Berlin. Der Virologe Hendrik Streeck versuchte bei Markus Lanz, das PR-Desaster zu seiner Coronavirus-Studie im Kreis Heinsberg zu erklären.

In dieser Woche wird jedem noch einmal so richtig bewusst, dass Deutschland ein föderalistisch organisierter Staat und kein zentralistisches System ist. Während in der Coronavirus-Krise in Sachsen und anderen Bundesländern eine Maskenpflicht gilt, erleben einige Einkaufszentren in Nordrhein-Westfalen einen ungewöhnlichen Besucher-Ansturm.

Wie blickt man da als Ministerpräsident in Zeiten von Corona noch durch, woran orientiert man sich? Das wollte Markus Lanz am Dienstagabend vom niedersächsischen Regierungschef Stephan Weil (SPD) wissen. In seinem Bundesland gilt beispielsweise noch keine Maskenpflicht, die Städte Braunschweig und Wolfsburg führen sie nun jedoch auf Eigeninitiative im öffentlichen Nahverkehr und Geschäften ein.

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„Ich blicke noch durch“, antwortet Stephan Weil auf Lanz‘ Frage nach den verschiedenen Regelungen in Bundesländern und Städten. Aber er lässt auch durchblicken, dass er nicht mit den „Lockerungsdiskussionsorgien“ einiger anderer Landeschefs, wie die Bundeskanzlerin sie genannt hat, einverstanden ist: „Ich glaube nicht, dass die Kollegen, die dabei vorgeprescht sind, der Politik einen Gefallen getan haben.“

Das „Kommunikationswirrwarr“, wie der Moderator es beschreibt, sieht der SPD-Politiker ebenfalls als Problem. Die Diskussion um eine mögliche Maskenpflicht sei ein gutes Beispiel, wie es nicht laufen sollte, so Weil. Andere Bundesländer mögen gute Gründe für Abweichungen haben, er möchte in Niedersachsen aber nichts, vor allem keine Leben riskieren: „An mir soll es nicht gelegen haben.“ Lesen Sie hier: Coronavirus – So sinnvoll sind Masken und Mundschutz

Stephan Weil bei Markus Lanz: Masken als psychologische Maßnahme

Ob in Niedersachsen demnächst Masken an öffentlichen Orten getragen werden müssen, kann Weil nicht sagen. Die Effektivität einer solchen Maßnahme ist auch noch nicht erwiesen. Der SPD-Ministerpräsident sieht aber besonders einen psychologischen Vorteil im Maskentragen: „Das Tragen eines Mundschutzes signalisiert der Umgebung, ‚Vorsicht!‘. Und das ist der beste Schutz.“

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    Da kann ihm der Virologe Hendrik Streeck nur zustimmen. Wichtig sei aber ebenso, dass sich alle weiter an die Hygienemaßnahmen hielten – und sich nicht wegen der Masken sicher wähnten. Streeck führt derzeit eine Studie über den Ausbruch der COVID-19-Pandemie im Kreis Heinsberg durch, die auch politische Handlungsempfehlungen liefern soll.

    Doch nicht nur die stolz von Streeck und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) präsentierten Zwischenergebnisse der Untersuchung werden öffentlich kritisiert, sondern außerdem, dass Streeck seine Studie von der PR-Agentur „StoryMachine“ begleiten und über Social-Media-Kanäle vermarkten ließ. Lesen Sie hier: Kritik an der Heinsberg-Studie zum Coronavirus – wer hat Recht?

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      Zu dieser Zusammenarbeit erklärt der Forscher: „Das ist entstanden, weil ich einen der Gründer von ‚StoryMachine‘ gut kenne.“ Er findet es dabei nicht ungewöhnlich, dass die Agentur beauftragt wurde. Schließlich bekomme er als Wissenschaftler derzeit 30 bis 40 Presseanfragen pro Tag – die wollten bearbeitet werden.

      Weshalb es für die Präsentation des Zwischenergebnisses ein PR-Strategiepapier gab, bleibt aber offen. Es sei eben der „Live-Prozess der Wissenschaft“, den jetzt alle miterleben würden, so der Virologe Streeck, der HIV-Forscher ist. „Die Wissenschaft ist trotzdem frei“, sagt er, der Zwischenbericht sei nur gut gemeint gewesen, da in dieser Sache ja auch die Zeit dränge.

      Die Ergebnisse seien weiterhin valide, so Streeck: „Die Dunkelziffer wird überall anders, aber die Letalitätsrate wird ähnlich sein.“ Weitere Ergebnisse aus dem Ort Gangelt im Kreis Heinsberg hofft er Ende kommender Woche veröffentlichen zu können. Ein Manuskript zu schreiben dauere eben: „Wir nehmen uns die Zeit für das Endergebnis.“

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