Berlin. Zwischen FDP und Grünen bestehen in vielen Punkten erhebliche Differenzen. Am Donnerstag kommen die Parteien zu Sondierungen zusammen.

Nach den Einzelgesprächen mit der Unionsspitze treffen sich an diesem Donnerstagmittag die beiden kleineren potenziellen

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ARCHIV - ILLUSTRATION - Eine in den Boden gesteckte jamaikanischen Flagge weht vor dem Reichstag am 19.09.2005 in Berlin. (zu dpa „Unionsgerangel über Obergrenze auf dem Weg zu Jamaika“ vom 04.10.2017) Foto: Peter Endig/dpa-Zentralbild/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Von Alexander Kohnen und Kerstin Münstermann

zu einem ersten Meinungsaustausch. FDP und Grüne dürften dabei ausloten, in welchen Punkten Gemeinsamkeiten bestehen, die möglicherweise zusammen in die Gespräche mit der Union eingebracht werden könnten.

Allerdings bestehen auch zwischen den beiden kleineren Parteien zum Teil erhebliche Differenzen, etwa bei der Energie- und Klimapolitik oder der Europa- und Flüchtlingspolitik.

Zuversicht nach erstem Treffen am Mittwoch

Nach den ersten getrennten Vorgesprächen der Unionsspitze mit den Unterhändlern von Grünen und FDP hatten sich am Mittwoch alle Beteiligten zuversichtlich für weitere Sondierungsgespräche gezeigt. Sie machten aber auch keinen Hehl daraus, dass dies noch ein langer und schwieriger Weg sein wird.

Union und FDP zuversichtlich nach erster Jamaika-Sondierungsrunde

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    „Wir haben die Themenfelder beschrieben, die zu beackern sind“, sagte CSU-Chef Horst Seehofer am Abend nach dem Treffen mit den Grünen. Hieraus sollten die Generalsekretäre nun eine Reihenfolge erstellen, dann solle es dazu eine Grundsatzdiskussion geben.

    CDU-Generalsekretär: Zwei gute Gespräche

    Bei den ersten Gesprächen hätten sich alle Parteien „sehr homogen“ dargestellt, sagte Seehofer. Er verwies darauf, dass CDU und CSU für den Fall eines Dissenses bei Fachthemen eine Vereinbarung getroffen hätten: „Dann streiten wir uns nicht vor den anderen, sondern ziehen uns zurück und reden drüber“.

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    sprach am Abend von zwei guten Gesprächen mit Grünen und FDP. Man höre einander zu. Es sei aber auch deutlich geworden, dass es Trennendes gebe. Dies müsse jetzt überwunden werden. Aber das sei noch ein weiter Weg.

    Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt

    Sie sind das Spitzenduo von Bündnis 90/Die Grünen: Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt. Nachdem es zeitweise schlecht für die Partei aussah und sie um den Einzug in den Bundestag bangen musste, holten sie am Ende souverän 8,9 Prozent. Wir stellen die beiden Politiker vor.
    Sie sind das Spitzenduo von Bündnis 90/Die Grünen: Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt. Nachdem es zeitweise schlecht für die Partei aussah und sie um den Einzug in den Bundestag bangen musste, holten sie am Ende souverän 8,9 Prozent. Wir stellen die beiden Politiker vor. © picture alliance / Kay Nietfeld/ | dpa Picture-Alliance / Kay Nietfeld
    Nach der Wahl und einem Zugewinn von 0,5 Prozent im Vergleich zur Wahl 2013 scheint nun sogar eine Regierungsbeteiligung in einer Jamaika-Koalition möglich.
    Nach der Wahl und einem Zugewinn von 0,5 Prozent im Vergleich zur Wahl 2013 scheint nun sogar eine Regierungsbeteiligung in einer Jamaika-Koalition möglich. © imago/Jürgen Heinrich | Jürgen Heinrich
    Bei der Bundestagswahl 2013 mussten die Grünen noch eine Wahlniederlage eingestehen. Die Parteivorsitzenden Claudia Roth (l.) und Cem Özdemir (2.v.l.) sowie die Spitzenkandidaten Katrin Göring-Eckardt und Jürgen Trittin (r.) stellten sich einen Tag nach der Wahl in der Columbiahalle in Berlin der Presse.
    Bei der Bundestagswahl 2013 mussten die Grünen noch eine Wahlniederlage eingestehen. Die Parteivorsitzenden Claudia Roth (l.) und Cem Özdemir (2.v.l.) sowie die Spitzenkandidaten Katrin Göring-Eckardt und Jürgen Trittin (r.) stellten sich einen Tag nach der Wahl in der Columbiahalle in Berlin der Presse. © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Jens Büttner
    Für die Bundestagswahl 2017 sollte es besser werden: Denkbar knapp wählte die Grünen-Basis Parteichef Cem Özdemir zum Spitzenkandidaten. Diese Aufnahme zeigt Özdemir im März 1998 im Bonner Bundestag.
    Für die Bundestagswahl 2017 sollte es besser werden: Denkbar knapp wählte die Grünen-Basis Parteichef Cem Özdemir zum Spitzenkandidaten. Diese Aufnahme zeigt Özdemir im März 1998 im Bonner Bundestag. © picture-alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Tim Brakemeier
    Özdemir ist Sohn türkischer Gastarbeiter. Dieses Foto zeigt ihn mit Mutter Nihal und Vater Abdullah in seinem früheren Wahlkreisbüro in Ludwigsburg (Baden-Württemberg).
    Özdemir ist Sohn türkischer Gastarbeiter. Dieses Foto zeigt ihn mit Mutter Nihal und Vater Abdullah in seinem früheren Wahlkreisbüro in Ludwigsburg (Baden-Württemberg). © imago/Jürgen Eis | imago stock&people
    Gern erzählt Özdemir von seinem Aufwachsen zwischen zwei Kulturen in Bad Urach und von seiner Ausbildung als Erzieher. Integration ist eines der wichtigsten Themen des Politikers. Viele trauen ihm zu, in einer Koalition Außenminister zu werden.
    Gern erzählt Özdemir von seinem Aufwachsen zwischen zwei Kulturen in Bad Urach und von seiner Ausbildung als Erzieher. Integration ist eines der wichtigsten Themen des Politikers. Viele trauen ihm zu, in einer Koalition Außenminister zu werden. © picture alliance / Ulrich Baumga | dpa Picture-Alliance / Ulrich Baumgarten
    Özdemir trat im Alter von 16 Jahren den Grünen bei und erwarb mit 18 Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft.
    Özdemir trat im Alter von 16 Jahren den Grünen bei und erwarb mit 18 Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft. © picture-alliance/ dpa | dpa Picture-Alliance / Martin Gerten
    1994 zog er als erster Abgeordneter türkischer Herkunft in den Bundestag ein.
    1994 zog er als erster Abgeordneter türkischer Herkunft in den Bundestag ein. © picture alliance / Ulrich Baumga | dpa Picture-Alliance / Ulrich Baumgarten
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    Der Grünen-Abgeordnete im Gespräch mit der damaligen Bundestagpräsidentin Rita Süssmuth im Juni 1997 im Bundestag. © picture-alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Michael Jung
    Von 2004 bis 2009 war Özdemir Abgeordneter des EU-Parlaments.
    Von 2004 bis 2009 war Özdemir Abgeordneter des EU-Parlaments. © Getty Images | Pool
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    2002 schied er wegen einer Affäre um ein Darlehen aus dem Bundestag aus, seit 2013 gehört er ihm wieder an. © dpa | Michael Kappeler
    Seit 2008 ist Cem Özdemir Bundesvorsitzender der Grünen.
    Seit 2008 ist Cem Özdemir Bundesvorsitzender der Grünen. © imago | Seeliger
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    Spitzenkandidatin Kathrin Göring-Eckardt macht den Job nun schon zum zweiten Mal. © Reto Klar | Reto Klar
    Anders als Co-Kandidat Jürgen Trittin rückte sie nach der Wahl 2013 nicht in die zweite Reihe, sondern wurde Chefin der grünen Bundestagsfraktion. Das war sie auch schon von 2002 bis 2005.
    Anders als Co-Kandidat Jürgen Trittin rückte sie nach der Wahl 2013 nicht in die zweite Reihe, sondern wurde Chefin der grünen Bundestagsfraktion. Das war sie auch schon von 2002 bis 2005. © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Ole Spata
    Die in Friedrichroda in Thüringen geborene Göring-Eckardt studierte nach dem Abitur evangelische Theologie in Leipzig, brach das Studium aber 1988 ab.
    Die in Friedrichroda in Thüringen geborene Göring-Eckardt studierte nach dem Abitur evangelische Theologie in Leipzig, brach das Studium aber 1988 ab. © picture-alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Nestor Bachmann
    Göring-Eckardt arbeitete in der Wendezeit in den Oppositionsparteien „Demokratischer Aufbruch“, „Demokratie jetzt!“ und „Bündnis 90“ mit.
    Göring-Eckardt arbeitete in der Wendezeit in den Oppositionsparteien „Demokratischer Aufbruch“, „Demokratie jetzt!“ und „Bündnis 90“ mit. © picture-alliance / ZB | dpa Picture-Alliance / Heinz Hirndorf
    Nach der Fusion von „Bündnis 90“ mit den Grünen im Jahr 1993 hatte sie unterschiedliche Funktionen bei den Thüringer Grünen.
    Nach der Fusion von „Bündnis 90“ mit den Grünen im Jahr 1993 hatte sie unterschiedliche Funktionen bei den Thüringer Grünen. © picture-alliance / Sven Simon | dpa Picture-Alliance / SVEN SIMON
    Im Bundestag sitzt Göring-Eckardt seit 1998, wo sie von 2002 bis 2005 die Grünen-Fraktion leitete. Diese Aufnahme zeigt sie mit dem früheren Bundesaußenminister Joschka Fischer 2005.
    Im Bundestag sitzt Göring-Eckardt seit 1998, wo sie von 2002 bis 2005 die Grünen-Fraktion leitete. Diese Aufnahme zeigt sie mit dem früheren Bundesaußenminister Joschka Fischer 2005. © imago | photo2000
    Die Fraktionsvorsitzende der Grünen und die CDU-Vorsitzende Angela Merkel nahm im Januar 2005 beim Gedenkgottesdienst im Berliner Dom für die Opfer der Flutkatastrophe in Südasien teil.
    Die Fraktionsvorsitzende der Grünen und die CDU-Vorsitzende Angela Merkel nahm im Januar 2005 beim Gedenkgottesdienst im Berliner Dom für die Opfer der Flutkatastrophe in Südasien teil. © epd-bild/AP/Jockel Finck | Jockel Finck
    Elf Jahre später hält sie dort ihre erste Kanzelrede. Ihr Theologiestudium schloss die passionierte Joggerin nicht ab, in der evangelischen Kirche ist sie bis heute aktiv.
    Elf Jahre später hält sie dort ihre erste Kanzelrede. Ihr Theologiestudium schloss die passionierte Joggerin nicht ab, in der evangelischen Kirche ist sie bis heute aktiv. © Rolf Zoellner
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    Der fünffachen Großmutter liegt Soziales besonders am Herzen. Für Bürgerrechte argumentiert sie oft mit ihren Erfahrungen in der DDR. © ZB | Britta Pedersen
    Özdemir und Göring-Eckardt gelten als offen für Schwarz-Grün. Ob auch für eine Jamaika-Koaltion mit der FDP muss sich noch zeigen.
    Özdemir und Göring-Eckardt gelten als offen für Schwarz-Grün. Ob auch für eine Jamaika-Koaltion mit der FDP muss sich noch zeigen. © picture alliance / Wolfgang Kumm | dpa Picture-Alliance / Wolfgang Kumm
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    Auch Grüne sind zufrieden mit Treffen

