Berlin/Madrid. Dogan Akhanli sitzt weiter in Spanien fest. Ihm droht die Auslieferung in die Türkei. Wie gut sind Deutsche vor Verfolgung geschützt?

Es gibt Entscheidungen, die einen Menschen den Rest seines Lebens verfolgen können. Ein Augenblick in der eigenen Geschichte, der immer wieder Schatten wirft ins Jetzt. Für

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liegt dieser Augenblick der Entscheidung im Februar 1980. In der Türkei putscht das Militär: Parteiverbote, Verhaftungen und Todesurteile folgen. Der junge Akhanli, schon länger linker Aktivist, taucht ab in den Untergrund und schließt sich einer illegalen kommunistischen Gruppe an.

„Ich hätte damals fliehen sollen“, sagt Akhanli heute. Raus aus seiner Heimat, in der Willkür herrscht. Doch er entscheidet sich für den politischen Kampf – und bleibt gemeinsam mit seiner Frau in der Türkei, auch als Mitte der Achtziger der Sohn geboren wird.

Im Mai 1985 nehmen sie ihn fest.

Geschichte wiederholt sich

Dogan Akhanli ist heute 60 Jahre alt. Er

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Turkey President Recep Tayyip Erdogan joins the delivering ceremony of new motorcycles to Turkish police and gendarme at Dolmabahce, Istanbul, Turkey PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY 15776788 Turkey President Recep Tayyip Erdogan joins The Delivering Ceremony of New Motorcycles to Turkish Police and Gendarme AT Dolmabahce Istanbul Turkey PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY 15776788
Von Klaus Brandt, Christoph Heinemann, Sinan Sat und Christian Unger

, seit Anfang der Neunziger lebt er in Köln, nachdem er endlich aus der Türkei fliehen konnte. Er schreibt Bücher, immer wieder auch über den Völkermord an den Armeniern durch das Osmanische Reich, gewinnt Preise als Friedensstifter. Den Machthabern in Istanbul und Ankara ist Akhanli ein Dorn im Auge, damals wie heute. Sie jagen ihn. Er saß schon im Gefängnis, wurde gefoltert, kam frei. Jetzt unternimmt die türkische Justiz einen neuen Versuch, Akhanli zu erwischen. Geschichte wiederholt sich.

Schriftsteller Dogan Akhanli über türkischen Haftbefehl

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    Seit anderthalb Monaten sitzt Akhanli in Spanien fest. Auch weil der deutsche Staat und vor allem die internationale Polizeibehörde Interpol Fehler gemacht haben. Der Fall wirft die Frage auf, wie gut Deutsche im Ausland vor politischer Verfolgung geschützt sind.

    Polizisten evakuierten sogar das Hotel von Akhanli

    Im Sommer war der Schriftsteller in den Urlaub nach Spanien gereist. Am Morgen des 19. August wecken Polizisten mit Maschinenpistolen Akhanli in seinem Hotelzimmer in Granada. Er sei verhaftet. Kurz müssen die Beamten aber doch noch ihren Chef anrufen, ob man den Richtigen erwischt habe – einen schmächtigen älteren Herrn in Boxershorts, ein Gesicht wie Woody Allen, der brav seinen Ausweis holt.

    Die Polizei hatte einen bewaffneten und hochgefährlichen Mann erwartet und vorher sogar das Hotel evakuiert. Schließlich steht Akhanli auf der Fahndungsliste von Interpol, dort, wo international gesuchte Drogenhändler, Mörder oder Terroristen stehen. Akhanli soll an die Türkei ausgeliefert werden. Aber läuft da gerade etwas schief?

    Interpol-Fahndungen nehmen seit Jahren zu

    Wer verstehen will, wie der Deutsche Akhanli in Spanien ins Visier der Justiz gerät, muss kurz eintauchen in das

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    . Die Polizeibehörde ist offiziell eigentlich nur ein Verein, getragen von Spenden privater Sponsoren und Beiträgen der Mitgliedsstaaten. Denn Ermittlungsbehörden aus 192 Ländern arbeiten mit Interpol zusammen. Das Ziel: Die Jagd nach gefährlichen Straftätern soll nicht an Grenzen halt machen. Die Interpol-Datenbanken helfen auch, um gestohlenen Autos oder Ausweisen auf die Spur zu kommen.

