Hannover/Oldenburg. Die Bereitschaft zur Organspende sinkt stetig. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fordert darum neue rechtliche Regelungen.

Angesichts sinkender Organspender-Zahlen fordert der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach die Einführung einer Widerspruchslösung bei der Organspende. „Wer nicht spenden will, muss vorher ‘Nein’ sagen“, sagte der Bundestagsabgeordnete der in Oldenburg erscheinenden „Nordwest-Zeitung“.

Notwendig wäre ein Register, in das man sich eintragen kann, wenn man nicht bereit ist, zu spenden, so Lauterbach. „Wir können verlangen, dass sich jeder aktiv erklärt, der seine Organe im Todesfall nicht für das Leben anderer Menschen hergeben möchte.“

Organspende-Ausweis setzt zu hohe Hürden

Lauterbach reagierte damit auf die aktuelle Statistik der Deutschen Stiftung Organtransplantation, wonach im vergangenen Jahr nur 797 Menschen Organe gespendet haben, 60 weniger als im Vorjahr. Die Spendenbereitschaft sank damit auf den

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, wie die Stiftung am Montag in Frankfurt am Main mitteilte. Die Zahl der gespendeten Organe ging um 9,5 Prozent auf 2.594 zurück.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach fordert eine Widerspruchslösung bei der Organspende.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Karl Lauterbach fordert eine Widerspruchslösung bei der Organspende. © dpa | Kay Nietfeld

Durch den grenzüberschreitenden Organaustausch liegt die Zahl der transplantierten Organe in Deutschland etwas über der Summe der entnommenen Organe: Im vergangenen Jahr wurden in der Bundesrepublik 2764 Spenderorgane erfolgreich verpflanzt. Im Vergleichszeitraum 2016 konnten bundesweit noch 3049 Organe transplantiert werden.

Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Lauterbach, kritisierte die rechtlichen Regelungen zur Organentnahme in Deutschland. Wenn Organe nur Menschen entnommen werden dürften, die einen Organspende-Ausweis bei sich führten, setze dies „zu hohe Hürden“. Das Routineverhalten bleibe so die Nicht-Spende. Die verschiedenen Skandale um

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wirkten noch nach und hätten das Vertrauen der Menschen in den Umgang mit ihren Organen nachhaltig beschädigt.

Zu wenig Werbung für Organspenden

„Es wird in Deutschland viel zu wenig für Organspenden geworben“, kritisierte Lauterbach. Der Wert der Organspende sei den Menschen gar nicht konkret bewusst. Sie wüssten nicht, was es heiße, verzweifelt auf ein Organ zu warten.

Die Stiftung Organtransplantation monierte, dass auf den Intensivstationen der Krankenhäuser die Möglichkeit der Organspende oft nicht beachtet werde. Sie forderte deshalb, die Rolle der Transplantationsbeauftragten in den bundesweit 1250 Entnahmeklinken zu stärken.

Die Geschäftsführende Ärztin der Stiftung in Nordrhein-Westfalen, Ulrike Wirges, sagte im Deutschlandfunk, Transplantationsbeauftragte müssten von der Klinikleitung unterstützt und freigestellt werden. Dies sei bislang nur in Bayern gesetzlich garantiert. Häufig würden Transplantationsbeauftragte nicht in die Frage einbezogen, ob eine Spende möglich wäre – sei es aus Unkenntnis oder aus Zeitgründen. (epd)