Berlin. Nordkorea, Iran, Jerusalem: Donald Trumps Außenpolitik versendet regelmäßig Schockwellen. Wie gefährlich ist das?, fragte Anne Will.

Innenpolitisch ist Donald Trump durch die Russland-Ermittlungen unter Druck, außenpolitisch schafft er derweil immer neue Konfliktzonen. Nachdem der US-Präsident den Streit mit Nordkorea durch seine „Feuer und Wut“-Äußerungen verstärkt hatte, war zuletzt der Nahe Osten dran: Die Region ist in Aufruhr, seit Trump Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt hat.

Das Thema beschäftigte am Sonntagabend auch Anne Will. „Wie gefährlich ist Trumps Außenpolitik?“, fragte Will ihre Gäste.

Der Trump-Versteher

Erstaunlich verständnisvoll zeigte sich Michael Wolffsohn. „Ich sehe nicht, dass er mit dem Feuer spielt“, sagte der Historiker. Schließlich habe Trump nur die Realität ausgesprochen, nämlich das West-Jerusalem die Hauptstadt von Israel sei. „Das muss man anerkennen, sonst wird man das Problem nicht lösen können.“ Immerhin seien die jahrzehntelangen Friedensbemühungen ohne diese Feststellung erfolglos gewesen.

Der Historiker Prof. Dr. Michael Wolffsohn.
Der Historiker Prof. Dr. Michael Wolffsohn. © imago/Müller-Stauffenberg | imago stock&people

Doch ist Trumps Entscheidung nicht praktisch eine Absage an die Zwei-Staaten-Lösung, die von der Weltgemeinschaft bisher als einzige Option für dauerhaften Frieden gesehen wurde? Selbst wenn, für Wolffsohn wäre das unproblematisch: „Die Zwei-Staaten-Lösungen ist nicht praktikabel“, sagte er. Stattdessen müsse es eine Art Konföderation geben, die aber letztlich in einem Staate Israel verortet sei. „Ich bin kein Trump-Anhänger, aber ich versuche zu fragen, ob das nicht auch eine Chance ist“, befand der Historiker.

Der Trump-Kritiker

Dem widersprach Jean Asselborn vehement. „So könnte man auch sagen, dass die Krim bei Russland bleibt – das ist derzeit auch ein Fakt“, sagte er an Wolffsohn gewandt. Eine Ein-Staaten-Lösung werde zu einem Apartheidsstaat führen, warnte Asselborn. Aus diesem Grund kritisierte er auch Bestrebungen insbesondere in osteuropäischen Staaten, es den USA in der EU gleich zu tun. „Jerusalem sollte nicht am Anfang stehen, sondern am Ende.“

Zugleich kritisierte Asselborn heftig die israelische Siedlungspolitik. „Stellen Sie sich vor, alle Nachbarn würden von Luxemburg Land nehmen und Zäune errichten“, sagte der Außenminister. „Das ist eine permanente Provokation und gegen die Würde der Palästinenser.“

Die Trump-Analytiker

Doch was will Trump eigentlich? Zu dieser zentralen Frage hatte Stefan Niemann eine These anzubieten. „Innenpolitisch ist er mit der Entscheidung kein Risiko eingegangen“, sagte der Leiter ARD-Studio Washington. Schließlich seien die Evangelikalen und damit seine wichtigsten Wähler für den Schritt. „Trump wollte punkten und ein Wahlversprechen einlösen.“ Das aber sei außenpolitisch teuer erkauft worden. „Die Frage ist, was er dafür bekommen hat“, sagte Niemann.

US-Präsident Donald Trump und seine Außenpolitik waren am Sonntagabend die Themen bei Anne Will im Ersten.
US-Präsident Donald Trump und seine Außenpolitik waren am Sonntagabend die Themen bei Anne Will im Ersten. © REUTERS | CARLO ALLEGRI

Diese These konnte die Irene Dische bestätigen. „Viele Amerikaner, vor allem die Evangelikalen, lieben ihn“, berichtete die deutsch-amerikanische Schriftstellerin. „Sie empfinden seine Ruppigkeit und seine Dummheit als Ehrlichkeit.“

Und auch Cem Özdemir sah den Schritt in erster Linie innenpolitisch motiviert. Dem Frieden aber nutze das nicht, im Gegenteil: „Alle autoritären Herrscher freuen sich.“

Der Satz des Abends

Kam von Dische. Zwischendurch entfuhr es ihr:„Warum nimmt man Trump überhaupt ernst? Er weiß doch gar nicht was Ost- und Westjerusalem ist.“

Das Fazit

Talkshows über Donald Trump sind immer ein wenig unbefriedigend. Schließlich kommen sie kaum umhin, das Vorgehen des US-Präsident rational erklären zu müssen. Klar, dass man dabei nur spekulieren kann.

Dieser Ausgabe von Anne Will kann man aber zugute halten, dass die Diskussion rege war – und viele unterschiedliche Lesarten angeboten wurden. Und wer weiß, vielleicht ist es ja auch einfach so, wie Michael Wolffsohn vermutet: Dass Trump gar keine Strategie, sondern einfach nur eine Methode hat. „Er ist ein Elefant im Porzellanladen.“

• Hier geht’s zur Sendung „Anne Will“ in der ARD-Mediathek