Berlin. Eine ARD-Reportage geht der Frage nach, wie gefährlich Kampfhunde sind. Bei der umfangreichen Recherche kommen alle Seiten zu Wort.

Beim Thema Kampfhunde werden die Diskussionen schnell emotional. Die einen halten die Vierbeiner für Killermaschinen, die aus dem Verkehr gezogen werden müssen. Die anderen sind von ihnen fasziniert und sehen das Problem ausschließlich bei deren Haltern. Die Journalisten Susanne Brahms und Rainer Krause gehen in der Doku „Wie gefährlich sind Kampfhunde?“ dem Problem auf den Grund.

Ihre 45-minütige Reportage beginnt mit dem Fall des Staffordshire-Mischlings Chico. Im April dieses Jahres biss das Tier seinen Halter tot und wurde eingeschläfert. Es hagelte Proteste: 300 000 Menschen unterzeichneten eine Internet-Petition gegen die Tötung des Hundes. Susanne Brahms und Rainer Krause besuchen eine Mahnwache für Chico und fangen die Szenerie ein, in der Chico sogar als Held verehrt wird.

Rottweiler attackiert Kinderwagen

Staffordshire-Mischling Chico hat seinen Halter im April gebissen und getötet. Der Fall wurde budnesweit diskutiert. Am Ende wurde das Tier eingeschläfert.
Staffordshire-Mischling Chico hat seinen Halter im April gebissen und getötet. Der Fall wurde budnesweit diskutiert. Am Ende wurde das Tier eingeschläfert. © imago/localpic

In dieser aufgeheizten Atmosphäre halten sich die Dokufilmer nicht allzu lange auf. Sie wollen in die Tiefe gehen, möglichst viele Meinungen einfangen. Ein begrüßenswerter Ansatz, für den sie durch Deutschland reisen. Sie besuchen eine Hundemesse in Dortmund und ein Heim für beißwütige Hunde in der Lüneburger Heide. Sie sprechen mit Ulrich Mäurer, dem Innensenator von Bremen, sowie einer Mutter aus Mecklenburg-Vorpommern, deren Kind von einem Kampfhund angefallen wurde. Eine beeindruckend umfangreiche Recherche, bei der alle Seiten zu Wort, viele Argumente auf den Tisch kommen.

Die Gesprächspartner sind exzellent gewählt, sie geben eigene Erfahrungen und Argumente anschaulich wieder. Einige Bilder lassen erschaudern. So geht es in einer Passage um einen Rottweiler, der resozialisiert werden soll. Wenn er einen Kinderwagen sieht, dreht er durch. Die Hundetrainerin hat einen Kinderwagen dabei, den der kräftige Hund unnachgiebig attackiert. Nicht auszumalen, wenn das keine Übungseinheit, sondern eine Alltagsszene wäre. Der Film zeigt auch Aufnahmen von Tieren, die unter den Begriff „Kampfhunde“ fallen, die gutmütig und gelehrig sind, zudem aufs Wort hören.

Fünf Dinge die Hunde besser können als Menschen

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    Mehr Anteilnahme für das Tier

    Erinnert wird an den Tod des sechsjährigen Volkan, der im Jahre 2000 in Hamburg auf dem Schulhof von zwei Kampfhunden totgebissen wurde. Mit dieser Tragödie begann in Deutschland die Diskussion.Damals, so das Fazit der Filmemacher, sei sehr viel Solidarität mit den Angehörigen des Opfers spürbar gewesen. Heute habe sich das geändert: Die Menschen zeigten mehr Anteilnahme für das Tier.

    Nach dem Tod des Sechsjährigen sollten die Bundesländer wirksame Maßnahmen erarbeiten, die vor gefährlichen Hunden schützen. Dass dies 18 Jahre nach dem Tod des Jungen noch nicht passiert sei, halten die Journalisten für „unfassbar“. Laut wissenschaftlichen Studien seien Kampfhunde „nicht gefährlicher als andere Hunde“, so die Filmemacher. „Doch sicher ist das nicht.“

    Fazit: Ein emotional besetztes Thema, das die Reporter besonnen und bemerkenswert umfassend angehen.

    Montag, 13. August, 22.45 Uhr, Das Erste: „Wie gefährlich sind Kampfhunde?“