Leserbriefe

Briefe an die Redaktion: 14. April 2022

| Lesedauer: 8 Minuten

Scholz sollte standhaft bleiben

13. April: Leitartikel: „Die Vernunft des Generals. Verkehrte Welt: Pazifisten wollen die Ukraine aufrüsten – und nur noch Militärs warnen

Es ist unfassbar, befremdlich und fast beschämend, wie emotional und moralisierend heutzutage Politik gemacht wird, und auf diese Weise Entscheidungen heraufbeschworen werden, die im schlimmsten Fall zum Inferno in Europa führen. Glaubt Frau Baerbock denn wirklich an eine reelle Chance im Kampf „Gut gegen Böse“ zu haben? Können der Einsatz von schweren Waffen aus Deutschland wirklich helfen, Leben zu retten? Reizt nicht genau dieses den russischen Tiger? Die Geschichte des Beginns des ersten Weltkrieges lehrt uns doch, dass die damalige Kriegseuphorie in ganz Europa zu den Katastrophen des Jahrhunderts führte. Dieser Fehler darf sich nicht wiederholen! Ich möchte nicht hineingezogen werden in einen Krieg, der nicht zu gewinnen ist. Ich möchte nicht darüber nachdenken, ob ich mit meiner Familie das Weite suchen sollte… Ich möchte einfach keinen Krieg! Meine Bitte an Herrn Scholz: Bleiben Sie standhaft! Kämpfen Sie weiter für den Frieden in Deutschland und Europa, selbst wenn Ihre Mannschaft und die halbe Welt gedanklich um Sie herum schon mit Kanonen schießt.

Sabine Pauli

Mehr Respekt für Politiker

Die Not der Menschen in der Ukraine ist unerträglich. Aber dennoch möchte ich es nicht erleben, unvernünftig und überstürzt in den Krieg hineingezogen zu werden. Dann kann auch Deutschland den Menschen in der Ukraine und in Europa nicht mehr helfen. Ich bin sehr dankbar für die überlegten und verantwortungsvollen Entscheidungsprozesse unserer Politiker. Es ist leicht, aus einer vermeintlich moralisch eindeutigen Position heraus Entscheidungen zu fordern, wie wir es derzeit täglich von Journalisten und ukrainischen Politikern hören. Aber die Verantwortung für derartige Entscheidungen und die Folgen für die Menschen unseres Landes tragen unsere Politiker. Ich meine, sie verdienen dafür mehr Respekt im Ton und Inhalt der Fragen und Kommentare. Dies gilt insbesondere auch für unseren Bundespräsidenten und den Bundeskanzler. Diese respektlose Haltung untergräbt das Vertrauen in unsere demokratischen Strukturen.

Monika Schaefer

Dankbar sein für Solidarität

13. April: „Steinmeier blitzt in Kiew ab“

Selenskyj fordert, bittet, fleht um Hilfe aus Deutschland. Gleichzeitig ist er aber arrogant und will sein Drehbuch bestimmen: Steinmeier (immerhin der Deutsche Bundespräsident, der seine Fehleinschätzung eingestanden hat) will er nicht, dafür soll der Bundeskanzler anreisen. An seiner Stelle sollte er eher froh sein über jedes Zeichen von Solidarität aus Deutschland. Er ist nicht in der Situation, in der man sich so verhalten kann.

Stephany Mertzhaus-Thiel

Dialog ist alternativlos

Der Kurs der Annäherung und des Dialogs, für den auch unser Bundespräsident steht, ist in einer globalen Welt alternativlos, wenn ein friedliches und respektvolles Miteinander unser Ziel ist. Dass narzisstische, wahnhafte Potentaten nach anderen Regeln spielen, kann niemand verhindern, außer die Bevölkerung des jeweiligen Landes. Der Ukraine in diesem schrecklichen Konflikt zu helfen, ist richtig. Es ist nur zu hoffen, dass sich Europa gut überlegt, ob sie die Ukraine auch als Mitglied willkommen heißen möchte. Selenskyj und sein impertinenter Botschafter Melnyk zeigen, dass sie ihren Machiavelli gelesen haben, das „Spalte und herrsche“ ebenso gründlich beherrschen wie die Machthaber in Polen und Ungarn und geschickt daran arbeiten, die Nato in diesen Krieg hineinzuziehen. Glücklicherweise halten bis jetzt die besonnenen Politiker das Heft des Handelns in Händen. Es wäre für uns alle wünschenswert, dass das so bleibt.

