Paris .

Als „eine Gotteslästerung, ein Sakrileg“ brandmarkte am Mittwoch Dalil Boubakeur, Rektor der Moschee von Paris, die grausame Ermordung des 86-jährigen katholischen Priesters Jacques Hamel in Saint-Etienne-du-Rouvray. Aber auch der geachtete Repräsentant der großen moslemischen Gemeinde Frankreichs hatte keine Antwort auf die Frage: Wie kann ein 19-jähriger, der aus einer integrierten Familie algerischer Einwanderer stammt, sich zu solch barbarischer Grausamkeit versteigen? Fest steht: die Justizbehörden haben Kermiche nicht für gefährlich gehalten, obwohl er als Anhänger der IS-Terrormiliz bekannt war. Zweimal hatte Kermiche 2015 versucht, nach Syrien in den Dschihad zu ziehen. Nach dem zweiten Versuch sei er bis März in Gewahrsam genommen worden. Anschließend habe er eine elektronische Fußfessel tragen müssen, durfte sich aber werktags zwischen 9.30 und 12.30 Uhr von seinem Elternhaus entfernen. Deshalb lösten die Fußfesseln keinen Alarm aus, als er sich am Dienstagmorgen zur Kirche begab. Wie sein Komplize, der bis gestern noch nicht identifiziert war, hatte er ein Messer dabei und trug eine Sprengstoffgürtel-Attrappe.