Jerusalem. Trotz wiederholter Raketenangriffe hat Israel heute den Transfer von humanitärer Hilfe in den Gazastreifen wieder zugelassen. Zugleich nahmen aber die Hinweise auf eine bevorstehende Offensive gegen palästinensische Extremisten zu.
Die israelischen Streitkräfte wurden angewiesen, rund 90 Lastwagen mit Medikamenten, Kraftstoff, Kochgas und anderen lebenswichtigen Gütern in den Gazastreifen passieren zu lassen. Zu der Lieferung gehört auch eine Spende der Frau des ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak.
Verteidigungsminister Ehud Barak begründete die Entscheidung damit, dass die Regierung verhindern wolle, dass sich die humanitäre Lage im Gazastreifen weiter zuspitze. Der Beschluss folge auch zahlreichen Appellen der internationalen Gemeinschaft.
Ursprünglich sollte der Grenzübergang bereits am Mittwoch für internationale Hilfen geöffnet werden. Die Grenze wurde aber wieder gesperrt, weil der Süden Israels mit mehr als 80 Raketen und Mörsergranaten aus dem Gazastreifen angegriffen wurde. Die Angriffe waren die heftigsten seit dem Ende des sechsmonatigen Waffenstillstands von Juni bis Mitte Dezember. Am Freitagmorgen zählten die israelischen Streitkräfte erneut mehr als zehn Geschosse.
Die Entscheidung für eine Offensive gegen die im Gazastreifen regierende Hamas sei im Kabinett bereits gefallen, verlautete am Donnerstag aus Militärkreisen. Nur die winterlichen Verhältnisse stünden derzeit noch einem Einsatz entgegen. Dem Vernehmen nach sind verstärkte Luftangriffe vorgesehen, denen eine Invasion im Gazastreifen folgen soll.
Ministerpräsident Ehud Olmert appellierte an die Bevölkerung im Gazastreifen, sich gegen die Hamas zu stellen. Die islamische Organisation sei für das Leid dort verantwortlich, sagte Olmert am Donnerstag in einem Interview des arabischen Fernsehsenders Al Arabija. Israel werde nicht zögern, militärisch vorzugehen, wenn die Angriffe fortgesetzt würden. Es sei jetzt vielleicht die letzte Minute zur Umkehr. "Wir sind stärker", fügte Olmert hinzu.
Der ägyptische Präsident Mubarak forderte derweil Israel bei einem Besuch von Außenministerin Zipi Livni in Kairo zu Zurückhaltung auf. Zugleich machte er deutlich, dass er von der Hamas eine sofortige Einstellung des Raketenbeschusses erwarte. Dies verlautete aus israelischen Regierungskreisen. Ägypten bemüht sich um eine neue Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas.
In Bethlehem rief der Lateinische Patriarch Fuad Twal zum Frieden aufgerufen. "Krieg bringt keinen Frieden, Gefängnisse garantieren keine Stabilität. Die höchsten Mauern gewährleisten keine Sicherheit", sagte der oberste Vertreter der katholischen Kirche im Heiligen Land. "Frieden ist ein Geschenk Gottes, und nur Gott kann diesen Frieden bringen."
An der Christmette in der Geburtskirche nahmen christliche Gläubige aus aller Welt teil, auch der palästinensische Präsident Mahmud Abbas und Ministerpräsident Salam Fajjad waren anwesend. In der Grotte der Kirche soll sich der Stall befunden haben, in dem nach christlicher Überlieferung Jesus geboren wurde. Zu den Feiern strömten mehrere tausend Pilger und Touristen in die Stadt im Westjordanland.
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