    Diese Deutschen waren in türkischer Haft

    Der Türkei-Korrespondent der „Welt“, Deniz Yücel, saß seit Ende Februar 2017 in der Türkei in Untersuchungshaft. Nach 367 Tagen wurde er aus türkischer Haft entlassen. Dem deutsch-türkischen Journalisten und Publizisten wurde wie zahlreichen anderen Medienvertretern Terrorpropaganda und Mitgliedschaft in der linksextremen MLKP vorgeworfen. Unter dem nach dem Putschversuch im Sommer 2016 von Staatschef Recep Tayyip Erdogan verhängten Ausnahmezustand gehen die türkischen Behörden rigoros gegen angebliche Anhänger der Gülen-Bewegung vor. Die gilt in der Türkei als Terrororganisation.
    Der Türkei-Korrespondent der „Welt“, Deniz Yücel, saß seit Ende Februar 2017 in der Türkei in Untersuchungshaft. Nach 367 Tagen wurde er aus türkischer Haft entlassen. Dem deutsch-türkischen Journalisten und Publizisten wurde wie zahlreichen anderen Medienvertretern Terrorpropaganda und Mitgliedschaft in der linksextremen MLKP vorgeworfen. Unter dem nach dem Putschversuch im Sommer 2016 von Staatschef Recep Tayyip Erdogan verhängten Ausnahmezustand gehen die türkischen Behörden rigoros gegen angebliche Anhänger der Gülen-Bewegung vor. Die gilt in der Türkei als Terrororganisation. © dpa | Soeren Stache
    Deniz Yücel und seine Frau Dilek Mayatuerk kurz nach der Freilassung aus dem Gefängnis. Die Freilassung Yücels wurde von einem Gericht angeordnet, nachdem die türkische Staatsanwaltschaft die Anklageschrift vorgelegt hatte.
    Deniz Yücel und seine Frau Dilek Mayatuerk kurz nach der Freilassung aus dem Gefängnis. Die Freilassung Yücels wurde von einem Gericht angeordnet, nachdem die türkische Staatsanwaltschaft die Anklageschrift vorgelegt hatte. © REUTERS | HANDOUT
    #FreeDeniz: Diese Solidaritätsbekundung – aufgedruckt auf einem T-Shirt – forderte die Freilassung Yücels.
    #FreeDeniz: Diese Solidaritätsbekundung – aufgedruckt auf einem T-Shirt – forderte die Freilassung Yücels. © picture alliance / Eventpress | dpa Picture-Alliance /
    Die deutsche Journalistin und Übersetzerin Mesale Tolu saß fast acht Monate in der Türkei in Untersuchungshaft. Sie war am 30. April 2017 festgenommen worden, als Polizisten einer Anti-Terror-Einheit ihre Istanbuler Wohnung stürmten. Ihr wird laut Haftbefehl vorgeworfen, Mitglied der Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei (MLKP) zu sein, die in der Türkei als Terrororganisation gilt.
    Die deutsche Journalistin und Übersetzerin Mesale Tolu saß fast acht Monate in der Türkei in Untersuchungshaft. Sie war am 30. April 2017 festgenommen worden, als Polizisten einer Anti-Terror-Einheit ihre Istanbuler Wohnung stürmten. Ihr wird laut Haftbefehl vorgeworfen, Mitglied der Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei (MLKP) zu sein, die in der Türkei als Terrororganisation gilt. © dpa | Lefteris Pitarakis
    Mehr als fünf Monate nach Festnahme der Mutter eines Sohnes startete am 11. Oktober der Prozess. Am 18. Dezember 2017 entschied dann ein Gericht: Tolu darf die U-Haft verlassen, die Türkei aber nicht verlassen. Ende August dann die Erlösung: Tolu darf zurück nach Deutschland. Die Ausgangsperre wurde aufgehoben. Der Prozess werde allerdings weitergeführt.
    Mehr als fünf Monate nach Festnahme der Mutter eines Sohnes startete am 11. Oktober der Prozess. Am 18. Dezember 2017 entschied dann ein Gericht: Tolu darf die U-Haft verlassen, die Türkei aber nicht verlassen. Ende August dann die Erlösung: Tolu darf zurück nach Deutschland. Die Ausgangsperre wurde aufgehoben. Der Prozess werde allerdings weitergeführt. © Facebook/Mesale Tolu | Facebook/Mesale Tolu
    Ihr ebenfalls wegen Terrorverdacht inhaftierter Ehemann Suat Corlu, der im selben Verfahren angeklagt ist, wurde Ende November 2017 aus türkischer Haft entlassen. Er muss vorerst in der Türkei bleiben.
    Ihr ebenfalls wegen Terrorverdacht inhaftierter Ehemann Suat Corlu, der im selben Verfahren angeklagt ist, wurde Ende November 2017 aus türkischer Haft entlassen. Er muss vorerst in der Türkei bleiben. © dpa | Linda Say
    Nach mehr als drei Monaten Untersuchungshaft wurde der Berliner Menschenrechtsaktivist Peter Steudtner am 25. Oktober 2017 entlassen. Ein Gericht in Istanbul hatte die Freilassung ohne Auflagen beschlossen. Auch die mitangeklagten türkischen Menschenrechtler, die in Untersuchungshaft waren, wurden bis zu einem Urteil in dem Verfahren auf freien Fuß gesetzt, teilweise aber unter Auflagen.
    Nach mehr als drei Monaten Untersuchungshaft wurde der Berliner Menschenrechtsaktivist Peter Steudtner am 25. Oktober 2017 entlassen. Ein Gericht in Istanbul hatte die Freilassung ohne Auflagen beschlossen. Auch die mitangeklagten türkischen Menschenrechtler, die in Untersuchungshaft waren, wurden bis zu einem Urteil in dem Verfahren auf freien Fuß gesetzt, teilweise aber unter Auflagen. © dpa | Emrah Gurel
    Steudtners (2 v.r.) schwedischer Kollege, Ali Gharavi (2 v.l.), durfte auch das Hochsicherheitsgefängnis Silivri verlassen. Steudtner sagte vor Journalisten: „Wir sind allen sehr dankbar, die uns rechtlich, diplomatisch und mit Solidarität unterstützt haben.“
    Steudtners (2 v.r.) schwedischer Kollege, Ali Gharavi (2 v.l.), durfte auch das Hochsicherheitsgefängnis Silivri verlassen. Steudtner sagte vor Journalisten: „Wir sind allen sehr dankbar, die uns rechtlich, diplomatisch und mit Solidarität unterstützt haben.“ © REUTERS | OSMAN ORSAL
    Steudtner war am 5. Juli 2017 bei einem Workshop auf den Istanbuler Prinzeninseln festgenommen worden.
    Steudtner war am 5. Juli 2017 bei einem Workshop auf den Istanbuler Prinzeninseln festgenommen worden. © dpa | Privat
    Der türkischstämmige Unternehmer Özel Sögüt aus Siegen ist im Dezember 2016 verhaftet worden. Mittlerweile ist er aus dem Gefängnis entlassen worden, darf aber die Türkei nicht verlassen. Ihm wird vorgeworfen, der Gülen-Bewegung anzugehören.
    Der türkischstämmige Unternehmer Özel Sögüt aus Siegen ist im Dezember 2016 verhaftet worden. Mittlerweile ist er aus dem Gefängnis entlassen worden, darf aber die Türkei nicht verlassen. Ihm wird vorgeworfen, der Gülen-Bewegung anzugehören. © privat | privat
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    Jedes Land kann Personen zur Fahndung ausschreiben, seit Jahren nimmt die Zahl der Interpol-Fahndungen zu. Deutschland sucht dort zum Beispiel nach Said Bahaji, ein mutmaßliches Mitglied der Terrorzelle, die 2001 New York angriff. Sicherheitsbehörden gehen allerdings davon aus, dass Bahaji 2013 in Pakistan ums Leben gekommen ist.

