Er oder sie – der Bürgerschaftswahlkampf verkürzt sich immer stärker auf die Frage, ob Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) Chef im Rathaus bleibt oder die grüne Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank sein Amt übernimmt. Tschentscher hat diese Frage nun noch einmal zugespitzt – und seinen eigenen Einsatz erhöht: Er steht einem neuen Senat nur als Regierungschef zur Verfügung. Angesichts der „erfolgreichen Zusammenarbeit“ (!) sei ein weiteres Regieren mit den Grünen auch nach der Wahl gut vorstellbar – allerdings nur unter SPD-Führung.
Voraussetzung sei, so Tschentscher, „dass die SPD als stärkste Kraft aus der Bürgerschaftswahl hervorgeht“. Dahinter dürfte der Versuch stehen, die Wähler für die Sozialdemokraten zu mobilisieren. Wer möchte, dass die SPD die Politik in Hamburg weiter maßgeblich bestimmt, muss sie auch wählen, so die Botschaft – und darf sich nicht darauf verlassen, dass das Regierungsbündnis im Großen und Ganzen weiterarbeitet, nur mit etwas mehr grünen Akzenten.
Auch Voscherau machte eine Ansage – das ging schief
Bei allem Verständnis dafür, dass Tschentscher persönlich nach dann rund zwei Jahren an der Spitze des Senats in einer anderen Konstellation nicht wieder ins Glied zurücktreten möchte: Die Wählerinnen und Wähler goutieren es selten, wenn sie das Gefühl haben, ihnen werde die Pistole auf die Brust gesetzt, oder man wolle im Vorhinein festlegen, zu welcher Konstellation sich die gewählten Parteien zusammenzufinden haben.
Das musste schon Henning Voscherau (SPD) erfahren, als er vor der Bürgerschaftswahl 1997 – im Vertrauen auf seine Popularität als Bürgermeister – erklärte, er werde zurücktreten, wenn seine Schmerzgrenze beim Wahlergebnis unterschritten werde. Das Manöver ging schief, Voscherau kündigte noch am Wahlabend seinen Abschied an. Tschentschers Manöver ist vielleicht noch gewagter: SPD und Grüne liegen in Umfragen nur wenige Prozentpunkte auseinander.
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