Berlin. Zu schwach, zu spät, zu wenig: Selbst Republikaner fordern von US-Präsident Trump eine klarere Haltung zu den rechten Ausschreitungen.

  • Der US-Präsident erntet heftige Kritik für seine Reaktion zu Charlottesville
  • Trump reagierte erst sehr spät nach dem Tod einer Frau bei den Ausschreitungen
  • Auch was er sagte empört viele Kritiker

Schwere Ausschreitungen zwischen rechten Aktivisten und Gegendemonstranten erschüttern die USA. Eine Frau starb, als am Samstag ein Auto – wohl absichtlich – in eine Menschenmenge in der Stadt Charlottesville raste.

Und der US-Präsident? Meldet sich entgegen seiner sonstigen Art erst spät zu Wort. Und die kargen Worte, die er findet, stoßen auf scharfe Kritik. Nicht nur bei seinen Gegnern, sondern auch innerhalb seiner eigenen Partei.

Trump adressierte rechte Gruppen nicht direkt

Donald Trump hatte die Gewalt im US-Bundesstaat Virginia am Samstag zwar verurteilt, in einem Statement von „ungeheuerlicher Gewalt“ gesprochen, sich gegen „Hass und Vorurteile“ positioniert. Einen direkten Verweis auf die rechten Aktivisten, auf Weiße Nationalisten, Neonazis, Neo-Konföderierte, hatte er aber vermieden.

Blutige Proteste in Charlottesville

In der US-Stadt Charlottesville sind Rechtsextreme mit Gegendemonstranten aneinandergeraten.
In der US-Stadt Charlottesville sind Rechtsextreme mit Gegendemonstranten aneinandergeraten. © REUTERS | JOSHUA ROBERTS
Am Rande der Kundgebung raste ein Auto in eine Gruppe von Gegendemonstranten.
Am Rande der Kundgebung raste ein Auto in eine Gruppe von Gegendemonstranten. © dpa | Ryan M. Kelly
Eine Frau starb, zahlreiche weitere wurden verletzt.
Eine Frau starb, zahlreiche weitere wurden verletzt. © dpa | Ryan M. Kelly
Rettungskräfte halfen den Verletzten nach dem Zusammenprall.
Rettungskräfte halfen den Verletzten nach dem Zusammenprall. © REUTERS | JOSHUA ROBERTS
Ein Polizist stützte eine verletzte Demonstrantin.
Ein Polizist stützte eine verletzte Demonstrantin. © REUTERS | JOSHUA ROBERTS
Die Polizei rief die Bürger dazu auf, das Gebiet zu meiden.
Die Polizei rief die Bürger dazu auf, das Gebiet zu meiden. © REUTERS | JUSTIN IDE
Polizisten sperrten den Unfallort ab, an dem das Auto in die Gruppe von Demonstranten gefahren war.
Polizisten sperrten den Unfallort ab, an dem das Auto in die Gruppe von Demonstranten gefahren war. © dpa | Steve Helber
US-Präsident Donald Trump verurteilte die Krawalle, auch wenn er nicht direkt auf die Neonazis einging.
US-Präsident Donald Trump verurteilte die Krawalle, auch wenn er nicht direkt auf die Neonazis einging. © REUTERS | JONATHAN ERNST
Schon den ganzen Tag über war es zu Gewalt zwischen den Ultra-Nationalisten und den Gegendemonstranten gekommen.
Schon den ganzen Tag über war es zu Gewalt zwischen den Ultra-Nationalisten und den Gegendemonstranten gekommen. © REUTERS | JOSHUA ROBERTS
Stunden bevor die Veranstaltung am Samstag überhaupt begann, lieferten sich Teilnehmer beider Seiten teils heftige Schlägereien.
Stunden bevor die Veranstaltung am Samstag überhaupt begann, lieferten sich Teilnehmer beider Seiten teils heftige Schlägereien. © dpa | Steve Helber
Die Bundespolizei von Virginia setzte Pfefferspray ein.
Die Bundespolizei von Virginia setzte Pfefferspray ein. © REUTERS | JOSHUA ROBERTS
Rechtsextreme warfen eine Rauchbombe in Richtung der Gegendemonstranten.
Rechtsextreme warfen eine Rauchbombe in Richtung der Gegendemonstranten. © REUTERS | JOSHUA ROBERTS
Der Gouverneur von Virginia hatte kurz nach Ausbruch der Gefechte den Notstand ausgerufen.
Der Gouverneur von Virginia hatte kurz nach Ausbruch der Gefechte den Notstand ausgerufen. © dpa | Steve Helber
Hunderte Rechtsextreme versammelten sich in Charlottesville.
Hunderte Rechtsextreme versammelten sich in Charlottesville. © dpa | Steve Helber
Zum Teil trugen sie Symbole von weißen Nationalistin und die Flagge der Konföderation.
Zum Teil trugen sie Symbole von weißen Nationalistin und die Flagge der Konföderation. © REUTERS | JOSHUA ROBERTS
Es gab Verletzte auf beiden Seiten.
Es gab Verletzte auf beiden Seiten. © REUTERS | JOSHUA ROBERTS
Die Gegendemonstranten formierten sich.
Die Gegendemonstranten formierten sich. © REUTERS | JOSHUA ROBERTS
Schon am Freitagabend marschierten Nationalisten und Rechtsextremisten mit Fackeln über den Campus der University of Virginia in Charlottesville.
Schon am Freitagabend marschierten Nationalisten und Rechtsextremisten mit Fackeln über den Campus der University of Virginia in Charlottesville. © dpa | Mykal Mceldowney
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Auch in seiner ersten Reaktion – einem Tweet, wie könnte es auch anders sein – hatte er die rechten Gruppen nicht direkt adressiert. „Wir ALLE müssen zusammenstehen & alles verurteilen, für das Hass steht“, hatte er getwittert. „Es gibt keinen Platz für diese Art von Gewalt in Amerika.“