    Türkisches Gericht sprach Akhanli 2010 frei

    Wer als Staat eine „Red Notice“ an Interpol sendet, bittet um die Auslieferung einer Person. Fast 300 deutsche Staatsangehörige stehen im Visier von Interpol (Stand: 31. August). Allein 225 Deutsche sind bei der weltweit agierenden Behörde mit einer sogenannten „Red Notice“ zum Zweck der Auslieferung in einen fremden Staat gespeichert. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf Anfrage der Grünen im Bundestag hervor, die dieser Redaktion vorliegt.

    Im Herbst 2013 schickt die türkische Justiz zwei Seiten an die Interpol-Zentrale im französischen Lyon: „Red Notice“. Sie wollen Akhanli. Wieder einmal.

    Der Vorwurf: Er soll Ende der 1980er-Jahre als Mitglied einer linksterroristischen Gruppe an einem Raubüberfall beteiligt gewesen sein, bei dem ein Mann ermordet wurde. Schon 2010, als Akhanli erstmals nach seiner Flucht in die Türkei gereist war, um seinen todkranken Vater zu besuchen, nahm ihn die Polizei fest. Ihm wurde der Prozess gemacht. Beweise lagen keine vor, das Gericht sprach ihn frei. Der Vater starb, während Akhanli in Untersuchungshaft saß.

    Freispruch wurde 2013 aufgehoben

    Doch 2013 hob die Staatsanwaltschaft diesen Freispruch auf. Nun liege zudem der Vorwurf der Vergewaltigung gegen ihn vor. Deutsche Justizbehörden und die Bundesregierung sind sich sicher: Der Prozess ist politisch motiviert, eine Kampagne. So wie viele Verfahren gegen unliebsame Gegner in der Türkei unter Autokraten Recep Tayyip Erdogan. Aber ist Akhanli auch im Exil in Gefahr?

