Berlin. CSU-Politiker Dobrindt findet den Aufnahmestopp für Ausländer bei der Essener Tafel nachvollziehbar. Er sieht Grenzen für Integration.

Anders als Bundeskanzlerin Angela Merkel hat CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt die Entscheidung der Essener Tafel verteidigt, kein Essen mehr an zusätzliche Ausländer auszugeben. Der Leiter der Essener Tafel vertrete eine Position, „die mir nachvollziehbar ist“, sagte Dobrindt am Dienstag in Berlin.

Er habe mit ihm telefoniert und sich über die Lage informiert. „Die ganze Diskussion zeigt, dass die Integrationsfähigkeit schlicht eine Grenze hat.“ Andere, auch ältere Bedürftige würden sich von der Tafel zurückziehen. Sozialsysteme oder der Wohnungsmarkt dürften nicht wegen der Vielzahl an Flüchtlingen an Grenzen stoßen. Es gebe ähnliche Probleme in anderen Regionen, habe eine Debatte in der Landesgruppe der Christlich Sozialen Union im Bundestag am Montagabend ergeben, sagte Dobrindt.

Merkel sieht Aufnahmestopp kritisch

Tafeln sind von Bürgern organisierte Hilfsangebote in vielen Städten, die Bedürftige mit Essen versorgen. Die Essener Tafel hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, weil sie einen Aufnahme-Stopp für ausländische Besucher beschlossen hatte. Dies war auch von Tafeln in anderen Städten und von Politikern kritisiert worden.

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„Da sollte man nicht solche Kategorisierungen vornehmen. Das ist nicht gut“, sagte die CDU-Chefin am Montag im RTL-Interview. „Aber es zeigt auch den Druck, den es gibt“, hatte sie hinzugefügt. (rtr)

Informationen zur Essener Tafel

Wie viele Menschen erreicht die Essener Tafel?

In 13 Verteilstellen gehen die Lebensmittel jede Woche an rund 6000 Menschen. Die Tafel beliefert darüber hinaus nach eigenen Angaben knapp 110 soziale und karitative Einrichtungen wie Mittagstische in sozialen Brennpunkten oder Anlaufstellen für Obdachlose mit weiteren rund 10 000 Menschen. Bundesweit verteilen die Tafeln die Lebensmittel regelmäßig an bis zu 1,5 Millionen Bedürftige.

Wer macht die Arbeit?

In Essen sind es 120 ehrenamtliche Helfer, die Lebensmittel sammeln, sortieren und verteilen. Die Waren werden von Lebensmittelmärkten, Produzenten, Großhändlern und Bäckereien gespendet. Mit sechs Kühlfahrzeugen sammeln die Ehrenamtlichen die Waren ein und bringen sie zu den Ausgabestellen.

Wer darf zur Essener Tafel gehen?

Jeder, der seine Bedürftigkeit nachweisen kann: Empfänger müssen Hartz IV, Grundsicherung oder Wohngeld beziehen. In Essen erhalten die Kunden nach erfolgreicher Anmeldung eine Kundenkarte und eine feste Abholzeit einmal in der Woche. Bei der Anmeldung muss sich der Kunde entscheiden, an welcher der Verteilstellen er die Lebensmittel erhalten möchte. Jeder Erwachsene muss pro Ausgabe einen Euro Schutzgebühr bezahlen. Wer seinen Termin nicht einhalten kann, muss sich telefonisch abmelden. Wer das drei Mal versäumt, verliert die Berechtigung. (dpa)

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