Doping: Pressekonferenz in Bonn

Aldag und Zabel geben Epo-Doping zu

| Lesedauer: 3 Minuten

Zeit der Wahrheit für den Radsport: Rolf Aldag, Teamchef des Bonner Radrennstalls T-Mobile, hat Doping mit Epo eingestanden. Überraschend: Auch der noch aktive Radrennstar Erik Zabel nahm an der Pressekonferenz teil - sichtlich berührt. Ex-Telekom-Sprecher Jürgen Kindervater rät Tour-de-France-Sieger und Ex-Telekom-Fahrer Jan Ullrich, es Aldag und Zabel gleich zu tun.

Bonn. Der Teamchef des Bonner Radrennstalls T-Mobile, Rolf Aldag, hat Doping mit Epo zugegeben. Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Bonn erklärte der 38-Jährige: "Ich habe im Vorfeld der Tour de France 1995 mit Epo-Doping begonnen." Aldag ist nach Bert Dietz, Christian Henn und Udo Bölts der vierte Profi des früheren Telekom-Rennstalls, der Doping zugegeben hat.

Bemerkenswert: Erik Zabel hat sich als erster noch aktiver Radprofi als Doping-Sünder geoutet. Der 36-Jährige aus Unna gab auf der Pressekonferenz mit Tränen in den Augen zu, vor der Tour de France 1996 mit Epo gedopt zu haben. Ihm droht damit automatisch eine zweijährige Sperre wegen Dopings. Zabel fährt derzeit für das Team Milram. Zuvor war er lange Jahre an der Seite von Jan Ullrich für den T-Mobile-Vorgänger Team Telekom gefahren.

Aldag und Zabel entschuldigten sich dafür, dass sie jahrelang gelogen haben. "Das war sicher das schwerste überhaupt, was ich je getan habe und sicherlich genauso falsch wie Doping", sagte Aldag. Die Welle der Doping-Geständnisse hatte am Montagabend der frühere Telekom-Profi Bert Dietz ausgelöst, der sich in der ARD-Sendung "Beckmann" selbst als Doping-Sünder geoutet und die Teamärzte Lothar Heinrich und Andreas Schmid schwer beschuldigt hatte. Am Mittwochabend räumten Schmid und Heinrich ein, im Bonner Rennstall Telekom Doping-Praktiken unterstützt zu haben. Die Universität Freiburg hat sich am Donnerstag mit sofortiger Wirkung von den beiden Medizinern getrennt.

Auch der Däne Brian Holm hat, als sechster Ex-Telekom-Fahrer, am Donnerstag Epo-Doping zugegeben. Holm gehörte 1996 auch zum dem Team-Telekom, das mit Bjarne Riis die Tour de France gewann. Holm beendete seine Laufbahn im Jahr 1998.

Nach den Doping-Geständnissen von Erik Zabel und Rolf Aldag hat der frühere Telekom-Sprecher Jürgen Kindervater dem ehemaligen Rad-Profi Jan Ullrich geraten, sein Schweigen zu beenden. Der des Dopings beschuldigte Tour-de-France-Sieger von 1997 solle eine "vollkommene Offenheit und Ehrlichkeit" gegenüber seiner Vergangenheit an den Tag legen, sagte Kindervater am Donnerstag. Ob Ullrich tatsächlich gedopt hat, könne er jedoch nicht sagen. Er selbst habe nichts von Doping gewusst, versicherte Kindervater, der bis 2002 Konzern- Sprecher war: "Bis vor ein paar Tagen habe ich es für unvorstellbar gehalten, dass es systematisches Doping beim Team Telekom gab."

Erik Zabel muss nach seinem Doping-Geständnis keine Sperre fürchten. Doping-Vergehen aktiver Sportler werden nach dem Code der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) nur acht Jahre lang rückwirkend bestraft. Auch für die anderen geständigen früheren Fahrer des Teams Telekom wird es keine Sperren mehr geben. Nach Regel 17 des WADA-Codes können nicht mehr aktive Athleten nur fünf Jahre rückwirkend bestraft werden.

( dpa )