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Kommentar

Klare Regeln in Hamburg für das Cornern

Christoph Heinemann
Der Autor ist Redakteur der Lokalredaktion des Abendblatts.

Der Autor ist Redakteur der Lokalredaktion des Abendblatts.

Foto: Monika Drews / HA

Corona-Krise macht das Cornern endgültig zum Politikum. Bezirke sind uneinig – und Gastronomen zu Recht wütend.

Hamburg. Laues Wetter, kühle Getränke, Nachbarn und Freunde beim gemütlichen Schnack – eigentlich müsste das Großstadt-Phänomen „Cornern“ kein Pro­blem sein, wenn nur die Nebenwirkungen nicht wären. Schon zu normalen Zeiten kippt das Beisammensein an manchen Plätzen in lärmendes Chaos. Die Corona-Krise macht das Cornern nun endgültig zum Politikum. Und Gastronomen wie die Polizei sind zu Recht besorgt: Denn vor allem die Bezirke schaffen es erneut nicht, die Gemengelage in richtigen Bahnen zu halten und das Geschäft von Restaurants und Kneipen zu schützen, ohne zu überziehen.

Stattdessen reagieren die Bezirksämter auf die Bitte der Gastronomen nach mehr Außenfläche himmelweit unterschiedlich. Im Bezirk Nord wird fast jeder Antrag genehmigt – Altona zeigt sich dagegen mit Blick auf die politische Beschlusslage unnachgiebig, während mit Kiosk-Bier bewaffnetes Cornerpublikum sich den Straßenraum gern nimmt. Die Uneinigkeit ist für Restaurants und Bars umso bitterer, da sie schon vor der Pandemie teilweise von der Kiosk-Konkurrenz halb in den Ruin getrieben wurden. Seit Jahren dringt der Bezirksamtsleiter in Mitte, Falko Droßmann (SPD), schon auf ein Gesetz, dass den Alkoholverkauf zeitweise einschränkt – und wurde von den Genossen im Rathaus im Stich gelassen.

Auch die Polizei beklagt, dass ihr Drängen beim Bezirk Altona, an diesem Wochenende die Kioske im Schanzenviertel vorsorglich zu schließen, vergeblich geblieben ist. So droht jetzt durch gleichzeitige Demonstrationen eine gefährliche Gemengelage. Bei der Frage, wie problematisch das Cornern heute und morgen sein wird, kommt es aber auch auf jeden Einzelnen an. Das Verhalten, das gefragt ist, müsste klar sein: Einfach vernünftig sein, sich benehmen – und Abstand halten.

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