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Kommentar

Tschentschers klare Ansage – ein gewagtes Manöver

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Insa Gall
Insa Gall leitet die Hamburg-Redaktion des Abendblatts.

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Foto: Marcelo Hernandez / HA

Peter Tschentscher steht einem neuen Senat nur als Regierungschef zur Verfügung. Wähler so unter Druck zu setzen könnte sich rächen.

Er oder sie – der Bürgerschaftswahlkampf verkürzt sich immer stärker auf die Frage, ob Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) Chef im Rathaus bleibt oder die grüne Wissenschafts­senatorin Katharina Fegebank sein Amt übernimmt. Tschentscher hat diese Frage nun noch einmal zugespitzt – und seinen eigenen Einsatz erhöht: Er steht einem neuen Senat nur als Regierungschef zur Verfügung. Angesichts der „erfolgreichen Zusammenarbeit“ (!) sei ein weiteres Regieren mit den Grünen auch nach der Wahl gut vorstellbar – allerdings nur unter SPD-Führung.

Voraussetzung sei, so Tschentscher, „dass die SPD als stärkste Kraft aus der Bürgerschaftswahl hervorgeht“. Dahinter dürfte der Versuch stehen, die Wähler für die Sozialdemokraten zu mobi­lisieren. Wer möchte, dass die SPD die Politik in Hamburg weiter maßgeblich bestimmt, muss sie auch wählen, so die Botschaft – und darf sich nicht darauf verlassen, dass das Regierungsbündnis im Großen und Ganzen weiterarbeitet, nur mit etwas mehr grünen Akzenten.

Auch Voscherau machte eine Ansage – das ging schief

Bei allem Verständnis dafür, dass Tschentscher persönlich nach dann rund zwei Jahren an der Spitze des Senats in einer anderen Konstellation nicht wieder ins Glied zurücktreten möchte: Die Wählerinnen und Wähler goutieren es selten, wenn sie das Gefühl haben, ihnen werde die Pistole auf die Brust gesetzt, oder man wolle im Vor­hinein festlegen, zu welcher Konstel­lation sich die gewählten Parteien zusammenzufinden haben.

Das musste schon Henning Voscherau (SPD) erfahren, als er vor der Bürgerschaftswahl 1997 – im Vertrauen auf seine Popularität als Bürgermeister – erklärte, er werde zurücktreten, wenn seine Schmerzgrenze beim Wahlergebnis unterschritten werde. Das Manöver ging schief, Voscherau kündigte noch am Wahlabend seinen Abschied an. Tschentschers Manöver ist vielleicht noch gewagter: SPD und Grüne liegen in Umfragen nur wenige Prozentpunkte auseinander.

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