Prozess und Hinrichtung

Taliban richten schwangere Witwe öffentlich hin

Anklage "Ehebruch": Die Frau musste in einem öffentlichen Prozess zunächst 200 Peitschenhiebe erleiden und wurde danach erschossen.

Herat. Mit drei Schüssen in den Kopf haben die radikalislamischen Taliban im Westen Afghanistans eine schwangere Witwe hingerichtet, die sie des „Ehebruchs“ bezichtigt hatten. Die 35-Jährige (andere Medien berichten von einer 48 Jahre alten Frau) musste nach Angaben der Polizei in der Provinz Badghis in dem von den Taliban kontrollierten Bezirk Kadis in einem öffentlichen Prozess zunächst 200 Peitschenhiebe erleiden und wurde danach erschossen. Die Islamisten hatten der Witwe vorgeworfen, eine „unerlaubte Affäre“ gehabt zu haben und dabei schwanger geworden zu sein. Der Polizei zufolge wurde die Frau von einem örtlichen Taliban-Kommandeur erschossen.

Die 35-Jährige war zuvor drei Tage von den Taliban festgehalten worden. Nach der Hinrichtung wurde die Leiche in ein von den Islamisten überwachtes Gebiet geschafft. Der Mann, der eine Affäre mit ihr gehabt haben soll, wurde nicht bestraft. Der Vorsitzende der Unabhängigen Afghanischen Menschenrechtskommission in Westafghanistan, Abdul Kadir Rahimi, verurteilte die Hinrichtung als „inakzeptabel“.

Die Taliban wiesen die Aussagen zurück. „Wer auch immer das getan hat, gehört nicht zu den Taliban“, sagte der Sprecher der Extremisten Kari Mohammed Jusuf.

Die öffentliche Exekution erinnert an die Herrschaft der Taliban zwischen 1996 und 2001, als die Islamisten gewaltsam die strenge Befolgung des Islamischen Rechts durchsetzten. Dazu gehörten etwa öffentliche Steinigungen im Stadion von Kabul wegen Ehebruchs oder das Abhacken von Gliedmaßen bei Dieben.

Sollte sich der Verdacht bestätigen, wäre es die zweite öffentliche Tötung einer Frau vonseiten der Taliban seit ihrem Machtverlust nach dem Einmarsch von US-Truppen vor neun Jahren. Zuvor war die Frau verdächtigt worden, für ausländische Truppen spioniert zu haben.

( (reuters/AFP/abendblatt.de) )

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