Berlin. Katarina Barley hat gute Chancen, Ministerin zu werden und Sigmar Gabriel zu beerben. Die SPD muss beim Personal bald Farbe bekennen.

Es ist eine steile politische Karriere, die Katarina Barley bereits hingelegt hat: Noch vor vier Jahren arbeitete sie als Referentin im Justizministerium in Rheinland-Pfalz und war SPD-Kreisvorsitzende in Trier. Jetzt könnte die Juristin die erste deutsche Außenministerin werden.

Der Name der amtierenden Familienministerin fällt immer wieder, wenn es um die Frage geht, wer das Amt besetzen könnte. Die SPD hatte es sich in den Koalitionsverhandlungen mit der Union gesichert. Aber Noch-SPD-Chef Martin Schulz nahm sich mit seinem kompletten Rückzug selbst aus dem Rennen. Und

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hatte auch schon vor seinen verbalen Ausfällen gegen Schulz in der Partei so wenig Rückhalt, dass eine erneute Berufung unwahrscheinlich erscheint.

Barley könnte für einen Neuanfang stehen

Barley dagegen ist mit ihren 49 Jahren nicht nur relativ jung. Sie wäre auch ein vergleichsweise neues Gesicht in der Riege der SPD-Minister und könnte damit für den Neuanfang stehen, nach dem die Partei derzeit verzweifelt sucht. Sollte die SPD-Basis der

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zustimmen, dann kann die Partei sechs Ministerposten in der neuen Regierung besetzen. So viele stellen die Sozialdemokraten bereits jetzt. Neben Barley gilt aber auch Justizminister Heiko Maas (51) als ein aussichtsreicher Kandidat für das Auswärtige Amt.

Genug Selbstbewusstsein habe Barley für den Posten der Außenministerin, heißt es nun in der SPD. Persönlich erscheint Barley mit ihrem internationalen Hintergrund durchaus als geeignet: Als Tochter eines britischen Vaters besitzt sie neben dem deutschen auch einen britischen Pass. Einen Teil ihres Jura-Studiums absolvierte sie in Paris.

Außenpolitisch ist Barley aber komplett unerfahren, weshalb auch die wenigen Fachpolitiker, die die SPD auf diesem Feld vorzuweisen hat, als Ministerkandidaten genannt werden: Niels Annen, Rolf Mützenich oder Michael Roth, Staatsminister im Auswärtigen Amt. Aber auch sie müssen sich an Willy Brandt und Frank-Walter Steinmeier messen lassen, den einzigen beiden Außenministern, die die SPD je gestellt hat – wenn man das eine Jahr von Sigmar Gabriel außer Acht lässt.

Barley hat bisher keine sichtbaren Spuren hinterlassen

In ihren zwei Jahren als SPD-Generalsekretärin hat Barley gezeigt, dass sie vor allem auf Menschen zugehen kann. Sichtbare Spuren aber hat sie in der Zeit nicht hinterlassen. Im katastrophalen Wahlkampf der SPD galt sie dann im vergangenen Sommer sogar eher als Fehlbesetzung im Willy-Brandt-Haus.

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    überraschend als Ministerpräsidentin nach Mecklenburg-Vorpommern wechselte, wurde Barley auf das Ressort der Parteifreundin weggelobt. Zeit, um dort aufzufallen, hatte sie kaum. Inzwischen leitet sie in der geschäftsführenden Regierung kommissarisch auch das Arbeitsressort.

    Im Vergleich dazu führte Ministerkollege Heiko Maas sein Ressort eine ganze Regierungsperiode lang. Er hat zahlreiche – durchaus umstrittene – Gesetze vorzuweisen. Im Vergleich zu Barley bringt der Saarländer ein deutlich größeres politisches Gewicht auf die Waage.

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    Wenn der SPD-Parteivorstand sich an diesem Dienstag trifft, dann stehen Namen und Ministerposten offiziell nicht auf dem Programm. Als sicher gilt aber, dass das Spitzengremium Fraktionschefin Andrea Nahles zur kommissarischen Parteichefin bestellen wird. Möglicherweise wird aus diesem Anlass dann auch über andere Personalien gesprochen.

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      Klar ist aber, dass die SPD bald darüber entscheiden muss.

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      hat bereits angekündigt, ihre Kandidaten für ein Ministeramt noch vor dem CDU-Parteitag am 26. Februar bekanntzugeben. Das wäre vor dem Ende der SPD-Mitgliederabstimmung, weshalb die Partei unter Druck kommt, Farbe zu bekennen.

      Gegen Barleys Aufstieg könnte der Regionalproporz sprechen. Nahles wird Parteichefin, Malu Dreyer ist Vize – beide wie Barley aus Rheinland-Pfalz. Barley, Mutter von zwei Söhnen, lässt sich kein Wort über ihre Zukunft entlocken. Sie übe die Aufgaben im Familienministerium „mit großer Freude und Energie“ aus, sagte sie in einem Interview. Es werde zu viel über Personen gesprochen.