Hamburg. Von Peer Steinbrück über Michael Otto bis Uwe Seeler: Die Prominenz erwies dem Altbürgermeister die letzte Ehre. Trauerzug zum Rathaus.

Mit einer Trauerfeier im Thalia Theater haben Familie, Weggefährten und Parteifreunde am Freitag Abschied von Hamburgs früherem Bürgermeister Henning Voscherau genommen. Nun senke sich der Vorhang zum letzten Mal, sagte sein Bruder Eggert unter Tränen zum Abschluss seiner Rede, in der er sehr persönliche Erinnerungen an den Bruder, den Vater, Großvater und den Ehemann Henning Voscherau vorgetragen hatte. Henning und Eggert Voscherau hatten viele Tage ihrer Kindheit im Thalia Theater verbracht, wo der Vater als Schauspieler engagiert war.

Die dokumentierte Rede von Eggert Voscherau

Zur Trauergemeinde gehörten auch die beiden Hamburger Ehrenbürger Uwe Seeler und Michael Otto, vier ehemalige Bürgermeister sowie viele frühere und amtierende Senatoren, Außenminister Frank-Walter Steinmeier, Ex-SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück sowie Manfred Stolpe, der frühere Ministerpräsident Brandenburgs, sowie Bremens Ex-Bürgermeister Henning Scherf. Die Bühne war geschmückt mit einem Porträt Voscheraus, drei roten Rosenkränzen von der Familie und einem weißen Kranz.

Schon eine Stunde vor Beginn der Trauerfeier strömten die Gäste ins Thalia Theater
Schon eine Stunde vor Beginn der Trauerfeier strömten die Gäste ins Thalia Theater © dpa | Daniel Reinhardt

Vorm Theatereingang bildete sich eine lange Menschenschlange

Schon von zehn Uhr an strömten die ersten Trauergäste ins Thalia Theater, ab kurz vor halb elf bildete sich vor dem Eingang eine lange Schlange von prominenten und weniger prominenten Menschen, die vom Alt-Bürgermeister Henning Voscherau an diesem sonnigen Freitag Abschied nehmen wollten. Während des Wartens auf den Einlass wurden dabei viele Erinnerungen an Voscherau ausgetauscht.

Die meisten Anekdoten hatte dabei der frühere Bremer Bürgermeister Henning Scherf zu erzählen. Voscherau schulde ihm eigentlich noch eine Torte, die habe er aber nie bekommen, so Scherf. Beide hätten nämlich bei einem Derby HSV gegen Werder auf ihre jeweiligen Heimatstädte getippt – und Werder habe damals gewonnen.

Bremens Ex-Bürgermeister Henning Scherf (SPD) bei der Trauerfeier für Henning Voscherau
Bremens Ex-Bürgermeister Henning Scherf (SPD) bei der Trauerfeier für Henning Voscherau © dpa | Daniel Reinhardt

"Wir haben zusammen studiert und Fußball gespielt"

„Henning Voscherau und mich verbindet sehr viel“, so Scherf. „Wir haben zusammen studiert und zusammen Fußball gespielt, da habe ich ihm wegen meiner Größe öfter den Ball weggeköpft. Wir haben aber auch die Städte Hamburg und Bremen von immer nur erbitterten Konkurrenten zu Partnern gemacht.“ Henning Voscherau habe ihn immer beneidet, dass er als Parteilinker eine Große Koalition habe eingehen könne, während der eher konservative Sozialdemokrat Voscherau selbst das in Hamburg nicht habe durchsetzen können, so Scherf. „Wir waren in manchem so ähnlich, dass wir sogar durcheinander gebracht wurden: Beide promovierte Juristen, beide Henning mit Vornamen, beide aus dem Norden. Da kam es bei offiziellen Anlässen schon mal zu Verwechslungen. Aus der Sicht der Süddeutschen waren wir Norddeutschen ja sowieso nicht unterscheidbar.“

Bürgermeister Scholz würdigte den verstorbenen Ex-Bürgermeister Henning Voscherau in seiner Rede als Verkörperung eines Hanseaten. "Er war ein Hanseat durch und durch", sagt er. „Verlässlich, klar, ernsthaft, aber auch humorvoll; der übernommenen Aufgabe sich respektvoll unterordnend, dabei aber die Konturen der eigenen Person nicht hinter dem Amt versteckend“, charakterisierte Scholz seinen Vorgänger in den 1980er und 1990er Jahren. „Henning Voscherau war ein ernsthafter Stadtmanager und sorgender Landesvater, Wertkonservativer und Sozialdemokrat, charmanter Gastgeber und ideenreicher, geschliffen formulierender Intellektueller. Sein Verständnis von Politik sei geprägt gewesen von tiefer Verantwortung.

