Leserbriefe

Briefe an die Redaktion: 19. September 2023

| Lesedauer: 8 Minuten

Ich baue auf die Jugend

18. September: „Hamburgs AfD-Chef: ,Ich halte Höcke nicht für gefährlich‘. Dirk Nockemann über seinen rechtsextremen Parteikollegen, den Klimawandel, alte, weiße Männer, eine Drob-Inn-Provokation und sein Gewissen“

Schön, dass „alte, weiße Männer“ wie Herr Nockemann wissen, dass nur diese wissen, wie die Welt funktioniert. „Alte, weiße Männer“ sind diejenigen, die Kriege veranstalten mit tausenden Toten, die Länder zerstören und den Menschen in diesen Kriegen alles, was sie erreicht haben, wieder nehmen. „Alte, weiße Männer“ sind es, die dafür sorgen, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer größer wird und sich dann auch noch wundern, wenn diejenigen, die nicht wissen wie sie durchs Leben kommen, kriminell werden. „Alte, weiße Männer“ ignorieren, was Wissenschaftler über das Klima feststellen. Selbst einfache Physik – in der Schule gelernt – wird beim Klima ignoriert. Sie selbst sind jung gewesen und wollten die Welt verändern. Heute aber behaupten sie, die junge Generation weiß nichts. Besser wäre es wohl, dass die „alten, weißen Männer“ sich an ihre Jugend erinnern und nun den Jungen die Chance geben, eine bessere Welt zu gestalten. Vielleicht schaffen sie es, Kriege zu verhindern und eine gerechtere Welt zu schaffen. Ich bin ein „alter, weißer Mann“ und baue auf die nachfolgende Generation.

Hans Dieter Borchers

Energie war schon immer teuer

18. September: Leitartikel: „Die gepamperte Industrie“

Zum Leitartikel lässt sich nur sagen: Willkommen im Wolkenkuckucksheim. Der Artikel verfolgt eine Strategie der Abrissbirne. Energie ist in Deutschland schon seit Jahrzehnten exorbitant teuer, nicht erst seit dem Ukraine-Krieg. Versorgungssicherheit und günstige Preise für den Endverbraucher wurden seit den 90er-Jahren kontinuierlich durch zunehmende Abhängigkeit von ausländischer Energie ersetzt, angeblich für eine bessere Klimabilanz. Falls der Wind nicht weht, der Himmel wolkenverhangen oder gerade mal Winter ist, müssen die Bürger diesen Weg teuer bezahlen. Das Wetter bleibt, wie es ist. Die deutsche Wirtschaft ist nicht gebeutelt, weil es ihr an Innovationskraft fehlt, sondern weil in Brüssel oder sonstwo Klimaziele vorgegeben werden, die realitätsfremd sind, weil noch keiner weiß, wie sie erreicht werden können. Die das beschließen, wissen es am wenigsten, erwarten aber schnelle Lösungen von der Privatwirtschaft. Und wundern sich unter anderem über eine kränkelnde Autoindustrie, deren Abstieg sie mit verursacht haben. Und an der immer noch jeder fünfte Arbeitsplatz in Deutschland hängt. Und keiner kann dem verständigen Bürger ernsthaft erzählen, dass Elektroautos giftfreie Produktion, Betrieb und Verschrottung garantieren, ebenso wenig wie bei angeblich giftfreien Windspargeln, Sonnenäckern oder Pellets.

Marc von Kopylow

Andere Städte machen es vor

13. September: „So zerstörten Stadtplaner die Königstraße. Bauheft zeigt, wie sich die einst so lebendige Meile in den 1950er-Jahren veränderte – und wer dafür verantwortlich war“

Andere Städte wie Dresden, Frankfurt oder Potsdam machen es vor: Man muss sich mit der nachträglichen städtebaulichen Zerstörung der Nachkriegszeit nicht abfinden. Das alte Rathaus Altona, das Stadttheater sowie der Bahnhof Altona sollten wiederaufgebaut bzw. in ihrer alten Form rekonstruiert werden. Besonders beim Alten Rathaus Altona wäre es vergleichsweise einfach: Dort steht heute in der Königstraße eine Tankstelle, die müsste dann weichen. Beim Bahnhof Altona könnte man warten, bis wieder eine größere Sanierung ansteht. Das alte Rathaus Altona und das Stadttheater in der Königstraße könnten als Kulturzentren fungieren und ein harmonisches Ensemble mit der Trinitatis-Kirche und dem jüdischen Friedhof bilden in einem momentan noch völlig zerrissenen Stadtraum.