Wolfgang Thon

Mit der Ukraine Klartext reden

Soweit ich weiß, war und ist Deutschland innerhalb Europas materiell der mit Abstand größte Unterstützer der Ukraine. In der aktuellen Situation ist das auch weiterhin erforderlich. Aber wie lange will sich Deutschland noch vom ukrainischen Präsidenten und seinem Botschafter beschimpfen und demütigen lassen? Es wird Zeit für ein paar offene Worte an die ukrainische Führung!

Michael Scheuermann

Erinnerungen an Hendrix

12. April: „Der Hamburger Club, der selbst ein Star war. Vor 60 Jahren eröffnete der Star-Club auf der Großen Freiheit. Für das Publikum war es ein Aufbruch, der bis heute nachwirkt“

Vielen Dank für Ihren äußerst fachkundigen Artikel über das Star-Club-Jubiläum. Er hat mich wieder an den 19. März 1967 erinnert, als ich für drei D-Mark Eintritt einen grandiosen Auftritt der Jimi Hendrix Experience miterleben durfte.

Thomas Hahn, Norderstedt

Tolle Ausstellung in Wedel

Beim Lesen des tollen Artikels über den Star-Club kamen bei mir gleich viele Erinnerungen auf. Ich war von Anfang an dabei und habe fast alle Rockgrößen dort gesehen. Es waren Highlights meiner Jugend. Vor kurzem war ich in Wedel bei einer tollen Ausstellung über den Star-Club und die Beatles. Kann ich nur jedem empfehlen. Sehr sehenswert.

Michael Danckers

Schnell die Stadtbahn bauen

11. April: „Erste Klagen gegen U 5 zurückgezogen. Gegner des Projekts einigen sich außergerichtlich mit der Hochbahn“

Sie haben die Problematik gut erfasst. Alle von Ihnen fachlich begründeten Kritikpunkte zum Bau einer U 5 kann ich nur unterstreichen. Bleibt nur die Frage, was man anstelle dessen zum Erreichen der Klimaziele errichten kann? Ich denke, dass man die, bis zum ersten Spatenstich komplett erstellten und genehmigten Pläne eines Stadtbahnnetzes aus der Schublade holen und mit dem Bau eiligst anfangen soll. Dies wäre eine Alternative. Beim Bau wird erheblich weniger CO2 emittiert, der Zugang zu den Stadtbahn-Waggons wäre einfach, bequem, barrierefrei, und darüber hinaus wäre das Preis-Leistungs-Verhältnis von Bau und Betrieb unschlagbar. Also: Worauf warten wir noch?

Harald Treffenfeldt

Zu viele teure Bahnprojekte

Statt endlich einmal alle Themen zusammenzutragen und zu schauen, was ist notwendig, wie geht’s am besten und schnell, und was kann Hamburg überhaupt bezahlen, haben wir derzeit Schienenprojekte von bald 15 Milliarden Euro und mehr: Die U 5, den Verbindungsentlastungstunnel, das Diebsteich-Projekt, einen Hauptbahnhof XXL, die seit 50 Jahren versprochene S-Bahn nach Osdorf, eine S-Bahn auf der Güterumgehungsbahn, die S-4-Projekte. Der Senat tut so, als ob in Hamburg der Reichtum weiter wächst und wächst. Und die Deutsche Bahn hat über 30 Milliarden Euro Schulden und die Beschäftigten kämpfen mit Verspätungen und Ausfällen. Der Bundesrechnungshof hat jetzt dazu auf die Pauke gehauen. Beispiel: Der ICE 507 nach Berlin fährt pünktlich in Altona ab und bleibt dann 54 Minuten auf Gleis acht im Hauptbahnhof stehen. Das Gleissignal ist defekt. Es wird ein Elektriker einbestellt und der ist nach 50 Minuten vor Ort. Nach fünf Minuten ist das Signal wieder ok. Unfassbar... Ganz kritisch sehe ich zurzeit die Hamburger Grünen, die sich fast nur noch wegducken, wenn es um eine bessere Politik für die Schiene geht. Das Fahrrad ist nicht in allen Fragen der „Heilbringer“. Die Grünen kämpfen für ein Autofreies Ottensen und mogeln sich um die Frage des so wichtigen Bahnhofs Altona, der dann eine ganz neue wichtige Rolle spielen würde, herum. Dabei wird die Schiene die Klimaschutzoffensive werden: Die Klimabahn ist notwendiger denn je.

Edgar Burowski

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