Berlin/Essen. Moderatorin Dunja Hayali kritisiert die Essener Tafel für den Aufnahmestopp von Ausländern – und verteidigt die ehrenamtlichen Helfer.

Seit die Essener Tafel Berechtigungen zum Empfang von Lebensmitteln nur noch an Bürger mit deutschem Ausweis vergibt, hatte es massive Kritik an der Entscheidung gegeben. Nun schaltet sich die Fernsehmoderatorin Dunja Hayali in die Debatte ein und wirft der

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vor, mit ihrem Vorgehen Konflikte zu verschärfen.

„Es ist nicht besonders schlau, am unteren Ende unserer Gesellschaft ,Hunger Games’ zu veranstalten und Deutsche gegen Ausländer auszuspielen. Also Menschen gegen Menschen“, schreibt sie in einem Facebook-Post. Es gebe bessere Verfahren, einen Ausgleich herzustellen, „wie Punktesysteme, häufigere Öffnungszeiten, Losverfahren und anderes.“

Chef der Tafel distanziert sich

Die Tafel in Essen vergibt Kundenkarten seit dem 10. Januar vorübergehend nur noch an deutsche Staatsbürger. Begründet wird dies mit einem angeblich zu hohen Anteil an Ausländern, weshalb sich etwa viele ältere Menschen nicht mehr wohlfühlten und das Hilfsangebot nicht mehr wahrnähmen. Der Vorsitzende des Bundesverbands der Tafeln, Jochen Brühl, hatte sich davon distanziert. „Für Tafeln zählt die Bedürftigkeit, nicht die Herkunft“, sagte er.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich am Montag zu dem Vorgehen der Tafel geäußert. „Da sollte man nicht solche Kategorisierungen vornehmen. Das ist nicht gut“, sagte Merkel. Aber die Entscheidung der Ehrenamtlichen in Essen zeige auch „den Druck, den es gibt“, und wie viele Bedürftige auf Lebensmittelspenden angewiesen seien.

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Symptom für soziale Probleme

Auch Hayali sieht die Entscheidung der Tafel als Symptom für die sozialen Probleme in Deutschland. „Essen zeigt eben auch auf, was da in unserem Land gerade passiert“, schreibt sie weiter. Es gebe ein ernsthaftes Problem. Der Job der Tafeln sei nun mal nicht die Flüchtlingshilfe an sich.

„In manchen sozialen Brennpunkten fühlt sich die angestammte, eingesessene Bevölkerung an den Rand gedrängt. Sie fühlt sich dort (und vielleicht ist sie es auch faktisch) als die vernachlässigte Minderheit im ,eigenen Land’“, sagt Hayali.

Hayali: Man sollte Helfern zuhören

Hayali verteidigt gleichzeitig die ehrenamtlichen Helfer der Tafel gegen Rassismus-Vorwürfe. „Es wäre grundfalsch, die Mitarbeiter*innen unter Diskriminierungsverdacht zu stellen oder sie gar zu Rassisten zu stempeln.“ Die Tafeln seien keine politische Bewegung. Die Helfer erlebten jeden Tag hautnah, was Armut bedeute. „Deshalb sollte man ihnen unbedingt zuhören“, schreibt die Moderatorin.

Der Vorstand der Essener Tafel kommt nach dem umstrittenen Aufnahmestopp für Ausländer am Dienstag zu einer Krisensitzung zusammen, um über mögliche Konsequenzen zu beraten. Zu den Inhalten machte der Vereinsvorsitzende Jörg Sartor keine näheren Angaben. Beobachter gehen davon aus, dass der Vorstand am Mittag über alternative Möglichkeiten beraten wird, die Essensausgabe zu regulieren. (br/dpa)