Berlin. Zwei Bekennerschreiben zum Anschlag auf den BVB-Bus gibt es. Eines zeigt, wie damit auch gezielt Verwirrung gestiftet wird.

Sicherheitsbehörden und Medien berichteten seit Mittwochmorgen von zwei Bekennerschreiben nach dem Sprengstoff-Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund – doch eines der Schreiben dürfte eine Fälschung sein. Und dahinter könnte die Absicht stecken, die Antifa zu ärgern und diskreditieren. Es wäre nicht das erste Fake-Bekennerschreiben zu diesem Zweck. So waren bereits einmal die „deutschfeindlichen Antifa-Flut-Brigaden“ erfunden worden.

Während die eine Version der Schreiben am Dortmunder Tatort gefunden wurde, wurde das andere Bekenntnis im Internet veröffentlicht. Zwar wurde dieses Schreiben auf der teils von Linksextremen genutzten Seite linksunten.indymedia.com veröffentlicht, doch spricht das noch lange nicht für linksradikale Täter. Dazu muss man verstehen, wie die Plattform aufgebaut ist und welchen Zweck sie verfolgt. So kann auf der Seite jeder Internetnutzer ohne Registrierung Inhalte wie Texte und Bilder hochladen.

Festnahme nach Anschlag auf BVB-Bus

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    Auf Indymedia kann jeder posten

    Erst nach dem die Beiträge online sind, erfolgt eine Moderation. Der Sinn hinter diesem Vorgehen ist die schnelle und unkomplizierte Vernetzung von linken Aktivisten vor oder bei Demonstrationen oder anderen Projekten. Der Nachteil: auch Fremdinhalte finden so ihren Weg auf die Seite.

    Der ursprüngliche Artikel mit dem Bekennerschreiben ist von Moderatoren nach kurzer Zeit entfernt worden. Er findet sich nun aber als Rohtext als Kommentar unter einem Beitrag, in dem ein Nutzer die Plattform Indymedia erklärt. In diesem Beitrag wird auch der Verdacht geäußert, nach dem rechtsgerichtete Kräfte das gefälschte Bekennerschreiben veröffentlicht haben könnten. Als Indiz dafür wird im Text erwähnt, dass die rechtspopulistische Plattform „PI News“ sehr früh über das angeblich linkspolitische Bekennerschreiben berichtet hatte. Das ist aber kein Beleg, über seine politisch aufgeladenen Nutzer erhält das Portal viele Hinweise frühzeitig.

    Die relativ schnelle Löschung des Ursprungsbeitrages und der Sprachstil sprechen dagegen, dass ein regelmäßiger Nutzer der Plattform Indymedia der Verfasser ist. Für eine Fälschung spricht auch die übertrieben linkspolitische Sprache..

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      Im Bekennerschreiben fehlt eine ausführliche Begründung

      Im eigenen Faktencheck weist beispielsweise die „Tagesschau“-Redaktion darauf hin, dass das Schreiben keine Begründung für die Tat enthält, wobei linke politische Aktivisten in der Regel ausführliche Begründungen ihrer Taten liefern.

      Dabei ist der Anschlag auf den BVB nicht das erste Ereignis, nach dem ein vermeintliches Bekennerschreiben eine Straftat linken Aktivisten zuschreibt. Nach Sprengstoffanschlägen auf eine Moschee in Dresden war ein solches Schreiben aufgetaucht.

      Der sächsische Innenminister Markus Ulbig (CDU) hatte sich nach dem Anschlag auf dieses Schreiben bezogen.

      sich der Text jedoch als höchst unglaubwürdig. Gleich mehrere Internetportale des linken politischen Spektrums verwiesen auf eine Fälschung.

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        Kameradschaft hatte sich „Antifa-Flut-Brigaden“ ausgedacht

        In einem anderen Fall hatten angeblich antifaschistische Gruppen während des Elbe-Hochwassers im Jahr 2013 mit einem Anschlag auf Deiche gedroht. Die „germanophoben Antifa-Flut-Brigaden“ hatten auf linksunten.indymedia.com und in Briefen an Zeitungsredaktionen Anschläge angekündigt und aufgefordert: „Reißt in unbeobachteten Abschnitten der Dämme die Sandsäcke ein und erfreut euch am ,Leid` der Deutschen!“ Die Empörung über „die Antifa“ war groß.

        Wie das Portal „bnr.de“ berichtete, stellte sich die Drohung als Fälschung rechter Kameradschaften heraus. Ein Neonazi-Aktivist aus Nordrhein-Westfalen hatte in einem später gelöschten Posting auf Facebook eingeräumt, dass das Schreiben ein PR-Gag war. Er schrieb schadenfroh davon, wie ernst Medien, Politik und Polizei diese Falschmeldung genommen hätten.