München. Am Mittwoch geht der NSU-Prozess weiter. Die Plädoyers der Nebenklage haben mit einem Angriff auf die Bundesanwaltschaft begonnen.

Im Münchner NSU-Prozess haben nach zwei Monaten Stillstand die Plädoyers der Nebenkläger begonnen – mit einem Frontalangriff auf die Bundesanwaltschaft:

Die Kölner Rechtsanwältin Edith Lunnebach, die Nebenkläger vertritt, warf Bundesanwalt Herbert Diemer und den Anklägern insgesamt unzureichenden Ermittlungseifer, eine Diskreditierung von NSU-Opfern und deren Angehörigen, Selbstgerechtigkeit und Unverschämtheiten gegenüber den Nebenklage-Anwälten vor.

Lunnebach: NSU war kein isoliertes Täter-Trio

Lunnebach kritisierte insbesondere, dass die Bundesanwaltschaft weiter davon ausgehe, dass es sich beim „Nationalsozialistischen Untergrund“ um eine lediglich aus drei Personen bestehende Terrorzelle gehandelt habe. „Ich weiß nicht, warum sich die Bundesanwaltschaft mit der einfachen Antwort und der Zuschreibung der Taten in die Isoliertheit des Trios zufriedengibt“, sagte die Rechtsanwältin, die eine iranischstämmige Familie vertritt, auf deren Geschäft der NSU einen Sprengstoffanschlag verübt haben soll.

Lunnebach vertrat unter anderem die Auffassung, dass an diesem Anschlag ein bislang unbekannter Mittäter beteiligt gewesen sein müsse. Sie kritisierte dabei auch, dass gegen einen namentlich bekannten Kölner Neonazi nur deshalb nicht ermittelt worden sei, weil er ein V-Mann des Verfassungsschutzes gewesen sei.

Seit September war Verhandlungspause

Weiter warf sie den Anklägern vor, weitergehende Aufklärungsbemühungen der Nebenklage immer wieder diskreditiert oder behindert zu haben. „Große Strafprozesse schreiben doch immer ein Stück Geschichte“, sagte sie. „In der Rückbetrachtung werden Sie sich in der Rolle des Bremsers wiederfinden.“

Befangenheitsanträge sorgen im NSU-Prozess für Verzögerungen

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    Der Prozess war im September ins Stocken geraten, nachdem die Bundesanwaltschaft plädiert hatte. Für Zschäpe, die als Mittäterin an den Morden und Anschlägen des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ angeklagt ist, forderte die Bundesanwaltschaft lebenslange Haft. (dpa)