London. Auf den letzten Metern wird die Wahl in Großbritannien noch spannend. In Sachen EU sind die Unterschiede zwischen den Parteien groß.

Theresa May oder Jeremy Corbyn? Konservative Hardlinerin oder linker Labour-Rebell? In Großbritannien steht am 8. Juni eine echte Richtungsentscheidung an, die spannender werden könnte als Mays großer Umfrage-Vorsprung lange vermuten ließ – und die auch für Deutschland und die EU gravierende Folgen hat. Eine Auswahl:

Brexit-Verhandlungen: „Brexit heißt Brexit“. Mit dem Mantra Mays würde auch Corbyn nicht brechen. Allgemein gesprochen dürfte eine Labour-geführte Regierung in London für die EU aber der angenehmere Verhandlungspartner sein.

Dass die Briten sich wegen festgefahrener Positionen ganz ohne „Deal“ aus der EU verabschieden, haben die Sozialdemokraten im Wahlprogramm schon mal ausgeschlossen. Dagegen sagen die Konservativen:

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Deutsche auf der Insel: Mehr als drei Millionen EU-Ausländer leben in Großbritannien, darunter auch viele Deutsche. Labour, die Liberaldemokraten und die schottische Nationalpartei wollen die Rechte von EU-Bürgern im Land erhalten.

Die Konservativen sind da nicht so entgegenkommend und machen das von den Verhandlungen über den EU-Austritt abhängig. Es könnte etwa um Themen wie Familiennachzug gehen. Die Freizügigkeit wird mit dem Brexit allerdings ziemlich sicher eingeschränkt, egal, wie die Wahl ausgeht.

Wieso die Briten donnerstags wählen – und um was es geht

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    Handel: Großbritannien ist für Deutschland dem Auswärtigen Amt zufolge der fünftwichtigste Handelspartner und der drittwichtigste Exportmarkt. Mehr als 2500 deutsche Unternehmen haben Niederlassungen im Vereinigten Königreich, in Deutschland sind rund 3000 britische Unternehmen engagiert. Die Konservativen wollen den europäischen Binnenmarkt und die Zollunion verlassen, Labour würde lieber aushandeln, dass die Briten ein Teil davon bleiben.

    Kooperation: Auch in anderen vom EU-Austritt betroffenen Bereichen will Labour engere Verbindungen mit der EU halten. Sie wollen zum Beispiel im europäischen Austauschprogramm Erasmus bleiben, im EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation, Horizont 2020, in der Europäischen Arzneimittel-Agentur und in der europäischen Atomgemeinschaft Euratom. Im Wahlprogramm der Tories gibt es solche konkreten Pläne nicht.

    Weltpolitik: Die Briten haben einen von fünf ständigen Sitzen im UN-Sicherheitsrat und beteiligen sich mehr als Deutschland an Militäreinsätzen, etwa im Kampf gegen die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS). Beide großen Parteien legen – erst Recht in Brexit-Zeiten – großen Wert auf Allianzen wie die Nato.

    Die Unterschiede zwischen den außenpolitischen Plänen sind überschaubar, weil Corbyn seine früheren, eher radikal-linken Haltungen nicht durchboxen will (oder kann). Ins britische Atomwaffen-Programm Trident wollen beide investieren, Labour strebt aber eine atomwaffenfreie Welt an. (dpa)