    Mehrfach stand Interpol in den vergangenen Jahren in der Kritik. Menschenrechtsgruppen und Journalisten hatten recherchiert, dass die Justizbehörden undemokratischer Regime die Polizeibehörde für die Verfolgung politischer Gegner missbrauchten. Mehrere Missbrauchsfälle belegt ein ausführlicher Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ aus dem Jahr 2015.

    Die ägyptische Militärregierung suchte ehemalige Abgeordnete der Muslimbruderschaft per „Red Notice“. Russland hat Umweltaktivisten auf die Interpol-Liste gesetzt. Anfang August hatten die Spanier auf Betreiben der Türkei bereits einen schwedischen Journalisten türkischer Herkunft festnehmen lassen: Hamza Yalçın. Ihm werfen türkische Behörden Präsidentenbeleidigung vor. Laut Bundesregierung wurden zwischen 2007 und 2013 allein auf Gesuch der Türkei zehn Deutsche im Ausland aufgrund einer Interpol-Fahndung festgenommen wurden. Erst auf Dringen von Diplomaten kamen sie frei.

    Politisch motivierte Fahndung laut Interpol-Statuten verboten

    Auch im Fall Akhanli versucht es die Bundesregierung mit Diplomatie. Er kommt kurz nach seiner Festnahme in Spanien frei, muss allerdings bis zur Entscheidung über seine Auslieferung im Land bleiben. Außenminister Gabriel und Justizminister Maas schicken einen Brief an ihre spanischen Kollegen. Spanien möge berücksichtigen, dass Akhanli politisch verfolgt werde. Zeitgleich setzen sich mehr als 50 Schriftsteller mit einer Petition für ihren Kollegen ein.

    Mittlerweile hat auch Interpol den türkischen Suchauftrag zu Akhanli gelöscht. Ohnehin prüft die Polizeibehörde mit eigenen Juristen jeden Fall in der Regel selbst. Politisch motivierte Fahndungen sind nach Interpol-Statuten verboten. Doch häufig muss sich die Behörde auf Informationen des fahndenden Staates verlassen. Offenbar hat das System zum Schutz Unschuldiger Lücken. Das zeigt auch der Fall Akhanli.

    Deutsche Behörden informierten Akhanli nicht über Fahndung

    Am 21. Oktober 2013 erfährt das Bundeskriminalamt (BKA) von dem Fahndungsgesuch der Türkei. Kurz danach liefern türkische Ermittler sogar den Aufenthaltsort Akhanlis an die deutsche Polizei. Das BKA lässt den Fall vom Außenministerium und dem Bundesamt für Justiz prüfen, so sieht es das Gesetz vor. Die deutschen Behörden kommen zu dem Schluss: Sie werden Akhanli nicht ausliefern. Es bestünden „Bedenken“ zur „Red Notice“ von Interpol.

    Ein Jahr später, im Dezember 2014, haken die türkischen Staatsanwälte nach. Wieder weisen die deutschen Stellen die Forderung nach Auslieferung ab. Polizei und Justiz in Deutschland schützen den Deutschen Akhanli, die Kontrolle funktioniert. Nur: Sie berichten Akhanli zu keinem Zeitpunkt, dass die türkische Justiz weltweit nach ihm fahndet.

    Akhanlis Anwälte kritisieren deutsche Behörden

    Dessen Anwalt Ilias Uyar übt scharfe Kritik. „Wäre mein Mandant von den Auslieferungsbemühungen der Türkei informiert gewesen, hätte er sich schützen können.“ Mehrfach war der Schriftsteller in den vergangenen Jahren im Ausland unterwegs. Jetzt habe die Polizei in Spanien offenbar einen Tipp bekommen, dass sich Akhanli in Granada aufhalte, sagt Anwalt Uyar. Die Bedenken Deutschlands an dem Verfahren der Türkei gegen Akhanli hat Interpol offenbar nie in dem Fahndungsaufruf vermerkt. Die Spanier hielten ihn für einen Schwerkriminellen.

    Auch die Grünen-Innenexperten Irene Mihalic und Volker Beck üben Kritik. „Deutschland sollte sich schnell dafür einsetzen, dass die europäischen Staaten sich möglichst bald auf ein Verfahren einigen, das für Betroffene mehr Rechtssicherheit schafft“, sagt Mihalic. In einem gemeinsamen Europa könne ein Mensch nicht in Deutschland sicher und in einem anderen EU-Staat wie Spanien einer Gefahr ausgesetzt sein. Beck hebt hervor, die deutschen Behörden hätten Akhanli warnen müssen.