    Die Parteichefin der Grünen, Simone Peter, twitterte: „Gesprächsatmosphäre mit #Union heute war konstruktiv und sachlich, wohlwissend, dass es viele Knackpunkte in den Sondierungen gibt.“ Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner äußerte sich ähnlich und sprach von einem guten und konstruktiven Treffen. Man habe über einige Themen gesprochen und nach Lösungen gesucht, wie der Zusammenhalt in der Gesellschaft verbessert werden könne.

    FDP-Wirtschaftsexperte Michael Theurer sagte dem „Handelsblatt“: „Es war das ernsthafte Bemühen spürbar, in den Sondierungen auszuloten, ob eine tragfähige Grundlage für eine Vier-Parteien-Konstellation gefunden werden kann“.

    CSU will Thema Asylpolitik möglichst früh behandeln

    Nach Angaben von CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt wird das Thema Asylpolitik bereits früh in den Sondierungen auf den Tisch kommen. Man müsse es „relativ am Anfang“ besprechen, „um nicht den Eindruck zu erwecken, dass man die schwierigen und komplexen Themen dann ganz am Schluss setzen will.“

    Am Freitag kommen alle drei Delegationen von Union, FDP und Grünen erstmals in großer Runde zusammen. Grundsätzlich wird mit langwierigen und schwierigen Gesprächen bis zu einer Koalitionsvereinbarung gerechnet. Ob diese schon vor Weihnachten steht oder überhaupt zustande kommt, ist offen. (dpa)