Berlin. Der österreichische TV-Moderator Armin Wolf interviewte Kremlchef Putin. Heraus kam ein bemerkenswertes Duell zweier Medienprofis.

Armin Wolf, Top-Moderator im österreichischen Fernsehen ORF, ist bekannt für seine Hartnäckigkeit in Interviews. Und Wladimir Putin, Präsident von Russland, ist berüchtigt für seine Art, missliebige Journalistenfragen abzubügeln. Am letzten Freitag trafen die beiden anlässlich von Putins Österreich-Visite zum Interview in Kreml zusammen (hier das Video). Und das klang dann beispielsweise so:

Wolf: „Es gibt von Ihnen sehr viele Fotos mit nacktem Oberkörper. Beim Reiten, beim Angeln, im Urlaub. Das ist für einen Präsidenten, für ein Staatsoberhaupt sehr ungewöhnlich – und diese Fotos werden aber nicht von irgendwelchen Paparazzi gemacht oder von Touristen, sondern die werden vom Kreml selbst veröffentlicht. Was sollen diese Bilder Russland und der Welt zeigen?“

Putin: „Sie haben gesagt, mit halbnacktem Körper, zum Glück nicht ganz nackt! Wenn ich Urlaub mache, halte ich es nicht für nötig, mich hinter den Büschen zu verstecken. Darin sehe ich überhaupt nichts Schlechtes!“

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Putin reagierte sauer auf Unterbrechungen

Dieser etwas launige Schlagabtausch steht am Ende des langen Gesprächs, bei dem sich die beiden Kontrahenten ansonsten wenig spaßig beharkten. ORF-Mann Wolf zeigte sich nicht nur bestens vorbereitet, er ließ auch nicht locker, wenn sich Putin bei Themen wie Ukraine oder Syrien in langatmige Monologe flüchtete. Mehrfach unterbrach Wolf Putins Redefluss – was dem gar nicht gefiel.

Putin und Wolf während des Interviews.
Putin und Wolf während des Interviews. © screenshot/ORF TVthek

„Wenn Sie die Geduld aufbringen, mir bis zum Ende zuzuhören, dann werden Sie meinen Standpunkt erfahren. Gut?”, raunzte Putin einmal sein Gegenüber an. Und später: „Sie haben mich übrigens schon wieder unterbrochen. Hätten Sie mich ausreden lassen, würden Sie verstehen, worum es geht. Ich werde also trotzdem zu Ende sprechen.” Nachfragen, nicht locker lassen – für den Kremlchef scheint dies einer Majestätsbeleidigung gleichzukommen.

Wie es zu dem Interview kam, wie Wolf sich vorbereitete und welche Vorgaben die russische Seite machte, etwa bei den Themen oder der Autorisierung der Zitate, das schildert Armin Wolf ausführlich in seinem Blog.

Aus den laut ORF vereinbarten 30 Minuten für das Gespräch wurden letztlich mehr als 50 Minuten. Selbst als Interviewer Wolf anmerkte, Putins Berater würden von außen signalisieren, man möge doch bitte zum Ende kommen, blieb der Präsident bei seinen langen Antworten. Man habe genug Zeit für alle Fragen und Antworten, beruhigte Putin.

Putin: „Ich erkläre es jetzt!“

Heftig wurde der Disput, als Wolf das Gespräch auf den Kreml-Kritiker Alexej Nawalny brachte. Warum Putin dessen Namen nie in den Mund nehme und warum Nawalny bei der Wahl nicht kandidieren durfte, wollte Wolf wissen. Putin reagierte wieder mit einem ausschweifenden Monolog, Wolf ging wieder dazwischen. Darauf Putin barsch: „Ich erkläre es jetzt!“ Und dann: „Wenn die eine oder andere politische Kraft nur einige wenige Prozentpunkte erreicht oder gar einige hundertstel Prozentpunkte, was soll das dann überhaupt? Was sollen wir mit solchen Clowns?“

Aus seiner Zeit in der DDR spricht Putin fließend Deutsch. Schon während des Gesprächs streute Putin mehrfach kurze deutsche Sätze ein. „Seien Sie bitte so nett“, bat Putin einmal um Geduld für eine erneut ausführliche Antwort. Ganz am Ende des Interviews bat Wolf seinen Gesprächspartner dann um ein paar Worte auf Deutsch. Darauf Putin: „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!“

Lesen Sie hier das komplette Interview im Wortlaut.