Hamburg. Die Grammatik ist der Oberbegriff für die Regeln bei der Konstruktion der Sprache. Das Deutsche erscheint dabei recht flexibel, aber bestimmte Vorschriften für den Bau eines Satzes müssen beachtet werden, sonst hält er nicht und bietet lediglich ein Chaos an Wörtern und Formen. Auch die Sprache hat eine Statik wie die Autobahnbrücke, an der an Stahl und Beton gespart worden ist und die nun einzustürzen droht.
* Die Hund Mutter den der ihren Kindern geschenkt hat – hier herrscht Wortsalat. Zwar sind alle Wörter bekannt und korrekt geschrieben, aber ihre Zusammensetzung im Satz stimmt nicht. Der Stern (*) zeigt an, dass es sich bei diesem Beispiel um kein korrektes Deutsch handelt. Wie beim Puzzle müssten wir alle Wörter an die richtige Stelle schieben, um die einwandfreie Form (ohne Stern) zu erhalten: Der Hund, den die Mutter ihren Kindern geschenkt hat.
Niemand muss Altgriechisch lernen
Diese Abteilung der Grammatik beschäftigt sich mit der Konstruktion eines Satzes. Der Fachbegriff dafür lautet „die Syntax“. Niemand muss Altgriechisch lernen, um die deutsche Grammatik zu verstehen, doch vielleicht prägt sich der Fachbegriff leichter durch den Hinweis ein, dass „Syntax“ auf ein griechisches Verb zurückgeht, das so viel wie „zusammenstellen“ bedeutet. Insofern ist die Syntax ein Teil der Grammatik.
Doch wie ist es mit folgendem Satz? * Vater wirfst dem Ball in der Ecke? Hier ist der Fall anders gelagert. Die Abfolge der Wörter ist korrekt, doch ihre Formen stimmen nicht. Statt „wirfst“ muss es „wirft“ heißen, statt „dem Ball“ „den Ball“ und statt „der Ecke“ wäre „in die Ecke“ angebracht gewesen. Kasus (Fälle) und Konjugation (Beugung des Verbs) sind falsch. Die Syntax ist hier mit der Morphologie verknüpft.
In einem Satz müssen die Wörter nicht nur in einer möglichen Reihenfolge, sondern auch mit der jeweils notwendigen morphologischen Markierung auftauchen. Die Morphologie hat in mehreren Fachbereichen der Wissenschaft mit der Gestalt zu tun, mit der Gestalt der Menschen, der Tiere, der Pflanzen und sogar der gesamten Erde.
Die Wissenschaft von den Formenveränderungen
In der Grammatik bedeutet die Morphologie als zweiter Teil neben der Syntax die Wissenschaft von den Formenveränderungen, denen die Wörter durch die Konjugation (Beugung der Verben) und der Deklination (Beugung der Hauptwörter und der anderen beugungsfähigen Wortarten) ausgesetzt sind. Die Morphologie in der Sprachwissenschaft kann auf Deutsch „Formenlehre“ genannt werden. Der Oberbegriff aller Beugungsarten ist die Flexion. Durch das Zusammenwirken von Syntax und Morphologie lautet unser zweites Beispiel also ohne Stern: Vater wirft den Ball in die Ecke.
- Die Läuse im Pelz der Sprache
- Da ist noch Luft nach oben
- Deutsch muss man auch fühlen können
- Unser Gedächtnis benötigt einige Hilfsmittel
Auch der dritte Abschnitt der Grammatik ist eng mit der Syntax verflochten. Wir sprechen von der Semantik (Bedeutungslehre). Die Semantik beschäftigt sich mit der Bedeutung der einzelnen Wörter und der Aussage ganzer Sätze, soweit sie sich aus der Bedeutung der gebrauchten Wörter ergeben.
Die Funktion der Laute in einem Sprachsystem
Als viertes und letztes Gebiet der Grammatik sei die Phonologie erwähnt (Teil der Lautlehre). Die Phonologie ist die Wissenschaft, die die Funktion der Laute in einem Sprachsystem untersucht. Eine Sprache, die gesprochen und nicht nur durch Gebärden dargestellt wird, benötigt Laute zur Verständigung, die vom Sprecher ausgesendet und vom Angesprochenen verstanden werden – und das möglichst, ohne die Semantik zu verfälschen. Sonst wird aus einem Verständnis ein Missverständnis.
Vielleicht vermissen Sie jetzt in der Aufzählung die Orthografie, die Rechtschreibung. Eine Sprache benötigt nicht unbedingt eine Verschriftung, wenn auch eine einheitliche Norm der Schreibweisen sehr zu empfehlen ist. Deshalb wird die Orthografie im Allgemeinen nicht zur Grammatik gerechnet, und selbst Sprachbücher erscheinen mit dem Titel „Rechtschreibung und Grammatik“. Eine Rechtschreibung kann man ändern und reformieren, ohne die Grammatik ändern zu müssen.
Aber wer Grammatik und Orthografie mit Gewalt verändern und sexualisieren will, um der Sprache queere und gesternte Formen aufzuzwingen, der vergeht sich schmerzlich an unserer Muttersprache.
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