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E-Mails zwischen Hamburg und Berlin

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Lars Haider (l.) ist Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, Christoph Schwennicke ist Geschäftsführer der Verwertungsgesellschaft Corint Media in Berlin.

Lars Haider (l.) ist Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, Christoph Schwennicke ist Geschäftsführer der Verwertungsgesellschaft Corint Media in Berlin.

Foto: Laible/Berghäuser

Ein E-Mail-Wechsel von Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider und Christoph Schwennicke über die neue Bundesregierung.

Hamburg. Christoph Schwennicke (r.) und Lars Haider pflegen eine E-Mail-Freundschaft, die wir jeden Sonnabend an dieser Stelle veröffentlichen.

Haider: Lieber Christoph, das neue Jahr beginnt mit der Omikron-Welle und FDP-Abgeordneten, die gegen die von Kanzler Olaf Scholz angekündigte Impfpflicht aufbegehren. Das dürfte die erste ernsthafte Bewährungsprobe für den Zusammenhalt der neuen Ampel-Koalition werden, oder?

Schwennicke: Das halte ich für weniger belastend als die Streits im außenpoli­tischen Bereich. Namentlich Russland und China. Bei der Impfpflicht kann man immer damit argumentieren, dass da ja auch der Fraktionszwang aufgehoben wird. Also darf es auch öffentlich erkennbar Abweichler geben.

Haider: Was Russland und China angeht, funktioniert das nicht. Und Annalena Baerbock spricht auf ihren Auslandsaufenthalten schon wie Olaf Scholz. Die armen Kollegen bei „Tagesthemen“ und „heute journal“ …

Schwennicke: Sie hat auch schon eine genauso sorgen- und gedankenzerfurchte Stirn bei den Pressekonferenzen in Washington und anderswo wie ihr Vorgänger.

Haider: Wie schnell das geht, das System ist da erbarmungslos. Eine Erfahrung, die gerade für die Grünen ernüchternd sein muss. Nur Lauterbach bleibt Lauterbach, wobei ich sagen muss: Im Moment ist er der Politiker, dem ich am meisten ver- und viel zutraue.

Schwennicke: Er ist voll in seinem Element und packt an. Obendrein kann er gut erklären. Da hat jemand seine Bestimmung gefunden.

Haider: Dass er gut erklären kann, hat Lauterbach erst zu einem Star in den Talkshows gemacht und jetzt zum Bundesgesundheitsminister. Vielleicht können andere Politiker von ihm lernen.

Schwennicke: Reden ist wichtig, das konnte Spahn aber auch. Der war auch talkshowgeschult. Handeln und Führen ist entscheidend. Bisher macht Lauterbach da einen sehr beherzten Eindruck. Als hätte er lange auf diesen Moment gewartet.

Haider: Wäre er eigentlich ohne seine Auftritte bei Markus Lanz und Co. Minister geworden?

Schwennicke: Schwer zu sagen. Scholz schien ja aus diesem Grund eher reserviert als überzeugt.

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