Berlin/Münster. In Deutschland ist eine Debatte über einen möglichen muslimischen Feiertag entbrannt. Ein Politologe sieht darin auch eine Chance.

Islamische Feiertage wären einem Experten für Religionspolitik zufolge eine berechtigte Anerkennung für Muslime in Deutschland. „Die Überlegung ist sinnvoll“, sagte der Politologe Ulrich Willems von der Universität Münster der Deutschen Presse-Agentur. Zwar sei es kaum machbar, allen Religionsgemeinschaften einen Feiertag zuzugestehen. Muslime machten aber rund fünf Prozent der deutschen Bevölkerung aus. „Das größte integrationspolitische Signal wäre ein Feiertag, der für alle Menschen im Bundesland gilt“, sagte Willems. Feiertage sind in Deutschland Ländersache, abgesehen vom Einheitstag am 3. Oktober.

Einerseits könnten Feiertage symbolische Anerkennung schaffen, erklärte Willems. Andererseits hätten sie eine praktische Funktion – etwa, einen ganzen Tag Gottesdiensten oder Prozessionen zu widmen. Der auf Politik und Religion spezialisierte Professor wirbt für eine pragmatische Herangehensweise. „In Mecklenburg-Vorpommern leben kaum Muslime, da hätte das weniger Sinn“, sagte er. „In Nordrhein-Westfalen sieht es aber ganz anders aus.“ Zudem spielten die wirtschaftlichen Folgen arbeitsfreier Tage eine Rolle.

Schulz: Man muss „über den Vorschlag nachdenken“

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte sich bei einer Wahlkampfveranstaltung offen gezeigt, in bestimmten Regionen Deutschlands

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, und damit eine Debatte losgetreten. Kritik kam vor allem aus den eigenen Unionsreihen. SPD-Chef Martin Schulz dagegen sagte, man müsse „über den Vorschlag nachdenken“.

„CDU und CSU verteidigen die Privilegien der beiden großen Kirchen aus der Frühzeit der Bundesrepublik, aber sie treibt auch die Sorge vor der AfD“, kommentierte Willems die Debatte. „Ich vermisse dabei, dass diese Parteien unsere religionspolitische Ordnung offensiv verteidigen.“ Dazu gehöre das gleiche Recht auf Religionsfreiheit und das System einer breiten Kooperation mit den Religionsgemeinschaften – „und das heißt unter Einschluss des Islam“. (dpa)