Kabul. In der afghanischen Provinz Balch sind bei einem Angriff der Taliban 140 Soldaten getötet worden. Noch mehr Menschen wurden verwundet.

Bei dem jüngsten Angriff der Taliban auf eine Militärbasis in der afghanischen Nordprovinz Balch sind mindestens 140 Soldaten getötet und mehr als 160 verwundet worden. Das sagte der Vorsitzende des Provinzrates, Mohammed Ibrahim Chair Andesch, am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.

Die Taliban sprachen sogar von mehr als 500 Toten und Verwundeten. Ein Armeevertreter hatte zuvor noch die Zahl der Opfer mit mehr als 80 Toten und mindestens 70 Verwundeten angegeben. Balch gehörte lange zu den eher sicheren Provinzen Afghanistans.

Der Angriff am Freitag galt einem Armeestützpunkt nahe der Provinzhauptstadt Masar-i-Scharif. Dort betreibt die Bundeswehr ein Feldlager. Deutsche Soldaten kamen nicht zu Schaden. Das Auswärtige Amt in Berlin verurteilte den Angriff als „hinterhältig“.

Angriffe während des Freitagsgebets

Afghanische Soldaten stehen am Freitag in Masar-i-Scharif (Afghanistan) an einem Zugang zu einer Militärbasis. Im Großraum von Masar-i-Scharif demonstrieren die Taliban ihre Macht.
Afghanische Soldaten stehen am Freitag in Masar-i-Scharif (Afghanistan) an einem Zugang zu einer Militärbasis. Im Großraum von Masar-i-Scharif demonstrieren die Taliban ihre Macht. © dpa | Mirwais Najand

Einem afghanischen Militärvertreter zufolge trugen die Taliban-Kämpfer Uniformen der afghanischen Streitkräfte und fuhren mit Militärfahrzeugen sowie gefälschten Papieren vor. Zu Beginn ihres Angriffs hätten sie zunächst am Eingangstor eine Rakete gezündet. Zehn Taliban-Kämpfer griffen dann unter anderem Soldaten und Offiziere während des Freitagsgebets in einer Moschee auf dem Stützpunkt an.

Die Taliban erklärten, vier ihrer Kämpfer hätten früher als Soldaten auf dem Militärstützpunkt gedient und daher gute Ortskenntnisse gehabt. Dazu veröffentlichten die Taliban angebliche Bilder der Angreifer. Die Angaben ließen sich nicht umgehend überprüfen.

Die Sicherheitslage in Afghanistan hat sich rapide verschlechtert, seit die Nato ihren Kampfeinsatz Ende 2014 offiziell beendet und die meisten Truppen abgezogen hat. Der Kampfeinsatz wurde von einem Ausbildungseinsatz abgelöst. (dpa)