Der deutsche Astronaut Hans Schlegel ist wieder daheim

Bilderbuchlandung krönt Atlantis-Mission

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­ Der deutsche Astronaut Hans Schlegel hat wieder festen Boden unter den Füßen. Nach einer Weltraum-Reise von rund 8,5 Millionen Kilometern landete er zusammen mit seinen sechs Kollegen am Mittwoch an Bord des Space-Shuttles „Atlantis“ wohlbehalten auf der Rollbahn 15 des Kennedy Space Centers im US-Staat Florida.

Bei strahlend blauem Himmel steuerte Pilot Alan Poindexter die Raumfähre in perfekter Präzision auf die Erde zurück ­ eine Bilderbuchlandung als Krönung einer der bisher wichtigsten Missionen beim Bau der Internationalen Raumstation ISS.

Die ISS ist nun um ein bedeutendes Modul reicher: Die insgesamt siebenköpfige "Atlantis"-Crew hatte das europäische Forschungslabor "Columbus" mitgebracht, an das Weltraumdomizil anmontiert und dann eingerichtet. Damit können verschiedene mit Spannung erwartete Experimente beginnen ­ von Versuchen mit Gewebekulturen bis hin zur Untersuchung der Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf den menschlichen Organismus.

Auch im "Columbus"-Kontrollzentrum im bayerischen Oberpfaffenhofen brandeten Jubel und Applaus auf, als der Shuttle sicher aufsetzte. Die Wissenschaftler hatten sich die Landung live im Fernsehen angeschaut. "Alles hat bestens funktioniert", lobte der Raumfahrtvorstand des Deutschen Zentrums für Luft-und Raumfahrt (DLR), Thomas Reiter. Auch Bundespräsident Horst Köhler gehörte zu den ersten Gratulanten und wünschte Schlegel für die Zukunft "schöne und Schwere-lose Tage".

Natürlich ließ sich auch die NASA nicht lumpen: Mission Control in Houston (Texas) beglückwünschte die Heimkehrer zu ihrer "tollen Leistung". Kommandeur Steve Frick seinerseits bedankte sich bei den Bodenkontrolleuren, "dass ihr uns sicher auf die Erde zurückgebracht habt".

Auch der Zeitpunkt stimmte - das war bei dieser Mission besonders wichtig. Denn während der Shuttle noch an der ISS angedockt war, liefen beim US-Militär die letzten Vorbereitungen für den Abschuss eines außer Kontrolle geratenen Satelliten. Auf einer niedrigeren Umlaufbahn als die Station umkreist er die Erde. Um auf dem Heimweg der "Atlantis" etwaige Kollisionen mit Weltraummüll, der beim Raketeneinschlag in den Satelliten entstehen würde, auszuschließen, wartete das Pentagon vor dem ersten geplanten Abschuss-Versuch die Landung der Raumfähre ab. "Dann können wir das auf der Erde mitkriegen. Das ist aufregend", sagte Frick - auch wenn es für ihn und die Crew gerade erst interessante und spannende Augenblicke am laufenden Band im All gegeben hatte.

Genau 12 Tage, 18 Stunden, 21 Minuten und 40 Sekunden hatte Schlegel von der Erde entfernt verbracht, als Poindexter den Shuttle um 15.07 Uhr MEZ auf dem Weltraumbahnhof aufsetzte. Da war längst jede Erinnerung daran verblasst, dass sich der 56-jährige Naturwissenschaftler aus Aachen vorübergehend als Sorgenkind entpuppt hatte. Wegen Unwohlseins ­ der Seekrankeit ähnlichen Anpassungsschwierigkeiten an die Schwerelosigkeit ­ hatte der erste von insgesamt drei Außenbordeinsätzen während der Mission ohne ihn stattfinden müssen. Damit musste der Astronaut der Europäischen Raumfahrt-Agentur ESA ausgerechnet bei den stolzesten Augenblicken, dem Andocken des 880 Millionen Euro teuren "Columbus"-Labors, zuschauen.

Danach war alles wieder okay: Als zweiter Deutscher in der Geschichte der Raumfahrt schwebte Schlegel ­ wieder topfit - am Mittwoch vergangener Woche zu einem Außenbordeinsatz ins All hinaus. Zusammen mit seinem Kollegen Rex Walheim installierte er einen neuen Stickstofftank für das äußere Kühlsystem der ISS und verbrachte sechs Stunden und 45 Minuten im Freien.

Bereits im März soll die ISS noch einmal wachsen: Dann wird nach den bisherigen Plänen der Shuttle "Endeavour" das japanische Modul "Kibo" zum Außenposten im All befördern. Die "Atlantis", die auf ihrer Reise neben "Columbus" auch den neuen ISS-Langzeitbewohner Leopold Eyharts von der ESA mitbrachte und dafür Dan Tani mit zurück nach Hause nahm, soll im August wieder abheben. Dann geht es um eine ganz andere Mission: Reparaturarbeiten am Weltraumteleskop "Hubble".

( dpa )