Tokio. Der Konflikt eskaliert weiter: Unbeeindruckt von allen Strafmaßnahmen schoss Pjöngjang erneut eine Rakete ab. Diesmal über Japan.

Der Nordkorea-Konflikt spitzt sich zu. Das international weitgehend isolierte Land feuerte am Dienstagmorgen (Ortszeit) eine Rakete ab, die über Japan hinweg flog. Das teilte der Generalstab der südkoreanischen Armee mit. Nach seinen beiden weltweit verurteilten Tests mit Interkontinentalraketen im Juli heizt Nordkorea den Konflikt damit weiter an.

Japans Ministerpräsident Shinzo Abe sprach von einer beispiellosen und ernsthaften Bedrohung. Unterstützung bekam er von Südkorea und den USA. Sie wollen den Druck auf Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un erhöhen. Das kommunistische Land verstößt mit seinem Vorgehen gegen Resolutionen der Vereinten Nationen.

Donald Trump hält sich Optionen offen

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, wie es die Welt noch nie erlebt habe. Wie die Nachrichtenagentur Yonhap berichtete, wollen die Militärs der USA und Südkoreas eine starke Antwort geben. US-Präsident Trump hält sich nach dem jüngsten nordkoreanischen Raketentest nach eigenen Angaben alle politischen und militärischen Antworten offen. „Alle Optionen liegen auf dem Tisch“, erklärte er am Dienstag. Nordkorea habe „seine Verachtung für seine Nachbarn, für alle Mitglieder der Vereinten Nationen und für die Mindeststandards für annehmbares Verhalten“ auf internationaler Ebene signalisiert.

Bundesaußenminister Sigmar Gabrie hatl eine „rigorose“ Umsetzung der beschlossenen Wirtschaftssanktionen gegen das ostasiatische Land gefordert. Er sei bestürzt, „in welch brachialer Weise“ Nordkorea Resolutionen des UN-Sicherheitsrates und „damit geltendes Völkerrecht verletzt und Sicherheit und Frieden der Menschen in seiner unmittelbaren Nachbarschaft schonungslos aufs Spiel setzt“, sagte der SPD-Politiker am Dienstag bei seinem Besuch in Washington.

Rakete flog 2700 Kilometer weit

Laut der südkoreanischen Armee wurde die Rakete in einem Gebiet nahe der Hauptstadt Pjöngjang abgefeuert und flog etwa 2700 Kilometer weit. Dabei habe sie eine Höhe von 550 Kilometern erreicht, bevor sie in den Pazifik niedergegangen sei. Südkorea warf Nordkorea schwere Provokation vor und demonstrierte mit Bombenübungen militärische Stärke.

Nach Berichten des japanischen Senders NHK stürzten Teile des Flugkörpers etwa 1180 Kilometer östlich der nördlichsten Hauptinsel Hokkaido ins Meer. Japan habe jedoch keine Abwehrrakete gestartet, hieß es unter Berufung auf das Militär.

Nordkorea provoziert mit seinen Raketentests.
Nordkorea provoziert mit seinen Raketentests. © dpa | Ahn Young-Joon

Der aktuelle Raketentest wurde in Südkorea auch als Warnsignal Nordkoreas gewertet, trotz zunehmenden Drucks durch die USA im Konflikt um sein Atomprogramm nicht einlenken zu wollen. Der Test erfolgte während laufender Militärübungen der USA mit Südkorea. Nordkorea unterstellt den USA regelmäßig, mit solchen Manövern einen Angriff vorzubereiten. Das bestreiten die USA und Südkorea.

Der UN-Sicherheitsrat ist am Dienstagabend (Ortszeit) zu seiner Sondersitzung wegen der Nordkorea-Krise zusammengekommen. Zuvor hatten sich mehrere Diplomaten bei den Vereinten Nationen für eine härteren Umgang mit Pjöngjang ausgesprochen. „Zunächst muss der Rat den Test verurteilen und dann über strengere Sanktionen nachdenken“, sagte der britische UN-Botschafter Matthew Rycroft vor Beginn der Sitzung in New York. Nach den beiden Interkontinentalraketentests im Juli hatte das höchste UN-Gremium die bisher schwersten Wirtschaftssanktionen gegen Pjöngjang verhängt.

