Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass es ausgerechnet der Brandschutz ist, der in der Hamburger Kulturszene derzeit die Hauptrolle spielt.

Kaum eine Meldung hat zuletzt für mehr kulturpolitischen Zündstoff gesorgt als die Ankündigung, nicht nur die Galerie der Gegenwart, sondern auch das Altonaer Museum schließen zu müssen - um den Brandschutz zu optimieren. Kaum ein Thema - von der Elbphilharmonie abgesehen, die leider ins gleiche Ressort fällt - hat die Schwächen des Kulturmanagements dieser Stadt deutlicher offengelegt. Dass sich gleich zwei Museumsdirektoren innerhalb weniger Tage in einem Interview mit dieser Zeitung so offen und so fassungslos zu den Perspektiven ihrer Häuser äußern, dass sie gar der für sie zuständigen Behörde zutrauen, die Brandschutzprobleme nur vorzuschieben, lässt kaum auf ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Kultursenatorin und Museumsszene schließen. Ob es sich tatsächlich um verdeckte Sparmaßnahmen oder um Sicherheitsbedenken handelt, ist da nicht einmal mehr relevant.

Denn dass in dieser Stadt gespart werden muss, liegt auf der Hand. Dass allerdings im vergleichsweise kleinen Kulturetat kaum Summen einzusparen sind, die entscheidend aus der Finanznot helfen, ist ebenfalls bekannt. Umso wichtiger, dass das Management funktioniert. Wenn die Kultur zur Zukunftsvision der Stadt gehört, braucht Hamburg für sie einen Masterplan. Es reicht nicht, Sonntagsreden zu halten, zu netzwerken und für gute Laune in Sponsorenkreisen zu sorgen. Es müssen nicht Spannungen weggelächelt, sondern klare Entscheidungen gefällt werden - möglicherweise unliebsame. Keine Kultursenatorin möchte ein Museum schließen, weil sie es nicht mehr bezahlen kann. Wenn die Stadt aber nicht genug Geld für vier strukturell unterfinanzierte Museumsstiftungen aufbringen kann, dann ist sie es, die Konsequenzen ziehen muss, etwa die Entscheidung, ein Haus ganz zu schließen. Die Kulturszene durch unklares Lavieren zu verunsichern und zu blamieren, schadet der Stadt mehr.

Erschwerend kommt hinzu, dass die verantwortliche Senatorin offensichtlich mit anderen Aufgaben überfordert ist: Sie muss sich um Tennisturniere und Fußballplätze kümmern - wer hatte die absurde Idee, das Sport-Ressort der Kultur anzugliedern? Und sie trägt die Verantwortung für die wichtigste (und teuerste) Baustelle der Stadt, die ursprünglich Chefsache war (und warum genau noch mal nicht mehr ist?) - und die in der Stadtentwicklungsbehörde besser aufgehoben wäre als in der Kulturbehörde.

Wenn das so weitergeht, kommt der Brandschutz für Hamburgs Kultur viel zu spät. Weil es in allen Ecken schwelt.