Berlin. Technisches Versagen, menschliche Überforderung oder Abschuss? Noch ist unklar, warum der Bundeswehr-Hubschrauber in Mali abstürzte.

  • Erste Erkenntnisse deuten auf technisches Versagen als Ursache für den Hubschauberabsturz hin
  • Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen gerät unter Druck
  • Mali gilt seit Längerem als gefährlichster Einsatzort der Truppe

Nach dem Tod von zwei Bundeswehrsoldaten beim Absturz eines „Tiger“-Kampfhubschraubers in Mali steht die Frage nach der Ursache im Mittelpunkt. Ein Expertenteam der Bundeswehr sei am Donnerstag in Gao, um unter anderem den Flugschreiber auszuwerten, sagte der Stellvertreter des Generalinspekteurs, Vizeadmiral Joachim Rühle.

Der Routine-Flugbetrieb der „Tiger“ werde bis auf Weiteres ausgesetzt. Hinweise auf Fremdeinwirkung lägen bisher nicht vor. Laut einer Mitteilung der Friedensmission Minusma der Vereinten Nationen deuteten erste Erkenntnisse auf technisches Versagen als Ursache hin.

„Im Sturzflug zu Boden gegangen“

Ein technisches Versagen könnte auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen unter Druck setzen. Die CDU-Politikerin hatte in ihrer Amtszeit immer wieder die Bedeutung guter Ausrüstung der Soldaten im Einsatz betont.

Der Hubschrauber war am Mittwochnachmittag 70 Kilometer nördlich von Gao abgestürzt und ausgebrannt. Der Pilot eines zweiten „Tigers“, der unmittelbar hinter der Unglücksmaschine flog, berichtete nach Informationen des „Spiegel“, der „Tiger“ sei „urplötzlich und ohne einen Notruf mit der Nase nach vorne abgekippt und dann sofort im Sturzflug zu Boden gegangen“.

Immer wieder Ärger mit dem „Tiger“

Es sind die ersten Todesfälle von Bundeswehrsoldaten im Auslandseinsatz seit 2015. Mali gilt seit längerem als der derzeit gefährlichste Einsatz der Truppe. Bislang waren die deutschen Soldaten dort aber verschont geblieben. An der Mission beteiligen sich derzeit 875 Bundeswehr-Soldaten. Die Truppe ist in der ehemaligen Rebellenhochburg Gao stationiert.

Mit dem „Tiger“ gab es immer wieder Probleme. Zuletzt fehlten Piloten, um das Gerät zu fliegen. Der „Expertiseverlust“ werde zunehmend zu einem „flugsicherheitsrelevanten Thema“, hieß es im Juni in einem internen Bericht des Kommandos Heer, aus dem der „Spiegel“ zitiert hatte. Eine Handvoll Piloten werde für alle Übungs- und Schießvorhaben sowie Einsätze und einsatzgleiche Verpflichtungen herangezogen. Sie würden der hohen zeitlichen Belastung nicht mehr standhalten, hieß es.

Hitze in Mali ist ein Problem

Bedenken gab es auch wegen der Einsatzbereitschaft der Hubschrauber in der westafrikanischen Hitze. Der Inspekteur des Heeres hatte eine Ausnahmegenehmigung für den Flug unter hohen Temperaturen erteilt, bevor sie am 1. Mai einsatzbereit gemeldet wurden. Zunächst galt eine maximale Temperaturobergrenze von 43,26 Grad Celsius für den Start der Hubschrauber. Dieser Maximalwert, der sich je nach Luftdruck und Flughöhe berechnet, wurde für den Einsatz in Mali um fünf Grad angehoben.

UN-Generalsekretär António Guterres übermittelte dem neuen deutschen UN-Botschafter Christoph Heusgen in New York sein Beileid. Zugleich dankte er Deutschland für das Engagement in den UN-Friedensmissionen.

UN-Mission soll Land stabilisieren

Die Mission Minusma der Vereinten Nationen (UN) soll zur Stabilisierung Malis und zur Umsetzung eines Friedensabkommens beitragen. Der Norden Malis war 2012 vorübergehend in die Hände islamistischer Extremisten und anderer Rebellengruppen gefallen, sie konnten aber nach einer Intervention französischer Streitkräfte zurückgedrängt werden. Gruppierungen wie Al-Kaida terrorisieren den Norden Malis schon lange. (dpa)