Stefan Bötel

Klimaschutz ist unbequem

16./17. September: „20.000 Menschen bei Klimademo in der City. Fridays for Future: Herbert Grönemeyer und Silbermond sangen gemeinsam auf der Bühne am Jungfernstieg“

Es hat mich sehr beeindruckt, wie viele Menschen an der Klima-Demo teilgenommen haben – insbesondere nach der „Schwächelpause“ von Fridays for Future! Gewiss trug das schöne Wetter mit zum Erfolg bei. Interessant wäre es zu erfahren, wie viele der Demonstranten für ihren Urlaub (ihre Urlaube) ein Flugzeug, den Pkw oder gar ein Kreuzfahrtschiff nutz(t)en. Demonstrieren mit „Event-Charakter“ ist das Eine, „Klimaschutz leben“ eine andere, unbequemere Sache. Die dringende Notwendigkeit des Klimaschutzes ist unbestritten. Und wenn die Politik mit dem „Klimaschutz“ ernst machen würde, müsste sie konsequenterweise Werbung für Flugreisen und Kreuzfahrten verbieten (wie schon Zigarettenwerbung) und auch „Sonntagsfahrverbote“ wie in den 70er-Jahren (damals wegen Benzinknappheit) in Erwägung ziehen. Aber schon bei „Tempo 130 auf Autobahnen“ scheiden sich die Geister. Welcher Politiker ist schon zu so unpopulären Maßnahmen bereit? So etwas würde unweigerlich zu Stimmverlusten führen und welche Partei kann sich das heute leisten?

Reinhard Tetzlaff

Nachhilfe ist dringend geboten

16./17. September: „Mit Freude in die Reifeprüfung. Der HSV tritt am sechsten Spieltag bei der SV Elversberg an – vermeintliche Underdogs waren schon öfter ein Stolperstein“

Freudlos durchgefallen! Die, im wohlgemeinten Artikel des Hamburger Abendblattes postulierte, Reifeprüfung hat der HSV gegen Elversberg nicht bestanden. Hanseatisch unprätentiös formuliert, macht die Fehlleistung des HSV-Teams eine konstruktive Reflexion des Spiels auch für „lebenslange Rautenherzen“ zur Herausforderung. Erneut zeigten die Rothosen ihre Schwächen gegen vermeintlich kleine Mannschaften unverändert deutlich auf: Das Nebenherlaufen der Hamburger konnte das Spiel der Elversberger Underdogs nicht hinreichend stören, das altbekannt unkonzentrierte Abwehrverhalten begünstigte bei der riskanten Spielphilosophie der Rothosen vermeidbare Gegentore, die vielbeschworenen Offensivvorteile des HSV-Systems wurden durch die mangelnde Chancenverwertung ad absurdum geführt. Konsequenz ist eine schmeichelhaft knappe Niederlage, welche offenbart, wie man dem „Dauer-Aufstiegsaspiranten“ nach wie vor mit einfachsten Fußball-Tugenden wie Enthusiasmus, Willenskraft, einer kämpferischen Kollektivleistung mit aggressivem Anlaufen sowie vielbeiniger Verteidigung beikommen kann. Note: Ungenügend. Fazit: Nachhilfe ist mangels Lernfortschritt dringend geboten, damit die Versetzung in die erste Liga sowie die Freude der leidgeprüften, aber treuen „Rautenherzen“ nicht gefährdet werden.

Dirk Petersmeier

Veränderungen sind überfällig

15. September: „,Deal wäre eine Katastrophe für den Hafen‘. Mit Thomas Eckelmann geht nach Klaus-Michael Kühne ein weiterer großer Logistiker gegen die Pläne des Senats vor“

Unabhängig davon, mit welchen Eigentümern sich die neue Konstellation am Ende darstellt, sind grundlegende Veränderungen bei der HHLA schon lange überfällig. Auch die Kostenstruktur im Hafen ist ein Grund für den Abstieg im Vergleich zu den Wettbewerbern, wenn für normale Hafenarbeitertätigkeiten schon fast sechsstellige Löhne bezahlt werden, kann etwas nicht stimmen. Gleiches gilt für den Vorstandsbereich, wo man sich vorzugsweise mit absurden Projekten wie Containertransport mit Drohnen beschäftigt, anstatt das Kerngeschäft zu stärken. Überforderte Aufsichtsgremien haben über Jahre hinweg zu dieser Entwicklung beigetragen. Es bleibt zu hoffen, dass neue Gesellschafter endlich einen konkurrenzfähigen und professionellen Hafenbetrieb wieder herstellen.

Klaus D. Köncke

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