atomwaffenfreien Welt bekommen hat. Andere Stimmen, darunter das nahezu komplette politische Establishment in den USA, sind zurückhaltender. Die Anbahnung eines Prozesses der Annäherung mit Nordkorea sei zwar „verdienstvoll“ aber noch nicht preiswürdig, sagen sie. Tenor: Noch sei in der Substanz nichts erreicht worden.

      Gelänge jedoch mittelfristig ein echter Friedensprozess, der das atomare Bedrohungspotenzial Nordkoreas nachweisbar beseitigt, würde nicht nur in den USA der Ruf nach der begehrten Auszeichnung für Trump parteiübergreifend lauter.

      Dabei ist es ein anderer Mann, der für seine geschickte Diplomatie tatsächlich den Friedensnobelpreis verdient hätte: Südkoreas Präsident Moon Jae In. Ohne sein unermüdliches Werben wäre der Gipfel von Singapur „nicht zustande gekommen“, sagen Diplomaten im US-Außenministerium im privaten Gespräch. Sie halten darum eine gemeinsame Auszeichnung für Trump, Moon und Kim Jong Un für vertretbar - „wenn es wirklich Ergebnisse gibt“.

      Welche Rolle spielen jetzt Russland und China?

      Trump muss mit beiden Großmächten, die sich gestern positiv über den Verlauf des Singapur-Treffen äußerten und Mithilfe angeboten haben, die weiteren Schritte koordinieren. Andernfalls könnte der erwünschte Abrüstungsprozess schon im Frühstadium an Fahrt verlieren.

      Die Interessenlagen sind dabei sehr verschieden. Moskau und Peking wollen Nordkorea zwar als Unruheherd ausgeschaltet wissen, gleichzeitig aber den Einfluss der Amerikaner in der Region zurückdrängen. Tokio und Seoul, als direkt betroffene Anrainer Nordkoreas, sind dagegen auf die Schutzmacht Amerika angewiesen.

      Weil Trump allen Beteiligten in der Vergangenheit „mehrfach auf die Füße getreten hat“, vor allem in Handelsfragen, rechnen Experten in Washingtoner Denkfabriken mit „Störmanövern“.