    Die Karriere von Recep Tayyip Erdogan

    Recep Tayyip Erdogan wurde am 26. Juni 2018 zum zweiten Mal in Folge zum Staatspräsidenten der Türkei gewählt. Zwei Wochen später hat er seinen Amtseid abgelegt und ist auf dem Höhepunkt seiner Macht angekommen. Bilder seiner Karriere.
    Recep Tayyip Erdogan wurde am 26. Juni 2018 zum zweiten Mal in Folge zum Staatspräsidenten der Türkei gewählt. Zwei Wochen später hat er seinen Amtseid abgelegt und ist auf dem Höhepunkt seiner Macht angekommen. Bilder seiner Karriere. © dpa | Lefteris Pitarakis
    Der Mann, der die Geschicke der Türkei bereits seit fast 16 Jahren bestimmt, ist nun nicht mehr nur Staats-, sondern auch Regierungschef. Seine Vereidigung besiegelte den Umbau des Staates vom parlamentarischen in ein Präsidialsystem. Darauf hatte er jahrelang hingearbeitet. Er kann unter anderem per Dekret regieren, viele Posten im Justizsystem besetzen und seine Vizepräsidenten allein bestimmten. Auch sein Kabinett konnte er ohne Zustimmung des Parlaments ernennen.
    Der Mann, der die Geschicke der Türkei bereits seit fast 16 Jahren bestimmt, ist nun nicht mehr nur Staats-, sondern auch Regierungschef. Seine Vereidigung besiegelte den Umbau des Staates vom parlamentarischen in ein Präsidialsystem. Darauf hatte er jahrelang hingearbeitet. Er kann unter anderem per Dekret regieren, viele Posten im Justizsystem besetzen und seine Vizepräsidenten allein bestimmten. Auch sein Kabinett konnte er ohne Zustimmung des Parlaments ernennen. © dpa | Uncredited
    Erdogan und seine Ehefrau Emine beim Gebet während der pompösen Zeremonie im Präsidentenpalast nach der Vereidigung am 9. Juli 2018.
    Erdogan und seine Ehefrau Emine beim Gebet während der pompösen Zeremonie im Präsidentenpalast nach der Vereidigung am 9. Juli 2018. © REUTERS | UMIT BEKTAS
    Im Oktober 2004 ehrte der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD, r.) einen besonderen Gast: „Ihr Eintreten für mehr Freiheit, einen besseren Schutz der Menschenrechte und weniger staatliche Bevormundung ist für Sie, Herr Ministerpräsident, aber kein Zugeständnis an Europa, sondern es ist Konsequenz Ihrer politischen Überzeugung.“ Die Laudatio galt dem türkischen Regierungschef, der in Berlin zum „Europäer des Jahres“ in der Kategorie „Brücken des Respekts“ gekürt wurde.
    Im Oktober 2004 ehrte der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD, r.) einen besonderen Gast: „Ihr Eintreten für mehr Freiheit, einen besseren Schutz der Menschenrechte und weniger staatliche Bevormundung ist für Sie, Herr Ministerpräsident, aber kein Zugeständnis an Europa, sondern es ist Konsequenz Ihrer politischen Überzeugung.“ Die Laudatio galt dem türkischen Regierungschef, der in Berlin zum „Europäer des Jahres“ in der Kategorie „Brücken des Respekts“ gekürt wurde. © picture alliance / Eventpress | dpa Picture-Alliance / Eventpress Herrmann
    Warme Worte, die wohl niemand in der EU mehr mit dem heutigen türkischen Staatspräsidenten verbinden würde. Im Gegensatz zu ihrem Vorgänger scheint Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU, l.) kein Lächeln mehr für Erdogan übrig zu haben. Erdogan griff am 13. März 2017 bei einer Veranstaltung in Ankara erneut Bundeskanzlerin Angela Merkel an, die sich im Streit um Auftrittsverbote hinter die Regierung in Den Haag gestellt hatte.
    Warme Worte, die wohl niemand in der EU mehr mit dem heutigen türkischen Staatspräsidenten verbinden würde. Im Gegensatz zu ihrem Vorgänger scheint Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU, l.) kein Lächeln mehr für Erdogan übrig zu haben. Erdogan griff am 13. März 2017 bei einer Veranstaltung in Ankara erneut Bundeskanzlerin Angela Merkel an, die sich im Streit um Auftrittsverbote hinter die Regierung in Den Haag gestellt hatte. © dpa | Lefteris Pitarakis
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    Nicht nur die Schröder-Laudatio zeigt, was für einen Wandel Erdogan in seiner Karriere durchlaufen hat. Seit Republikgründer Mustafa Kemal Atatürk hat kein Politiker die Türkei stärker geprägt als der heute 64-Jährige – der bislang aus allen Krisen gestärkt hervorging. In die Wiege gelegt wurde Erdogan der Erfolg nicht. Seine Familie stammt von der Schwarzmeerküste. Erdogan wuchs in einfachen Verhältnissen im Istanbuler Arbeiterviertel Kasimpasa auf. © REUTERS | REUTERS / UMIT BEKTAS
