Istanbul. Während sich Recep Tayyip Erdogan für einen Wahlsieg feiern lässt, kritisieren Oppositionelle Unregelmäßigkeiten in den Wahllokalen.
Die Opposition will den Ausgang des Referendums über die Einführung eines Präsidialsystems in der Türkei anfechten. Man werde Beschwerde gegen das Ergebnis von zwei Dritteln der Wahlurnen einlegen, teilte die HDP am Sonntag über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. Auch der Abgeordnete der größten Oppositionspartei CHP, Sezgin Tanrikulu, kündigte Einspruch an.
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan sprach am Sonntagabend trotz des knappen Ergebnisses von einem Sieg des „Ja“-Lagers. Die Opposition dagegen sagte, das Ergebnis sei noch nicht klar.
HDP will Indizien für Manipulation haben
Die HDP erklärte: „Unsere Informationen weisen auf Manipulation in der Größenordnung von 3 bis 4 Prozentpunkten hin.“ Zuvor hatte bereits die Istanbuler HDP-Abgeordnete Filiz Kerestecioglu die Legitimität des Wahlergebnisses angezweifelt. „Schon der Wahlkampf war nicht fair und hat unter ungeheurem Druck stattgefunden“, sagte Kerestecioglu der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag. „Die Entscheidung über ein Präsidialsystem in der Türkei wurde dem Volk in der Türkei aufgedrängt. Selbst ein „Ja“ wird keine Legitimität haben. Es ist deutlich geworden, dass das Volk in der Türkei es ablehnt, die Verfassung auf diese Weise zu ändern.“
Türken stimmen für Präsidialsystem
Ähnlich äußerte sich der CHP-Abgeordnete Tanrikulu. „Das Referendum hätte überhaupt nicht stattfinden dürfen“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die Bedingungen unter dem seit Juli 2016 bestehenden Ausnahmezustand seien unfair gewesen. „Unter diesen Umständen hat das Ergebnis keine Legitimation“. Wegen Unregelmäßigkeiten bei der Stimmabgabe werde man Einspruch einlegen.
Kritik trifft auch staatliche Nachrichtenagentur
Die Opposition beklagte zudem, die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu habe zu früh Teilergebnisse zugunsten des „Ja“-Lagers veröffentlicht, die nicht mit den Ergebnissen der Wahlkommission übereinstimmten. Das Ziel sei gewesen, Wahlbeobachter der Opposition zu demoralisieren.
Nach Angaben von Anadolu lagen die „Ja“-Stimmen nach Auszählung von 99,23 Prozent bei 51,35 Prozent. Die „Nein“-Stimmen kamen demnach auf 48,65 Prozent. Oppositionsvertreter in der Wahlkommission bestätigten diese inoffiziellen Anadolu-Zahlen aber zunächst nicht. (dpa)
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