Nordkorea: Raketen für den Führer

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un ist stolz auf seine Armee. Das isolierte Land provoziert gern mit militärischen Drohgebärden. Und Machthaber Kim Jong Un lässt sich nach Raketentests von Militärs bejubeln.
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un ist stolz auf seine Armee. Das isolierte Land provoziert gern mit militärischen Drohgebärden. Und Machthaber Kim Jong Un lässt sich nach Raketentests von Militärs bejubeln. © REUTERS | REUTERS / KCNA
Bilder von Kim mit den Führern der Streitkräfte veröffentlicht die staatliche Nachrichtenagentur KCNA häufig.
Bilder von Kim mit den Führern der Streitkräfte veröffentlicht die staatliche Nachrichtenagentur KCNA häufig. © REUTERS | REUTERS / KCNA
Nach einer Pause von zweieinhalb Monaten startete Machthaber Kim Jong Un erstmals wieder eine ballistische Rakete von Pyongsong nahe der Hauptstadt Pjöngjang in Richtung Osten. Nordkorea hatte am 29. November am frühen Morgen (Ortszeit) seine bisher weitreichendste Rakete getestet.
Nach einer Pause von zweieinhalb Monaten startete Machthaber Kim Jong Un erstmals wieder eine ballistische Rakete von Pyongsong nahe der Hauptstadt Pjöngjang in Richtung Osten. Nordkorea hatte am 29. November am frühen Morgen (Ortszeit) seine bisher weitreichendste Rakete getestet. © dpa | Lee Jin-Man
Es handelt sich um eine neuartige Interkontinentalrakete des Typs Hwasong-15, die möglicherweise bis in die USA fliegen könnte. Nach Angaben des südkoreanischen Militärs erreichte der Flugkörper eine Höhe von 4500 Kilometern und flog etwa 960 Kilometer weit in Richtung der japanischen Küste, bevor er ins Meer stürzte.
Es handelt sich um eine neuartige Interkontinentalrakete des Typs Hwasong-15, die möglicherweise bis in die USA fliegen könnte. Nach Angaben des südkoreanischen Militärs erreichte der Flugkörper eine Höhe von 4500 Kilometern und flog etwa 960 Kilometer weit in Richtung der japanischen Küste, bevor er ins Meer stürzte. © dpa | Jon Chol Jin
Südkorea reagierte nur fünf Minuten nach dem Start der Rakete mit Manövern und schoss drei Raketen für Zielübungen ins Meer.
Südkorea reagierte nur fünf Minuten nach dem Start der Rakete mit Manövern und schoss drei Raketen für Zielübungen ins Meer. © dpa | 093844+0900
Auch in der Vergangenheit antwortete Südkorea auf die Provokationen mit eigenen Tests, hier mit einer ballistischen Hyunmu-2-Rakete.
Auch in der Vergangenheit antwortete Südkorea auf die Provokationen mit eigenen Tests, hier mit einer ballistischen Hyunmu-2-Rakete. © Handout
Beliebt in Nordkorea: Bilder von angeblich geglückten Raketentests, wie hier beim Start einer Mittelstreckenrakete.
Beliebt in Nordkorea: Bilder von angeblich geglückten Raketentests, wie hier beim Start einer Mittelstreckenrakete. © REUTERS | REUTERS / KCNA
Südkorea und seine Verbündeten, allen voran die USA, beobachten die Waffentests des Regimes mit großer Sorge.
Südkorea und seine Verbündeten, allen voran die USA, beobachten die Waffentests des Regimes mit großer Sorge. © REUTERS | REUTERS / KCNA
Nach Erkenntnissen von Japan und den USA ist Pjöngjang möglicherweise in der Lage, Interkontinentalraketen mit Miniatur-Atomkraftsprengköpfen zu bestücken.
Nach Erkenntnissen von Japan und den USA ist Pjöngjang möglicherweise in der Lage, Interkontinentalraketen mit Miniatur-Atomkraftsprengköpfen zu bestücken. © REUTERS | REUTERS / KCNA
Damit ist Kim einen Schritt näher an seinem Ziel, das Land zu einer vollwertigen Atommacht zu machen.
Damit ist Kim einen Schritt näher an seinem Ziel, das Land zu einer vollwertigen Atommacht zu machen. © REUTERS | REUTERS / KCNA
Die Weiterentwicklung und Tests von Raketen – hier eine U-Boot-Rakete bei einer Militärparade – stehen dabei im Fokus des Regimes.
Die Weiterentwicklung und Tests von Raketen – hier eine U-Boot-Rakete bei einer Militärparade – stehen dabei im Fokus des Regimes. © dpa | Wong Maye-E
Kim präsentiert sein Militär bei zahlreichen Gelegenheiten. Diese Soldaten vor einem Raketenwerfer sind Teil einer Parade zum 70. Jahrestag der Gründung der Arbeiterpartei von Korea.
Kim präsentiert sein Militär bei zahlreichen Gelegenheiten. Diese Soldaten vor einem Raketenwerfer sind Teil einer Parade zum 70. Jahrestag der Gründung der Arbeiterpartei von Korea. © REUTERS | REUTERS / DAMIR SAGOLJ
Der Machthaber – Enkel des Republikgründers Kim Il Sung – schreckt auch nicht davor zurück, mit dem Einsatz seines Arsenals zu drohen.
Der Machthaber – Enkel des Republikgründers Kim Il Sung – schreckt auch nicht davor zurück, mit dem Einsatz seines Arsenals zu drohen. © REUTERS | DAMIR SAGOLJ
Ein Angriff auf das US-Überseegebiet Guam seien jederzeit möglich, sagte ein Militärsprecher zuletzt.
Ein Angriff auf das US-Überseegebiet Guam seien jederzeit möglich, sagte ein Militärsprecher zuletzt. © REUTERS | REUTERS / KCNA
Genutzt werden könnten dafür Langstreckenraketen wie diese, die Kim hier inspiziert.
Genutzt werden könnten dafür Langstreckenraketen wie diese, die Kim hier inspiziert. © REUTERS | REUTERS / KCNA
Kims Vater Kim Jong Il und sein Großvater, Dynastie-Gründer Kim Il Sung, werden in dem international weitgehend isolierten Land wie Könige verehrt.
Kims Vater Kim Jong Il und sein Großvater, Dynastie-Gründer Kim Il Sung, werden in dem international weitgehend isolierten Land wie Könige verehrt. © REUTERS | DAMIR SAGOLJ
Hier marschieren Soldaten zu Kim Il Sungs 105. Geburtstag.
Hier marschieren Soldaten zu Kim Il Sungs 105. Geburtstag. © dpa | Wong Maye-E
Auch diese Militärs salutieren in Pjöngjang dem Staatsgründer.
Auch diese Militärs salutieren in Pjöngjang dem Staatsgründer. © dpa | Wong Maye-E
Liest da der Kim-Darsteller, was der echte Trump getwittert hat? Imitatoren des US-Präsidenten Trump und des nordkoreanischen Führers treffen sich in Hongkong – und kommen sich näher, als es die echten verfeindeten Führer bis jetzt je getan haben.
Liest da der Kim-Darsteller, was der echte Trump getwittert hat? Imitatoren des US-Präsidenten Trump und des nordkoreanischen Führers treffen sich in Hongkong – und kommen sich näher, als es die echten verfeindeten Führer bis jetzt je getan haben. © REUTERS | REUTERS / BOBBY YIP
Dass auch der echte Kim Jong Un genau beobachtet, was auf der anderen Seite des Pazifiks passiert, gilt als sicher.
Dass auch der echte Kim Jong Un genau beobachtet, was auf der anderen Seite des Pazifiks passiert, gilt als sicher. © REUTERS | REUTERS / KCNA
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Verstoß gegen UN-Resolutionen