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    Der Film „Reis“ („Anführer“) zeichnet das frühe Leben Erdogans – verkörpert von dem türkischen Schauspieler Reha Beyoglu – nach. Zwar soll das Präsidialamt keinen Einfluss auf den sentimental-kitschigen Streifen genommen haben. Das Image Erdogans, das der Film transportiert, ist aber eines, das auch seine Anhänger pflegen: das eines ebenso gerechten wie gläubigen Menschen, der sich aufopfert, um Benachteiligten zu helfen. © REUTERS | REUTERS / MURAD SEZER
    Erst in Kasimpasa, dann von 1994 an als Oberbürgermeister in ganz Istanbul. Diese Aufnahme zeigt Erdogan (Mitte) am 22. April 1998 gemeinsam mit Melih Gokcek (l.) – Bürgermeister von Ankara – und dem türkischen AKP-Politiker Ismail Kahraman in Istanbul.
    Erst in Kasimpasa, dann von 1994 an als Oberbürgermeister in ganz Istanbul. Diese Aufnahme zeigt Erdogan (Mitte) am 22. April 1998 gemeinsam mit Melih Gokcek (l.) – Bürgermeister von Ankara – und dem türkischen AKP-Politiker Ismail Kahraman in Istanbul. © picture alliance/ASSOCIATED PRESS | AP Content
    Der Film endet 1999 mit Erdogans Verhaftung wegen einer flammenden Rede, in der er ein Gedicht mit dem Vers „Die Minarette sind unsere Bajonette“ zitierte. Nach vier Monaten wurde Erdogan wieder aus der Haft entlassen.
    Der Film endet 1999 mit Erdogans Verhaftung wegen einer flammenden Rede, in der er ein Gedicht mit dem Vers „Die Minarette sind unsere Bajonette“ zitierte. Nach vier Monaten wurde Erdogan wieder aus der Haft entlassen. © REUTERS | REUTERS / Stringer Turkey
    2002 führte der vierfache Familienvater die von ihm mitbegründete islamisch-konservative AKP an die Macht.
    2002 führte der vierfache Familienvater die von ihm mitbegründete islamisch-konservative AKP an die Macht. © REUTERS | REUTERS / Fatih Saribas
    Shaking Hands: Erdogan trifft im Dezember 2002 den damaligen US-Präsidenten George W. Bush im Weißen Haus.
    Shaking Hands: Erdogan trifft im Dezember 2002 den damaligen US-Präsidenten George W. Bush im Weißen Haus. © REUTERS | REUTERS / Kevin Lamarque
    Nur wenige Minuten vermochte sich der Regierungschef im Sattel zu halten, als er bei der Eröffnung eines Stadtparks im Istanbuler Bezirk Bayrampasa am 30. Juli 2003 einen kleinen Ausritt wagte. Das zuvor bereits bockige Pferd warf ihn kurzerhand ab. Erdogan kam ungeschoren davon. Sein Programm habe er nach dem Sturz normal fortgesetzt.
    Nur wenige Minuten vermochte sich der Regierungschef im Sattel zu halten, als er bei der Eröffnung eines Stadtparks im Istanbuler Bezirk Bayrampasa am 30. Juli 2003 einen kleinen Ausritt wagte. Das zuvor bereits bockige Pferd warf ihn kurzerhand ab. Erdogan kam ungeschoren davon. Sein Programm habe er nach dem Sturz normal fortgesetzt. © picture-alliance / dpa/dpaweb | dpa Picture-Alliance / epa
    Im Jahr 2003 übernahm Erdogan das Amt des Ministerpräsidenten. Die Aufnahme zeigt Erdogans Teilnahme an der Zeremonie zum 67. Todestag von Mustafa Kemal Atatürk in Ankara.
    Im Jahr 2003 übernahm Erdogan das Amt des Ministerpräsidenten. Die Aufnahme zeigt Erdogans Teilnahme an der Zeremonie zum 67. Todestag von Mustafa Kemal Atatürk in Ankara. © REUTERS | Umit Bektas
    Rote Nelken gab es im Mai 2014 in Köln während einer Veranstaltung zum zehnjährigen Jubiläum der UETD, der Union Europäisch-Türkischer Demokraten.
    Rote Nelken gab es im Mai 2014 in Köln während einer Veranstaltung zum zehnjährigen Jubiläum der UETD, der Union Europäisch-Türkischer Demokraten. © Getty Images | Sascha Schuermann
    2014 wurde Erdogan der erste direkt vom Volk gewählte Staatspräsident der Republik. Am 28. August 2014 wurde er vereidigt. Die Aufnahme zeigt den vierfachen Familienvater mit seiner Ehefrau Emine (3.v.l.), Schwiegersohn Berat Albayrak (l.), Tochter Esra Erdogan Albayrak (2.v.l.), Sohn Necmeddin Bilal (2.v.r.) und Tochter Sümeyye.
    2014 wurde Erdogan der erste direkt vom Volk gewählte Staatspräsident der Republik. Am 28. August 2014 wurde er vereidigt. Die Aufnahme zeigt den vierfachen Familienvater mit seiner Ehefrau Emine (3.v.l.), Schwiegersohn Berat Albayrak (l.), Tochter Esra Erdogan Albayrak (2.v.l.), Sohn Necmeddin Bilal (2.v.r.) und Tochter Sümeyye. © REUTERS | REUTERS / UMIT BEKTAS
    Seit dem Putschversuch vom Juli 2016 treibt Erdogan sein Ziel eines Präsidialsystems für die Türkei mit Riesenschritten voran. Diese Aufnahme zeigt Soldaten vor dem Denkmal der Republik am Taksim-Platz in Istanbul. Der Aufstand mit etwa 300 Toten scheitert. Ankara macht Anhänger des Predigers Fethullah Gülen verantwortlich.
    Seit dem Putschversuch vom Juli 2016 treibt Erdogan sein Ziel eines Präsidialsystems für die Türkei mit Riesenschritten voran. Diese Aufnahme zeigt Soldaten vor dem Denkmal der Republik am Taksim-Platz in Istanbul. Der Aufstand mit etwa 300 Toten scheitert. Ankara macht Anhänger des Predigers Fethullah Gülen verantwortlich. © REUTERS | REUTERS / MURAD SEZER
