Hamburg. Im neuen Abendblatt-Podcast erklären Ärzte von Asklepios einmal pro Woche ein Krankheitsbild und geben Tipps. Folge 1: Heuschnupfen.

Für Tausende Hamburger bringt der Frühling nicht nur Sonne und milde Temperaturen, sondern auch Beschwerden. Die Augen jucken, die Nase läuft, dazu häufiges Niesen. Es sind Symptome, die der Lungenfacharzt Dr. Hans-Peter Hauber nicht nur von seinen Patienten an der Asklepios Klinik Altona kennt, an der er die Sektion Pneumologie leitet, sondern auch aus eigener Erfahrung.

„Seit meiner Jugend leide ich selbst an Heuschnupfen“, verrät der Mediziner in der „Digitalen Sprechstunde“, dem neuen Gesundheits-Podcast von Hamburger Abendblatt und Asklepios. „Zum Glück kann ich mich als Arzt ganz gut selbst behandeln.“

Lungenfacharzt gibt Tipps zur Allergie- und Pollensaison

So greife er immer schon ab Ende Januar zu kortisonhaltigem Nasenspray, das ihm gut durch die Pollensaison helfe. Ihm sei aber bewusst, dass viele Betroffene Vorbehalte hätten und sich vor den Nebenwirkungen fürchteten.

„Oh Gott, dann nehme ich zu und sehe aus wie ein Michelinmännchen – das höre ich immer wieder, aber diese Sorge ist komplett unbegründet“, klärt der Experte auf. Als lokales Therapeutikum eingesetzt, also allein auf der Nasenschleimhaut angewendet, sei Kortison vollkommen unbedenklich.

Kortison: Entzündung wird unterdrückt, Schleimhäute regenerieren

Im Gegenteil: Studien zeigten, dass ein solches verschreibungspflichtiges Präparat effektiv und zeitnah helfe, sagt Privatdozent Dr. Hans-Peter Hauber, der selbst zur Wirkung der Kortisontherapie geforscht hat. „Die Entzündung wird unterdrückt und die Schleimhäute können sich schnell wieder regenerieren.“

Die digitale Sprechstunde: Lungenfacharzt Dr. Hans-Peter Hauber von der Asklepios Klinik Altona.
Die digitale Sprechstunde: Lungenfacharzt Dr. Hans-Peter Hauber von der Asklepios Klinik Altona. © Roland Magunia

Auch die sogenannten Antihistaminika, die den Botenstoff Histamin hemmen und so die typischen Symptome einer Pollenallergie mindestens mildern, wenn nicht ganz unterdrücken, seien gute Hilfsmittel, die es ohne Rezept frei verkäuflich in der Apotheke gebe. „Früher haben die Tabletten wahnsinnig müde gemacht, das erinnere ich noch aus meiner eigenen Studienzeit“, sagt der Arzt und lacht. „Das ist heute zum Glück gar nicht mehr so.“

Kleidung abends nicht mit ins Schlafzimmer nehmen

Die beste Strategie sei natürlich, das Allergen komplett zu meiden. „Das ist im Alltag aber leider ziemlich unmöglich - es sei denn, wir laufen den ganzen Tag mit einer Schutzmaske herum, was ja auch ein bisschen komisch aussehen könnte.“ Aber es sei zum Beispiel hilfreich, früh am Morgen zu lüften, wenn die Blütenpollen vom Land noch nicht in die Stadt geweht seien. Auch sollte man seine Kleidung nicht mit ins Schlafzimmer nehmen und vor dem Schlafengehen noch einmal die Haare waschen. „Ob man dazu nun jeden Abend Lust hat, ist eine andere Frage.“

Grundsätzlich rät der Lungenspezialist Allergikern zu einer sogenannten kausalen Therapie, dem einzigen Ansatz, der nicht die Symptome bekämpft, sondern die Ursache. „Diese Hyposensibilisierung, bei der das Immunsystem über einen Zeitraum von drei Jahren gewissermaßen an das Allergen gewöhnt wird, ist sehr effektiv.“ Die Krankenkassen übernehmen die Kosten dieser Therapie, die ab dem sechsten Lebensjahr möglich ist. „Die Hyposensibilisierung hat zudem den großen Vorteil, dass wir damit einen sogenannten Etagenwechsel verhindern können.“

Viele Betroffene entwickeln allergisches Asthma

Denn bei einem Viertel aller Betroffenen schlägt die Allergie irgendwann auf die Bronchien und sie entwickeln ein allergisches Asthma. Für alle, die sich vor Spritzen fürchten und daher diese lange andauernde Immuntherapie für sich ausschließen, gebe es eine sinnvolle Alternative, erklärt Privatdozent Dr. Hans-Peter Hauber. „Mittlerweile kann man auch mit Tabletten therapieren.“

Doch warum leiden Allergiker in Großstädten besonders stark im Vergleich zu Betroffenen, die im Ländlichen wohnen? „Ich schätze, wir Großstädter sind insofern sensibler, als dass wir von Anfang an eine wahnsinnige Angst vor Bakterien haben.

In der Stadt hat ja fast jede Mutter auf dem Spielplatz ein Fläschchen Desinfektionsmittel dabei.“ Kinder aber, die beispielsweise auf dem Bauernhof aufwachsen und dort mit verschiedenen Erregern in Kontakt kommen, härten ihr Immunsystem früh ab und sind weniger gefährdet, eine Allergie zu entwickeln. „Deshalb sage ich immer: Wenn ihr Kind mal eine kleine Schaufel Sand isst, dann ist das kein Drama. Das habe ich bei meinen eigenen Kindern selbst erlebt“, sagt der zweifache Vater.

Symptome von Allergien und Heuschnupfen

Sind die Eltern Allergiker, steigt das Risiko für die Kinder

Mütter, die ihre Kinder mindestens sechs Monate stillen, geben ihnen einen Schutz vor Allergien mit, das belegen Studien. „Eine Garantie ist das aber natürlich auch nicht, es kommt immer auf die genetische Veranlagung an.“

Ist ein Elternteil Allergiker, so steigt das Risiko für den Nachwuchs, ebenfalls eine Allergie zu entwickeln, um 20 bis 40 Prozent, sind Mutter und Vater betroffen, sogar um bis zu 60 Prozent. „Aber zum Glück kann man bei Allergien ja gut helfen.“

Gesundheits-Podcast mit Asklepios

„Die digitale Sprechstunde“ ist die neue Gesundheits-Gesprächsreihe von Hamburger Abendblatt und Asklepios. Jede Woche erklärt ein Experte im Gespräch mit Vanessa Seifert ein Krankheitsbild und gibt Auskunft über Vorsorge und Möglichkeiten der Therapie.

In der nächsten Folge am kommenden Mittwoch klärt Chirurgie-Chefärztin Professor Dr. Carolin Tonus von der Asklepios Klinik St. Georg über Darmkrebs auf.