Berlin. Wahlen im Saarland interessierten oft eher am Rande. An diesem Sonntag ist das ganz anders. Die Gründe heißen Schulz und Lafontaine.

Das kleinste Flächenland Deutschlands, 800.000 Wahlberechtigte, gerade einmal 1,3 Prozent der stimmberechtigten Bürger bei der Bundestagswahl im September – und trotzdem blickt an diesem Sonntag ganz Deutschland auf die Landtagswahl im Saarland. Das kommt nicht von ungefähr: Für die Parteien geht es bei dem Wahlgang um viel.

Darum geht es wirklich bei der Saarland-Wahl

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    • Die SPD muss erstmals seit dem Machtwechsel an der Parteispitze beweisen, dass ihr neuer Spitzenmann Martin Schulz nicht nur die Stimmung im Land verändert hat, sondern dies auch in Wahlergebnisse ummünzen kann. Ein starkes Resultat an der Saar, womöglich sogar ein besseres Abschneiden als die CDU von Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, wäre ein Traumstart ins wichtige Wahljahr 2017. In den Umfragen hat die SPD an der Saar stark aufgeholt, liegt bei 32 Prozent.

    Die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) bei der Stimmabgabemit ihrem Sohn.
    Die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) bei der Stimmabgabemit ihrem Sohn. © dpa | Oliver Dietze

    • Die CDU muss versuchen, den Aufwärtstrend der Sozialdemokraten zu stoppen. Sollte das Saarland für die Union tatsächlich verloren gehen, könnte dies auch den Trend für die kommenden Wahlgänge in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen im Frühjahr vorgeben. Letzte Umfragen sagen der Partei 36-37 Prozent voraus.

    • Die Linkspartei, die in bundesweiten Umfragen schwächelt, ist im Saarland stark – vor allem wegen ihres hier besonders beliebten Frontmannes Oskar Lafontaine, der an der Saar zuhause ist. Ein starkes zweistelliges Erlebnis ist das eigentlich Pflicht. Zudem spekuliert die Linke auf eine rot-rote-Koalition mit der SPD – wenn es rechnerisch reicht.

    • Die Grünen stecken bundesweit im Umfragetief. Auch beim jüngsten ZDF-„Politbarometer“ liegt mit 4,5 Prozent unterhalb der Fünf-Prozent-Grenze. Schaffen die Grünen nicht den Einzug in den Landtag, wäre dies ein weiterer Rückschlag.

    • Die FDP hat vor allem ein Ziel: Die Rückkehr in den Bundestag bei der Wahl im September. Die drei Landtagswahlen in diesem Jahr sollen dafür den weg bereiten. Aber: Auch die Liberalen scheitern in den Umfragen an der Fünf-Prozent-Hürde.

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      • Die AfD will ihren Siegeszug bei Landtagswahlen fortsetzen. Umfrage sehen die Rechtspopulisten bei sechs Prozent.

      Das sind die Aussichten

      • Schwarz-Rot. Eine Fortsetzung der regierenden Koalition aus CDU und SPD scheint wahrscheinlich. Zusammen bringen beide Parteien in den Umfrage fast 70 Prozent auf die Waage. Die große Koalition hat in den letzten Jahren im Saarland eine ruhige und solide Arbeit abgeliefert. Der Machtanspruch der beliebten Regierungschefin Annegret Kramp-Karrenbauer scheint durch ihre Herausforderin von der SPD, Anke Rehlinger, nicht gefährdet. Es bliebe also im Grunde alles beim Alten.

      SPD-Spitzenkandidatin Anke Rehlinger an der Urne.
      SPD-Spitzenkandidatin Anke Rehlinger an der Urne. © dpa | Roland Holschneider

      • Rot-Rot. Die große Frage lautet: Wagt die SPD ein Bündnis mit der Linkspartei, wenn es rechnerisch machbar ist? Es wäre das erste ro-rote Bündnis in einem westdeutschen Flächenland – und hätte somit auch bundespolitisch eine große Bedeutung. Das Problem: Die Linke an der Saar, das ist vor allem Oskar Lafontaine. Der hat seit seinem Abgang als SPD-Vorsitzender und seinem Übertritt zur Linkspartei nicht zuletzt daran gearbeitet, seiner ehemaligen Partei zu schaden. Das Bündnis mit Lafontaine wäre ein enormes Wagnis.

      • Und sonst? Neu gemischt würden die Karten, wenn Grünen und/oder die FDP doch den Sprungs ins Parlament schaffen. In dem Fall könnte ein rot-rot-grünes Bündnis oder auch eine „Ampel“ aus SPD, Grünen und FDP zum Zuge kommen.

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