„Nazis sind nicht patriotisch“

Das reichte vielen nicht. Zu lasch, zu wenig konkret. Man müsse das Böse auch beim Namen nennen, schrieb etwa der republikanische Senator von Colorado, Cory Gardner auf Twitter.

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Ähnlich reagierte auch Marc Rubio, Senator in Florida und ebenfalls Republikaner wie Trump. Es sei nichts Patriotisches an Nazis, dem Ku Klux Klan oder White Supremacists, schrieb er auf Twitter. Das sei genau das Gegenteil von dem, was Amerika sein wolle.

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Schon seit längerem werfen Politiker aller Richtungen dem US-Präsidenten vor, sich nicht stark genug vom rechten Rand der US-amerikanischen Gesellschaft zu distanzieren. Seine scharfe Rhetorik etwa beim Thema Zuwanderung stärke und ermutige die Nationalisten nur, so die wiederkehrende Kritik. Nun die Gewalt in Virginia und die fehlende Abgrenzung.

Entsetzen und Trauer in Charlottesville

Nach Gewaltausbrüchen in Charlottesville herrschen Fassungslosigkeit und Wut. Die Neonazi-Aufmärsche befeuern erneut die Rassismus-Debatte. Diese Demonstrantin fordert nach der tödlichen Auto-Attacke ein Ende des Mordens.
Nach Gewaltausbrüchen in Charlottesville herrschen Fassungslosigkeit und Wut. Die Neonazi-Aufmärsche befeuern erneut die Rassismus-Debatte. Diese Demonstrantin fordert nach der tödlichen Auto-Attacke ein Ende des Mordens. © REUTERS | STEPHEN LAM
„Ich kann nicht glauben, dass ich immer noch gegen Nazis demonstriere“, hat ein Demonstrant auf ein Schild geschrieben. Rassistische Gruppen waren am Samstag in Charlottesville mit Helmen, Knüppeln und Schutzschilden aufmarschiert.
„Ich kann nicht glauben, dass ich immer noch gegen Nazis demonstriere“, hat ein Demonstrant auf ein Schild geschrieben. Rassistische Gruppen waren am Samstag in Charlottesville mit Helmen, Knüppeln und Schutzschilden aufmarschiert. © REUTERS | STEPHEN LAM
Menschen gedenken der 20 Opfer der brutalen Unruhen in Charlottesville. Bei den Zusammenstößen von Ultranationalisten und Gegendemonstranten wurden 19 Menschen verletzt, die 32-jährige Heather Heyer starb durch eine Autoattacke.
Menschen gedenken der 20 Opfer der brutalen Unruhen in Charlottesville. Bei den Zusammenstößen von Ultranationalisten und Gegendemonstranten wurden 19 Menschen verletzt, die 32-jährige Heather Heyer starb durch eine Autoattacke. © REUTERS | JIM BOURG
Ein Mann tröstet einen anderen, der für einen verletzten Freund betet.
Ein Mann tröstet einen anderen, der für einen verletzten Freund betet. © REUTERS | JIM BOURG
Der Gouverneur von Virginia, Terry McAuliffe (2. v. l.) gedenkt während eines Gottesdienstes in einer Baptistenkirche der Opfer der Auseinandersetzungen.
Der Gouverneur von Virginia, Terry McAuliffe (2. v. l.) gedenkt während eines Gottesdienstes in einer Baptistenkirche der Opfer der Auseinandersetzungen. © REUTERS | JIM BOURG
