Berlin. Im „Polizeiruf 110“ wird ein alter Vermisstenfall neu aufgerollt. Wir erklären, wie die Polizei mit der Suche nach Vermissten umgeht.

Ihren ganzen Schmerz schreit Katarzyna Heise (Lina Wendel) heraus. Nach 15 Jahren haben die Kommissare ihre verschwundene Tochter Julia Sikorska wieder gefunden – tot. Ein dramatisches Ende des „Polizeiruf 110: Der Fall Sikorska“ – und für die Familie der verschollenen jungen Frau ein Moment der traurigen Gewissheit.

Vor 15 Jahren hatte Katarzyna Heise ein letzte Mal mit ihrer Tochter Julia Kontakt, dann gab es kein Lebenszeichen mehr. Damals fand die Polizei keine nennenswerten Hinweise auf ein Verbrechen – und stellte die Ermittlungen früh ein. Für Vater Pawel Sikorska (Krzysztof Franieczek) folgt eine zermürbende Zeit der Suche und der Hoffnung auf ein Wiedersehen.

Doch ab wann gilt ein Mensch überhaupt als vermisst? Und wie lange wird nach ihm gesucht? Ein paar Fakten:

• Wann gilt ein Mensch als vermisst?

Wenn ein Mensch aus unerklärlichen Gründen nicht mehr auffindbar ist, kann er von seinen Angehörigen als vermisst gemeldet werden. Die Polizei leitet eine Fahndung nach Erwachsenen ein, wenn drei Faktoren eintreffen:

  • Die vermisste Person hat ihren gewohnten Lebenskreis verlassen
  • Der derzeitige Aufenthaltsort ist unbekannt
  • Es besteht eine Gefahr für Leib oder Leben

Im Fall von Julia Sikorska im „Polizeiruf 110“ traf all das nicht zu. Die Tochter von Katarzyna Heise war bereits volljährig, als sie verschwand. Sie hatte Ärger mit ihren Eltern und galt als Ausreißerin. Erwachsene haben zudem das Recht, ihren Aufenthaltsort frei zu wählen, ohne jemanden einzuweihen.

Für die Ermittler bestand daher – im fiktiven Krimi-Fall – keine Gefahr für Leib oder Leben und es gab keine direkten Hinweise auf ein Verbrechen, deswegen forschten sie nicht weiter.

Gilt dagegen ein Kind als vermisst, werden unmittelbar – teilweise groß angelegte – Suchmaßnahmen eingeleitet. Bei ihnen wird grundsätzlich davon ausgegangen, dass sie Opfer einer möglichen Straftat geworden sind.

• Wie viele Menschen werden in Deutschland vermisst?

13.300 Menschen werden derzeit in Deutschland vermisst (Stand 1. Oktober). Das teilt das Bundeskriminalamt (BKA) auf seiner Internetseite mit. Dazu zählen sowohl Fälle, die sich innerhalb weniger Tage aufklären, als auch Fälle, bei denen Personen seit Jahrzehnten verschwunden sind. Etwa zwei Drittel der Vermissten sind männlich, bei der Hälfte handelt es sich um Kinder und Jugendliche.

Die Vermisstenfälle sind in der Datei „Vermisste/Unbekannte Tote“ gespeichert. Auf diese haben das BKA sowie sämtliche Landeskriminalämter Zugriff.

• Wie viele Kinder werden noch vermisst?

Insgesamt gibt es dem BKA zufolge aktuell 1.964 ungeklärte Fälle vermisster Kinder. Einige Fahndungen nach Vermissten veröffentlicht das BKA auch auf seiner Homepage – wie die Suche nach Inga Gehricke. Die Fünfjährige verschwand Anfang Mai 2015 in einem Waldstück in Sachsen-Anhalt.

Tag der vermissten Kinder

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    • Wie schnell werden Vermisstenfälle aufgeklärt?

    Laut BKA finden die Beamten etwa 50 Prozent der Vermissten innerhalb einer Woche wieder – tot oder lebendig. Der Anteil der Personen, die länger als ein Jahr vermisst werden, liegt bei etwa drei Prozent. Falls die Ermittler nicht aufklären können, was mit einer als vermisst gemeldeten Person passiert ist, bleibt die Fahndung nach ihr bis zu 30 Jahre lang bestehen.

    • Wann wird eine vermisste Person für tot erklärt?

    Das Verschollenheitsgesetz regelt, wann Vermisste für tot erklärt werden können. Grundsätzlich geht das erst, wenn die Person ihr 25. Lebensjahr vollendet hat und wenn nach ihrem Verschwinden zehn Jahre vergangen sind. Bei Vermissten, die älter als 80 Jahre alt sind, verkürzt sich die Frist auf fünf Jahre.

    In Unglücksfällen wartet man meist nicht so lange. Sind Menschen nach einem Flugzeugunglück verschollen, können sie nach drei Monaten für tot erklärt werden, nach einer Seereise nach sechs Monaten.

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    wäre es im März 2019 soweit.