Essen. Im Amsterdam-Krimi „Tod im Hafenbecken“ glänzt nicht nur Hauptdarsteller Hannes Jaenicke. Auch die Handlung überzeugt mit Nervenkitzel.

Wie die Zeiten sich doch ändern. Früher hatte man oft den Eindruck, dass die Krimis der ARD auf der Donnerstagschiene vor allem deshalb produziert wurden, um die Schönheiten des jeweiligen Handlungsortes hervorzuheben. Inzwischen aber trifft man auf diesem Sendeplatz veritable Thriller mit düsteren Gestalten, verzweifelten Ermittlern und waghalsigen Twists im Ablauf der Handlung.

Kurz nach zwei starken Barcelona-Krimis steht nun mit „Der Amsterdam-Krimi: Tod im Hafenbecken“ ein weiteres Paradestück auf dem Spielplan. Und dann auch noch eines, das mit Spannung nun wirklich nicht spart.

LKA-Mann Pollack: Kurzerhand in die Gerätewartung

Es ist bereits der dritte Film einer Reihe, in deren Mittelpunkt der Düsseldorfer LKA-Mann Alex Pollack (Hannes Jaenicke) steht. Sein letzter Abstecher nach Holland war zwar erfolgreich, hat seine Vorgesetzten jedoch wenig amüsiert. Man versetzt ihn kurzerhand in eine enge Kellerabteilung für Gerätewartung, wo er bis zur Rente verbleiben soll. Lesen Sie auch: „Amsterdam-Krimi“ im Ersten: Die düstere Welt der V-Männer

Pollack tut das einzig Richtige: Er nimmt Urlaub und folgt einer Bitte um Unterstützung seines Amsterdamer Kollegen Bram de Groot (Fedja van Huêt). Der hat es jetzt mit der Leiche des deutschen Journalisten Julian Scheer (Anatole Taubman) zu tun, der eigentlich um Personenschutz gebeten hatte, den ihm de Groot jedoch verweigerte.

Wie man den Zuschauer packen kann

Wie sich herausstellt, hatte Scheer deutsche Konzerne aufgespürt, die mit Hilfe einer Amsterdamer Steuerkanzlei riesige Summen ins Ausland transferieren.

Drehbuchautor Peter Koller, der bisher alle Amsterdam-Krimis geschrieben hat, weiß, wie man den Zuschauer packen kann. Er bringt Femke (Hannah Hoekstra), die Freundin des Ermordeten, ins komplizierte Spiel. Von ihr erhofft man sich Aufschluss über die Unterlagen des Toten. Doch da kommt nichts, so sehr sich der smarte Pollack auch bemüht.

Knallharte Geschichte: Mit Elan in den Nervenkitzel

Dafür stürmen Beamte des FID (Abteilung Wirtschaftskriminalität) das Polizeirevier und entfernen ohne Genehmigung sämtliche Dokumente. Koller liebt offenbar solche Schockmomente, er mag Überraschungen und den Thrill.

Einen Regisseur wie Peter Stauch jedoch hätte man in dieser Krimiumgebung weniger erwartet. War doch sein Arbeitsfeld in letzter Zeit eher der sanfte ARD-Freitagsfilm, insbesondere die Reihe um die „Inselärztin“. Umso erstaunter ist man, mit welchem Elan er in diese knallharte Geschichte einsteigt, um sie mit viel Nervenkitzel ans Ende zu tragen. Lesen Sie auch: Hannes Jeanicke für sein soziales Engagement geehrt

Fast wie ein Jungbrunnen für Hannes Jaenicke

Den Rest besorgt ein zuverlässiger Kameramann wie Markus Schott. Er liebt es, die Schauspieler gelegentlich im Großbild länger festzuhalten. Und er schafft es ebenso, Rückblenden zu kre­ieren, die in unterkühltem Schwarzweiß das Unheil förmlich anziehen.

Für einen Schauspieler wie Hannes Jaenicke scheint diese Krimireihe offenbar wie ein Jungbrunnen zu funktionieren. Mit 60 Jahren, so Jaenicke in einem ARD-Interview, freue es ihn, dass er fast alle seiner Stunts noch selber machen könne. „Auch wenn vieles jetzt mehr wehtut als früher.“

Ein zweiter Amsterdam-Krimi mit dem Titel „Das verschwundene Kind“ ist am 11. Juni um 20.15 Uhr bei der ARD zu sehen.

„Der Amsterdam-Krimi: Tod im Hafenbecken“, ARD, 04.06.2020