Der Gouverneur wendet sich sichtlich emotional an die Gemeinde, ...
Der Gouverneur wendet sich sichtlich emotional an die Gemeinde, ... © REUTERS | JIM BOURG
... während sich die Gemeindemitglieder im Gebet an die Hand nehmen.
... während sich die Gemeindemitglieder im Gebet an die Hand nehmen. © REUTERS | JIM BOURG
Nachdem US-Präsident Donald Trump auffällig spät und verhalten auf die Tragödie reagiert hat, zeigen sich demokratische und republikanische Politiker ebenso empört wie viele Bürger. Hier fordert ein Demonstrant die Amtsenthebung von Trump.
Nachdem US-Präsident Donald Trump auffällig spät und verhalten auf die Tragödie reagiert hat, zeigen sich demokratische und republikanische Politiker ebenso empört wie viele Bürger. Hier fordert ein Demonstrant die Amtsenthebung von Trump. © REUTERS | STEPHEN LAM
Trauer auch an anderer Stelle: Mitarbeiter der zuständigen Behörden sind in der Nähe der Absturzstelle eines Polizeihubschraubers in Charlottesville im Einsatz. Bei dem Absturz unweit der Kundgebung von Rechtsextremisten kamen beide Besatzungsmitglieder ums Leben.
Trauer auch an anderer Stelle: Mitarbeiter der zuständigen Behörden sind in der Nähe der Absturzstelle eines Polizeihubschraubers in Charlottesville im Einsatz. Bei dem Absturz unweit der Kundgebung von Rechtsextremisten kamen beide Besatzungsmitglieder ums Leben. © dpa | Shelby Lum
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„Es gibt nur eine Seite“

Die frühere Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, bot Trump via Twitter eine kleine Schulung an. „Sprechen Sie mir nach, Herr Trump: Weiße Überlegenheit ist eine Beleidigung amerikanischer Werte.“

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Die demokratische Senatorin Elizabeth Warren forderte Trump auf, zu zeigen, auf welcher Seite er stehe. „Er kann damit beginnen, dass er das Geschehen öffentlich als das bezeichnet, was es ist: weiße Überlegenheit“, schrieb sie auf Twitter.

Und Joe Biden, Vize-Präsident unter Trumps Vorgänger Barack Obama, kommentierte das Ganze knapp mit den Worten. „Es gibt nur eine Seite.“

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Trump reagierte erst spät

Die Parade der Rechten in Charlottesville hatte schon am Freitagabend (Ortszeit) mit einem Marsch über das Universitätsgelände begonnen und den ganzen Samstag angedauert. Trump hatte aber erst darauf reagiert, als es am Samstagnachmittag (Ortszeit) zu den gewaltsamen Auseinandersetzungen kam. Viel zu spät, wie viele kritisierten.

Fanatisch und gefährlich: Das ist Amerikas rechte Szene

weitere Videos

    „Harry Potter“-Autorin J.K. Rowling etwa, bekannt als scharfe Kritikerin des US-Präsidenten, warf Trump vor, dass er ausgerechnet an so einem Tag vergesse, wie man twittere.

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