    Tausende Beamten, Polizisten und Richter werden entlassen und verhaftet. Erdogan spricht von „Säuberungen“.
    Tausende Beamten, Polizisten und Richter werden entlassen und verhaftet. Erdogan spricht von „Säuberungen“. © REUTERS | REUTERS / UMIT BEKTAS
    Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan gab am 16. April in einem Wahllokal in Istanbul seine Stimme zum Referendum ab. Das Volk entschied zugunsten des Staatschefs. Das Präsidialsystem, für dessen Einführung bei dem Verfassungs-Referendum eine knappe Mehrheit votierte, wird Erdogan deutlich mehr Macht verleihen.
    Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan gab am 16. April in einem Wahllokal in Istanbul seine Stimme zum Referendum ab. Das Volk entschied zugunsten des Staatschefs. Das Präsidialsystem, für dessen Einführung bei dem Verfassungs-Referendum eine knappe Mehrheit votierte, wird Erdogan deutlich mehr Macht verleihen. © dpa | Lefteris Pitarakis
    Erdogan hat weitere unbestreitbare Erfolge vorzuweisen. Unter seiner Ägide hat die Türkei eine gigantische wirtschaftliche Entwicklung durchlaufen. Erdogan war es auch, der die Türkei Richtung Europa führte. Als er Ministerpräsident war, wurde 2004 die Todesstrafe abgeschafft.
    Erdogan hat weitere unbestreitbare Erfolge vorzuweisen. Unter seiner Ägide hat die Türkei eine gigantische wirtschaftliche Entwicklung durchlaufen. Erdogan war es auch, der die Türkei Richtung Europa führte. Als er Ministerpräsident war, wurde 2004 die Todesstrafe abgeschafft. © REUTERS | REUTERS / OSMAN ORSAL
    2005 nahm die Türkei Beitrittsverhandlungen mit der EU auf. Während weite Teile des Nahen Ostens im Chaos versanken, schien Erdogan zu beweisen, dass Islam und Demokratie kein Widerspruch in sich sein müssen. Erdogan war es auch, der einen Friedensprozess mit der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK in die Wege leitete.
    2005 nahm die Türkei Beitrittsverhandlungen mit der EU auf. Während weite Teile des Nahen Ostens im Chaos versanken, schien Erdogan zu beweisen, dass Islam und Demokratie kein Widerspruch in sich sein müssen. Erdogan war es auch, der einen Friedensprozess mit der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK in die Wege leitete. © REUTERS | REUTERS / YAGIZ KARAHAN
    Der Friedensprozess mit der PKK ist gescheitert, seit Mitte 2015 eskaliert die Gewalt. Als die AKP im Juni 2015 erstmals die absolute Mehrheit bei der Parlamentswahl verlor, veranlasste Erdogan eine Neuwahl, um den Makel auszubügeln. Nach der Niederschlagung des Putsches verhängte der Präsident den Ausnahmezustand und ließ Zehntausende Menschen inhaftieren, darunter auch regierungskritische Journalisten. Rund 100.000 Staatsbedienstete wurden entlassen.
    Der Friedensprozess mit der PKK ist gescheitert, seit Mitte 2015 eskaliert die Gewalt. Als die AKP im Juni 2015 erstmals die absolute Mehrheit bei der Parlamentswahl verlor, veranlasste Erdogan eine Neuwahl, um den Makel auszubügeln. Nach der Niederschlagung des Putsches verhängte der Präsident den Ausnahmezustand und ließ Zehntausende Menschen inhaftieren, darunter auch regierungskritische Journalisten. Rund 100.000 Staatsbedienstete wurden entlassen. © dpa | Kayhan Ozer
    Je stärker die EU-Kritik an dem im Westen als zunehmend autoritär empfundenen Führungsstil Erdogans wuchs, desto mehr wendete sich dieser von Europa ab. Erdogan nannte die EU erst kürzlich eine „Kreuzritter-Allianz“.
    Je stärker die EU-Kritik an dem im Westen als zunehmend autoritär empfundenen Führungsstil Erdogans wuchs, desto mehr wendete sich dieser von Europa ab. Erdogan nannte die EU erst kürzlich eine „Kreuzritter-Allianz“. © REUTERS | REUTERS / MURAD SEZER
    Bei seinem Amtsantritt als Präsident 2014 hatte Erdogan eine „neue Türkei“ versprochen und an die Adresse seiner Gegner versöhnliche Signale ausgesandt.
    Bei seinem Amtsantritt als Präsident 2014 hatte Erdogan eine „neue Türkei“ versprochen und an die Adresse seiner Gegner versöhnliche Signale ausgesandt. © REUTERS | Murad Sezer
    „Lasst uns die alten Auseinandersetzungen in der alten Türkei zurücklassen“, sagte er damals. Stattdessen sind die Gräben in der Bevölkerung tiefer denn je.
    „Lasst uns die alten Auseinandersetzungen in der alten Türkei zurücklassen“, sagte er damals. Stattdessen sind die Gräben in der Bevölkerung tiefer denn je. © REUTERS | HANDOUT
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    Akhanli bleibt im „Goethe Institut“ in Madrid