Der Vize-Kanzler Sigmar Gabriel war einer der Trauerredner
Der Vize-Kanzler Sigmar Gabriel war einer der Trauerredner © dpa | Axel Heimken

Vize-Kanzler Gabriel würdigte seinen Parteifreund

Für den SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel ist mit Henning Voscherau einer der großen Sozialdemokraten gestorben. „Die deutsche Sozialdemokratie hat einen ihrer herausragenden Streiter für Ausgleich und sozialen Zusammenhang verloren“, sagte Gabriel am Freitag im Thalia Theater. „Bei allem, war er tat, war er immer mit Kopf und Herz Sozialdemokrat.“ Voscherau habe sich selbst als „geborenen Sozi“ bezeichnet, dessen Eltern und Großeltern bereits der SPD angehörten. Neben festen Überzeugungen habe Voscherau ein „präzises Handwerk“ ausgezeichnet, sagte Gabriel. Die weiche Seite Voscheraus, seine Empathie, habe sich öffentlich weniger offenbart, doch sei sie bei Voscheraus Ansprache zum Tode von Loki Schmidt deutlich geworden.

Nach der Trauerfeier fährt ein Auto mit dem Sarg am Rathaus entlang
Nach der Trauerfeier fährt ein Auto mit dem Sarg am Rathaus entlang © dpa | Daniel Reinhardt

Auch die Öffentlichkeit konnte Abschied von Voscherau nehmen

Auch die Öffentlichkeit hatte die Gelegenheit, sich von Henning Voscherau zu verabschieden. Nach der etwa einstündigen Trauerfeier im Thalia Theater brach der Wagen mit dem Sarg vom Theater ausgehend am Rathaus vorbei zur letzten Ruhestätte auf. Die Wegstrecke des Trauerzugs führte vorbei am Alstertor, Ballindamm, an der Bergstraße, Mönckebergstraße und am Rathausmarkt.

Die Beisetzung erfolgt am Sonnabend im Kreis der Familie auf dem Friedhof Ohlsdorf.

Erinnerungen von Voscheraus Weggefährten

Thomas Mirow, Ex-Chef der Senatskanzlei

„Er war ein sehr willensstarker Mensch mit manchen Verzierungen im Ausdruck. Dabei aber immer auch sehr persönlich und direkt." Als Voscherau ihn zum Chef der Senatskanzlei machen wollte, habe dieser plötzlich bei ihm zu Hause vor der Tür gestanden. „Das war sein Art, immer sehr persönlich.“

Eberhard „Möbi’“ Möbius , Schauspieler und Regisseur

„Wir haben so unglaublich viel zusammen gemacht, das kann ich alles gar nicht aufzählen.“ Zuletzt habe Voscherau im Tamm-Museum bei der Veranstaltung „Darf Politik noch Spaß machen?“ eine wunderbare Rede gehalten. "Wie immer klug und humorvoll zugleich."

Jürgen Mantell, Präsident des Hamburger Sportbundes

"Er war immer sehr professionell. Wenn er einmal böse geworden ist, dann hat man das daran gemerkt, dass er plötzlich noch ironischer als sowieso schon geworden ist." Das habe aber nie lange gehalten. „Henning Voscherau war ein hochrationaler Mensch.“

Aydan Özoguz, Staatsministerin für Migration und Flüchtlinge

„Henning Voscherau hat mich immer wieder daran erinnert, wie wichtig das Thema Ausbildung und daher die Zusammenarbeit mit den Unternehmen für die Integration ist.“

Katharina Fegebank, Hamburgs Zweite Bürgermeisterin

"Henning Voscherau konnte die Vergangenheit durch seine Art des Erzählens immer wieder lebendig werden lassen." Obwohl das Verhältnis zwischen Voscherau und den Grünen vor ihrer Zeit lange angespannt gewesen sei, habe sie persönlich einen guten Draht zu Voscherau gehabt.

Hans-Ulrich Klose, Alt-Bürgermeister

"Das größte Vermächtnis Voscheraus ist die HafenCity."

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