Barcelona. Carles Puigdemont wurde in Schleswig-Holstein festgenommen. Die Entscheidung über eine Auslieferung fällt wohl nicht mehr diese Woche.

Der in Deutschland festgenommene ehemalige katalanische Regionalpräsident Carles

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bleibt in Gewahrsam. Das Amtsgericht Neumünster sprach am Montag eine sogenannte Festhalteanordnung aus. Das teilte der leitende Oberstaatsanwalt Georg Güntge mit.

Über eine Auslieferung des in Deutschland festgenommenen ehemaligen katalanischen Regionalpräsidenten Carles Puigdemont wird unterdessen voraussichtlich nicht mehr diese Woche entschieden. Dies sei eher unwahrscheinlich, sagte eine Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft am Montag in Schleswig auch mit Blick auf die Osterfeiertage.

Es gibt eine Frist von 60 Tagen, die ein Festgenommener bei einer Auslieferungsfrage in Haft bleiben darf. Dies sei aber eine Sollfrist, sagte eine Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft. Es gebe viele Auslieferungsverfahren, die länger dauerten.

In diesem Fall wird aber bisher nicht damit gerechnet, dass die Frist ausgeschöpft wird. Über die Frage, ob Puigdemont in Auslieferungshaft zu nehmen sei, entscheide zunächst das Schleswig-Holsteinische Oberlandesgericht, erklärte Vize-Generalstaatsanwalt Ralph Döpper.

Kein Antrag auf politisches Asyl

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. Der 55-Jährige habe keine entsprechenden Pläne, sagte Jaume Alonso-Cuevillas am Montag im katalanischen Rundfunk.

Nach der Festnahme hatte es am Sonntag in Barcelona teils gewalttätige Kundgebungen gegeben. In Barcelona sollen nach Angaben der Gesundheitsbehörden 90 Menschen verletzt worden sein, darunter 20 Polizeibeamte. Weitere Verletzte habe es in anderen katalanischen Städten gegeben.

50.000 Demonstranten in Barcelona

Zu der Demonstration in Barcelona waren mehr als 50.000 Menschen gekommen. Die Teilnehmer der Veranstaltung hatten gegen die Festnahme Puigdemonts in Schleswig-Holstein demonstriert. Die Polizei setzte Schlagstöcke ein und gab auch Warnschüsse in die Luft ab.

Viele Verletzte bei Demos gegen Puigdemont-Festnahme

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    Es gab mindestens vier Festnahmen. Auch in anderen Städten Kataloniens gingen Menschen für Puigdemont auf die Straße. Bei Protesten in Lleida wurden sieben Menschen verletzt, in Tarragona eine Person.

    Carles Puigdemont in JVA Neumünster untergebracht

    In Barcelona kam es am Sonntag zu gewalttätigen Auseinandersetzungen.
    In Barcelona kam es am Sonntag zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. © dpa | Manu Fernandez

    Der ehemalige Regionalpräsident Puigdemont war am Sonntag laut Polizei bei der Einreise aus Dänemark auf einer Autobahnraststätte an der A7 bei Schleswig gestoppt worden. Grundlage war ein europäischer Haftbefehl.

    Puigdemont hatte sich in den vergangen Tagen zu Gesprächen im finnischen Parlament aufgehalten, am Freitag hielt er eine Rede an der Universität Helsinki. Anschließend wollte er nach Angaben seines Sprechers über Dänemark und Deutschland zurück nach Belgien reisen. Gegen Puigdemont wird in Spanien wegen des Unabhängigkeitsreferendums vom Oktober unter anderem wegen Rebellion ermittelt.

    Justizministerin Barley vermeidet politische Bewertung

    Spanien muss nach Angaben von Vize-Generalstaatsanwalt Döpper nun Unterlagen vorlegen, aus denen sich ein Grund für eine Auslieferung ergibt. Das Oberlandesgericht prüfe dann, ob eine Übergabe Puigdemonts an die spanischen Behörden rechtlich zulässig sei. Sollten keine rechtlichen Hindernisse einer Auslieferung im Wege stehen, entscheide anschließend die Generalstaatsanwaltschaft Schleswig, sagte Döpper.

