Merkel rückte am Sonnabend das Thema knapper Lebensmittel und steigender Preise in den Mittelpunkt des G-8-Gipfels in Japan, der sich auch mit Klimaschutz und Entwicklungshilfe befasst. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy forderte eine stärkere Einbindung von Schwellenländern wie China und Indien in den Prozess.
Die Kanzlerin sprach sich für eine verstärkte landwirtschaftliche Nutzung der Gentechnik in Entwicklungsländern aus. "Es wird angesichts der jährlich um 80 Millionen Menschen zunehmenden Weltbevölkerung in vielen Ländern akzeptiert, dass zur Lösung der Ernährungsprobleme auch gentechnisch veränderte Saatgüter oder Lebensmittel ihren Platz haben können", sagte sie. Als Beispiel nannte sie Sorten, die mit sehr wenig Wasser auskommen.
Merkel reist am Sonntag nach Hokkaido, wo am Montag der Gipfel beginnt. In ihrer wöchentlichen Videobotschaft kündigte die Kanzlerin an: "Wir werden darüber beraten, wie die Industrieländern den afrikanischen Ländern bei der Stärkung ihrer eigenen bäuerlichen Landwirtschaft helfen können." Man werde auch darüber sprechen, welche Standards beim Anbau von Biokraftstoffen gebraucht würden, damit dort keine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion entstehen könne.
Im "Tagesspiegel am Sonntag" kündigte Merkel ein umfassendes Maßnahmenpaket zur globalen Ernährungssicherung an, das auf dem G-8-Gipfel verabschiedet werden solle. Es sehe "eine kurzfristige Linderung der akuten Ernährungslage, aber auch eine langfristige Strategie zur Steigerung der weltweiten landwirtschaftlichen Produktion" vor.
Der "Spiegel" zitierte aus einem sechsseitigen Schreiben, das Merkel an ihre G-8-Kollegen verschickt haben soll: Eine anhaltende Nahrungsmittelkrise könnte "die Demokratisierung gefährden, Staaten destabilisieren und sich zu internationalen Sicherheitsproblemen auswachsen". In dem Papier hat die Kanzlerin dem Magazin zufolge angekündigt, dass Deutschland in diesem Jahr 750 Millionen Dollar für die Lebensmittelversorgung in armen Ländern bereitstellen werde. Insgesamt benötigten die 30 ärmsten Länder Welt 20 Milliarden Dollar für Nahrungsmittelimporte.
Sarkozy kritisierte, es sei nicht vernünftig, die "großen Fragen der Welt" im Kreise von acht Staaten zu besprechen und dabei China mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern und Indien mit einer Milliarde Einwohnern außen vor zu lassen, ebenso wie die arabischen, afrikanischen oder lateinamerikanischen Staaten.
Mehr als 1000 Globalisierungsgegner demonstrierten in der japanischen Stadt Sapporo friedlich. Sie forderten die Teilnehmer des Gipfeltreffens auf, wirksame Maßnahmen zum Klimaschutz sowie zum Kampf gegen Armut und Diskriminierung zu beschließen.
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