Washington. US-Präsident will in einem halben Jahr seine Nuklearstreitmacht erneuert haben. Experten halten das für Unsinn, nichts daran stimme.

Unter den mehr als 800 dokumentierten Falschaussagen, Übertreibungen und Lügen, die Donald Trump nach Auswertung von US-Chronisten seit Amtsantritt in die Welt gesetzt hat, ragt diese heraus: „Mein erster Befehl als Präsident war, das nukleare Arsenal zu erneuern und zu modernisieren. Jetzt ist es weit stärker und kraftvoller als jemals zuvor.“ So teilte es der amerikanische Präsident am Mittwoch mitten in der jüngsten Krise um Nordkorea seinen über 35 Millionen Twitter-Anhängern mit. Der Haken dabei: nichts daran stimmt.

„Seit Trump im Amt ist, hat sich rein gar nichts am nuklearen Arsenal geändert“, zitieren die Faktenchecker von PolitiFact den Atomexperten Matthew Bunn von der Harvard-Universität. Die „Washington Post“ gibt Trump für seine Einlassung „vier Pinocchios“; publizistische Höchststrafe für Unwahrheiten. Zu den Fakten: In einer seiner ersten präsidialen Anordnungen hat Trump wie viele Präsidenten vor ihm eine Studie in Auftrag gegeben, die routinemäßig den Status quo des gesamten Militärapparates erfassen soll.

Barack Obama setzte sich das Ziel einer atomwaffenfreien Welt

Zu dieser Arbeit, die laut Pentagon frühestens Ende dieses Jahres abgeschlossen werden kann, gehört auch die „Nuclear Posture Review“, das Lagebild über die atomaren Fähigkeiten. Ergebnis: offen. Tatsache ist aber, dass die Vereinigten Staaten schon unter Vorgänger Barack Obama, der 2009 in Prag noch die Vision einer „atomwaffenfreien Welt“ entwickelt hatte, ein Jahr später eine gigantische Modernisierungswelle der US-Nuklearstreitkräfte in Gang gesetzt haben.

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    Nach Kalkulationen des Rechnungshofs im Kongress (CBO) wird das Programm, das die atomare Triade (Kampfbomber, U-Boote und Interkontinentalraketen) ertüchtigen soll, binnen zehn Jahren 400 Milliarden Dollar verschlingen. Bis 2040 werde sich die Summe auf eine Billion Dollar erhöhen.

    USA verfügen weiter über rund 7000 Atomwaffen

    Reale Veränderungen hat es in den ersten Monaten der Trump-Präsidentschaft in den Atomstreitkräften nicht gegeben. Die USA verfügen weiter über rund 7000 Atomwaffen. Davon gelten knapp 1900 als einsatzfähig.

    Wie falsch Trumps Anmerkung ist, illustriert aus Sicht von Experten der Umgang mit dem militärischen Eckpfeiler der atomaren Abschreckung Amerikas. In unterirdischen Silos in den Bundesstaaten Montana, Wyoming und North Dakota lagern seit 1970 über 400 Interkontinentalraketen vom Typ Minuteman. Sie sollen bis zum Jahr 2030 mit neuen Triebwerken ausgerüstet und einsatzfähig gehalten werden. Eine Zeitspanne von 60 Jahren. Donald Trump ist keine sieben Monate im Amt.