    Puigdemont in Deutschland im Gefängnis

    Der katalanische Separatistenführer Carles Puigdemont ist in Deutschland festgenommen worden. Hintergrund ist ein europäischer Haftbefehl. In Spanien wird gegen Puigdemont wegen des verbotenen Unabhängigkeitsreferendums vom Oktober unter anderem wegen Rebellion ermittelt.
    Der katalanische Separatistenführer Carles Puigdemont ist in Deutschland festgenommen worden. Hintergrund ist ein europäischer Haftbefehl. In Spanien wird gegen Puigdemont wegen des verbotenen Unabhängigkeitsreferendums vom Oktober unter anderem wegen Rebellion ermittelt. © dpa | Manu Fernandez
    In diesem Fahrzeug soll der Politiker nach seiner Festnahme ins Gefängnis gebracht worden sein.
    In diesem Fahrzeug soll der Politiker nach seiner Festnahme ins Gefängnis gebracht worden sein. © REUTERS | FABIAN BIMMER
    Die Justiz in Schleswig-Holstein prüft derzeit, ob Puigdemont in Auslieferungshaft genommen wird. Eine Entscheidung wird für Montag erwartet.
    Die Justiz in Schleswig-Holstein prüft derzeit, ob Puigdemont in Auslieferungshaft genommen wird. Eine Entscheidung wird für Montag erwartet. © dpa | Carsten Rehder
    Der ehemalige Regionalpräsident Kataloniens wurde nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa in die Justizvollzugsanstalt Neumünster gebracht.
    Der ehemalige Regionalpräsident Kataloniens wurde nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa in die Justizvollzugsanstalt Neumünster gebracht. © REUTERS | FABIAN BIMMER
    Puigdemont war am Sonntagmittag nach Polizeiangaben bei der Einreise aus Dänemark auf einer Autobahnraststätte an der A7 bei Schleswig gestoppt worden.
    Puigdemont war am Sonntagmittag nach Polizeiangaben bei der Einreise aus Dänemark auf einer Autobahnraststätte an der A7 bei Schleswig gestoppt worden. © dpa | Benjamin Nolte
    In Barcelona versammelten sich Tausende Menschen aus Protest gegen die Festnahme des ehemaligen katalonischen Regionalpräsidenten.
    In Barcelona versammelten sich Tausende Menschen aus Protest gegen die Festnahme des ehemaligen katalonischen Regionalpräsidenten. © REUTERS | ALBERT GEA
    Sie fordern Deutschland auf, Puigdemont nicht auszuliefern.
    Sie fordern Deutschland auf, Puigdemont nicht auszuliefern. © dpa | Emilio Morenatti
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    Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) hielt sich am Sonntagabend mit einer politischen Bewertung zurück. In der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“ betonte sie, zunächst liege dieses Verfahren in den Händen der schleswig-holsteinischen Behörden. „Die ersten Schritte sind jetzt erst mal rein juristische und die gilt es jetzt erst mal abzuwarten.“

    Nach Ansicht des CDU-Europaabgeordneten Elmar Brok sollte sich Puigdemont in Spanien vor Gericht verantworten. „Puigdemont hat eindeutig gegen spanisches Recht und gegen die Verfassung verstoßen“, sagte Brok der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Ihm ist zu raten, die Sache friedlich zu beenden.“

    Die Linke fordert Freilassung

    Dagegen forderte die Linke eine sofortige Freilassung Puigdemonts. „Dialog ist das Gebot der Stunde, Puigdemont sollte auf freien Fuß kommen“, sagte der Linkenfraktionschef Dietmar Bartsch der Deutschen Presseagentur. Der europapolitische Sprecher der Linksfraktion, Andrej Hunko, nannte die Festnahme eine „Schande“: „Die Strafverfolgung ist ganz offensichtlich politisch motiviert.“

    Der Oberste Gerichtshof Spaniens hatte am Freitag Strafverfahren gegen Puigdemont und weitere zwölf Regionalpolitiker eröffnet. Gegen sieben Separatisten, die sich ins Ausland abgesetzt hatten, wurden neue Haftbefehle erlassen, darunter auch gegen Puigdemont. Ihm drohen in der Heimat bis zu 30 Jahre Haft. (dpa/rtr)