Am vergangenen Samstag hatte Nordkoreas Militär drei Kurzstreckenraketen ins Japanische Meer (koreanisch: Ostmeer) geschossen. Eine der Raketen explodierte bei dem Test nach Angaben des US-Militärs bereits kurz nach dem Abheben.

Staatschef Kim Jong-un.
Staatschef Kim Jong-un. © dpa | Uncredited

Mit dem jüngsten Test erreicht der Konflikt um

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eine neue Eskalationsstufe. Es war nicht das erste Mal, dass eine Rakete Nordkoreas über Japan hinwegflog. Es sei aber das erste Mal, dass das unangekündigt erfolgt sei, meldete der Sender NHK.

Teile des Flugkörpers im Meer gelandet

Das US-Verteidigungsministerium bestätigte, dass die von Nordkorea abgefeuerte Rakete über Japan hinweg geflogen sei. Der Test werde derzeit noch ausgewertet, teilte Pentagon-Sprecher Robert Manning in Washington mit. Man sei aber bereits zu der Einschätzung gekommen, dass die Rakete keine Bedrohung für die USA dargestellt habe.

Der Nationale Sicherheitsrat Südkoreas verurteilte den Raketentest durch Nordkorea als Verletzung von UN-Resolutionen. Diese verbieten dem Land Tests mit ballistischen Raketen. Das sind in der Regel Boden-Boden-Raketen, die je nach Bauart einen konventionellen, chemischen, biologischen oder atomaren Sprengkopf tragen können.

Südkorea lässt in Grenznähe Bomben fallen

Der südkoreanische Präsident Moon Jae In wies die Streitkräfte an, ihre Kampfkraft zu demonstrieren. Vier F15K-Kampfjets ließen daraufhin nach Angaben eines Sprechers auf einen Schießplatz in der Nähe der innerkoreanischen Grenze Bomben fallen. Bei der Übung sei die nordkoreanische Führung als simuliertes Ziel ausgegeben worden, berichtete die nationale Nachrichtenagentur Yonhap.

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würden außerdem darüber nachdenken, „strategische“ Verteidigungswaffen nach Südkorea zu verlegen. Einzelheiten wurden zunächst nicht genannt.

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    Der Konflikt auf der koreanischen Halbinsel heizt sich seit Monaten auf. Nordkorea arbeitet an Flugkörpern, die einen Atomsprengkopf bis in die USA tragen können. Das Land drohte zeitweise damit, Raketen in die Gewässer um die US-Pazifikinsel Guam abzufeuern. An den Börsen reagieren Anleger nervös. Aktien wurden nach dem jüngsten Raketenstart verkauft, als sicher geltende Anlagen wie Gold und der Schweizer Franken waren dagegen gefragt. (dpa/rtr)