Berlin/Köln. „Bicken“ statt Biken, „Datteln“ statt Daddeln: Ein Professor baut absurde Fehler in die Präsentation einer großen Studie ein. Extra.

Eine große Studie spricht von Konzentrationsstörungen bei Kindern durch Smartphone-Gebrauch – und fällt mit haarsträubenden Fehlern in der Präsentation auf. Das war Absicht, um Aufmerksamkeit zu schaffen, erklärt der Autor: ein Professor und früherer Präsident der Rheinischen Fachhochschule Köln. Nun tauschen Hochschule und Bundesdrogenbeauftragte das Dokument trotzdem lieber schnell aus.

„Bicken statt Liken“ und „Paddeln statt Datteln“: Diese Empfehlungen waren groß in der Präsentation der Ergebnisse der Untersuchung zu lesen, die von der Bundesdrogenbeauftragten Marlene Mortler vorgestellt wurde. Kinder sollen sich aufs Fahrrad setzen, also Biken, und sie sollen weniger am Computer spielen, also Daddeln. Fehlerfrei gab’s noch den Tipp „Kicken statt Klicken“.

Studie leistet Pionierarbeit

Am Dienstag war dann auf der Seite der Drogenbeauftragten zu lesen, dass die Präsentation derzeit aktualisiert werde und bald wieder abrufbar sei. Im Netz waren Kritik und Spott über die Studie „BLIKK-Medien“ hereingebrochen, die eigentlich Pionierarbeit leistet und von Mortler als „absolutes Novum“ gewürdigt wurde: 5573 Eltern und deren Kinder wurden zum Umgang mit digitalen Medien befragt, bei den obligatorischen Früherkennungsuntersuchungen wurden alle Aspekte der Entwicklung dieser Kinder dokumentiert. Kölner Institut und Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hatten dafür kooperiert.

Ein früherer FDP-Bundestagsabgeordneter war dann unter den ersten, die die Medienkompetenz der Studie zum Umgang mit digitalen Medien hinterfragte. „Die Drogenbeauftragte beweist eindrucksvoll wie wertvoll Medienkompetenz ist: bicken statt liken und paddeln statt Datteln“, twitterte Jimmy Schulz, Vorsitzender seiner Partei in Oberbayern.

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„Wenn diese Studie zu Kindern und Mediennutzung genauso gut gemacht ist wie die entsprechende PowerPointPräsi, bin ich total überzeugt“, witzelte eine andere Twitternutzerin.

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So bekommt die Studie nach der ersten Welle der Berichterstattung über die Inhalte noch einmal Beachtung geschenkt. So war das aber nicht gedacht, als der Autor an der Präsentation saß und Aufmerksamkeit auf die Tipps lenken wollte.

Verfasser dachte, keiner könnte an Versehen denken

Das sei das Ziel gewesen, sagt Beate Czikowsky, Sprecherin der RFH Köln. „Prof. Dr. Rainer Riedel hat sich das so ausgedacht.“ Der Studienautor, Leiter des Instituts für Medizinökonomie und Medizinische Versorgungsforschung der RFH, habe gedacht, die Fehler seien so krass und so offensichtlich, dass keiner an ein Versehen denken könne. Im Kollegenkreis sei darüber auch am Montag gesprochen worden: „Da gibt es zwei Lager, die einen teilten seine Auffassung, andere sahen es anders.“

Unter dem Strich sieht es aber offenbar inzwischen auch die Hochschule anders: „Wir haben die Ergebnispräsentation korrigiert“, so Czikowsky. Die Seite der Bundesdrogenbeauftragten hatte das Dokument herunter genommen und eine Aktualisierung angekündigt. Dort finden sich aber noch Pressemitteilung und Faktensammlung zur Studie.