    Kürzlich diskutierten ranghohe Sicherheitsbeamte der EU-Staaten in Brüssel den Umgang mit Interpol-Fahndungen. Ergebnis: offen. Auch das Justizministerium in Berlin sagt nur, man prüfe derzeit, wie künftig gehandelt werden müsse. Interpol in Lyon antwortete bisher nicht auf Anfrage dieser Redaktion.

    Die Entscheidung über Akhanli liegt jetzt in der Hand der Spanier. Akhanli lebt so lange im Gästezimmer vom „Goethe Institut“ in Madrid, hat dort einen Schreibtisch, einen Fernseher und eine Kochnische. Am Telefon erzählt er, dass er keine Angst habe. Er rechne nicht mit einer Auslieferung. „Ich flüchte mich ins Schreiben“, sagt Akhanli. Das helfe ihm, die Brisanz seiner Situation auszublenden. „Das Verdrängen habe ich mir damals schon antrainiert, als ich in der Türkei im Gefängnis saß.“

    Theaterstück erzählt von Akhanlis Folter

    Mitte der Achtziger, als mit der Militärregierung die Jagd des türkischen Staates auf Dogan Akhanli begann, hätten sie ihn in Haft gefoltert, erzählt Akhanli. Erst mit Schlägen, dann fesselten sie seine Hände hinter dem Rücken und hängten ihn daran an der Zellwand auf. Die Wärter führten sogar Akhanlis Frau und den 16 Monate alten Sohn in den Raum. Heute sagt Akhanli: „Ich hätte vorher fliehen sollen.“ Wegen seiner Frau. Wegen des Kindes.

    Mehr als 30 Jahre danach spielen diese Szenen von damals jetzt in dem Theaterstück „Istanbul“ in Akhanlis Heimatstadt Köln eine Rolle. Es geht darin um die Rivalität zwischen Gegnern und Fans von Erdogan, die sich auf der Bühne gegenüberstehen. Auch Dogan Akhanli war mit dabei, auf der Seite der Gegner, und erzählte dem Publikum von seiner Verfolgung und Folter. Jetzt, wo er in Spanien festgehalten wird, soll das Theaterstück noch einige Mal aufgeführt werden. Akhanli kann nicht dabei sein. Sein Sohn will die Geschichte des Vaters nun auf der Bühne erzählen.