Berlin. Beim Tauschkonzert auf Vox überraschte ein Gast die Musikerrunde. Mark Forster hatte sich Verstärkung für sein neues Duett eingeflogen.
„Songs sind so kleine Zeitmaschinchen“, sagte
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vorfreudig. Ihm war „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ am Dienstagabend gewidmet. Und so durfte „der beliebteste Käppiträger Deutschlands“, wie Leslie Clio ihn nannte, zurück in die eigene musikalische und emotionale Vergangenheit reisen.
Marian Gold hatte sich für seinen Auftritt „Wir sind groß“ ausgesucht. „Das ist ein tolles Gefühl, dieser Größenwahn“, meinte der ehemalige Alphaville-Sänger und schien zu wissen, wovon er sprach. Zu synthetischen Klängen entführte er die Runde in die 80er-Jahre. Gold riss seine Arme in die Luft und brüllte aus voller Lunge: „Für immer jung und zeitlos, die Welt ist klein und wir sind groß!“ In der Zeile verstecken sich zwei übersetzte Alphaville-Titel: „We are Big“ und „Forever Young“.
Ein Beschwerdesong an ein Fahrradgeschäft
Ähnlich mutig war der Auftritt von Rea Garvey. Der Ire sang bereits zum zweiten Mal in der Sendung auf Deutsch. Nach dem schnellen „Guten Tag“ von Wir sind Helden nahm er sich an diesem Abend „Stimme“ vor, eine Kooperation von Forster mit dem DJ Felix Jaehn. Garvey machte aus dem House-Hit eine ruhige Gitarren-Nummer mit Ukulelen-Intro.
Obwohl Rea Garvey beteuerte, er habe stundenlang an dem Song geübt, baute er einige weiche Buchstaben in den Text ein und sorgte mit der stark vernuschelten Zeile „wenn guter Rat teuer ist“ für viele Lacher – auf seine Kosten. „Da woguder-Rad-deuerisd ist, I love it“, veralberte Mark Forster den Iren nach dessen Auftritt. Das ist wie ein Beschwerdesong an ein Fahrradgeschäft, scherzte der „Sing meinen Song“-Gastgeber.
Sie sangen 2018 bei „Sing meinen Song“
Zum letzten Refrain hatte sich Garvey noch etwas besonderes ausgedacht. Er ließ die Bläser der Showband einlaufen, ging mit ihnen zu einem leichten Bläserpart zum Sofa herüber und holte die restlichen Musiker mit auf die Bühne. Die Trompete mit Dämpfer und das Saxophon ließen vom ursprünglichen Elektroklang des Stücks nichts übrig.
Mehr Herzklopfen von der Moderatorin
Judith Holofernes hatte sich „Kogong“ ausgesucht und lieferte eine melancholischere Version des Herzklopfen-Songs ab. Beim Hitgiganten und Dauer-Strahlemann Forster klingt der Song eher nach Herzschmerz mit angezogener Handbremse, Holofernes legte da eine ordentliche Schippe drauf.
Sie moderierte die Ausgabe der Sendung auch, da der Gastgeber ja anderweitig beschäftigt war. Für ihre Anmoderation ließ Holofernes die Showmusik der Talksendung „Makus Lanz“ einspielen, die Melodie stammt von Wir sind Helden. Die ehemalige Frontfrau der Band las ihre Moderation auch ganz demonstrativ von Moderationskarten ab. Mark Forster lobte ihren Auftritt lachend: „Sauber weggelanzt!
Pop-Rock und Bossa-Nova
Ganz beeindruckt wunderte sich die Schlagergröße Mary Roos: „Schreibst du auch die Texte dazu?“ Johannes Strate sang gerade „Bauch und Kopf“, das er zu einem richtigen Revolverheld-Song machte. Da fielen die gelegentlichen Holperer im Reim auf. Hier und dort steckt eine Silbe mehr im Songtext, als sich flüssig zur Melodie singen lässt – für den Rapper eine Herausforderung, für den Pop-Rocker eine akustische Stolperfalle.
Mark Forster machte Mary Roos ein besonderes Geschenk: Er schenkte ihr einen seiner Songs. „Das war ein Mary Roos-Song“, meinte er nach Roos‘ Bossa-Nova-Version von „Zu Dir (Weit weg)“. Er möchte, dass sie den jetzt auf ihren Konzerten spielt, so Forster. Roos willigte ein, „wenn du mir das gestattest.“ Und Forster unterstrich sein Angebot: „Ich befehle es dir!“
Der Titel bleibt damit weiter in der Hand von Pfälzern, einer Bevölkerungsgruppe mit besonderer Mundart. Mary Roos und Mark Forster sind beide in der Pfalz aufgewachsen und der Sänger gab in der Sendung eine Kostprobe des Dialektes zum Besten: „Solang die Worschd so dick is wie‘s Brot, kann des Brot so dick sin, wie es will!“
Erstes Duett der Sendung
In der nächsten Ausgabe von „Sing meinen Song“ stehen Duette der Musiker in Südafrika an. Einen kleinen Vorgeschmack darauf lieferte der Song, den Mark Forster der Runde vorstellte. „Ziemlich oberamtliche Chefüberraschung“ nannte er, was er da eingefädelt hatte. Denn er hatte für sein Duett „Like a Lion“ den deutschen Reggae-Musiker Gentleman eingeflogen.
Sie lernten sich bei der letzten Staffel der Show kennen und beschlossen, zusammen Musik machen zu wollen. „16 Stunden Flug um drei-dreißig zu singen“, meinte Gentleman. Ersatz-Moderation Judith Holofernes bemühte nach dem Duett eine Schützenfest-Metapher: „So, Vogel abgeschossen. Und jetzt?“
Der Tagessieg
Jetzt fehlte noch die Verleihung der Konfettikanone für den Tagessieg. Den heimste Leslie Clio ein. „Der Weg von Winnweiler zu so einem Ort hier, war für mich wirklich unglaublich weit“, erzählte Mark Forster. Und sein Weg führte ihn über die Kinderband Nimm 2 und über eine 1000-Kilometer-Strecke auf dem Jakobsweg. Letztere verarbeitete Forster in seiner ersten Single „Auf dem Weg“, die Leslie Clio sang.
Die Tagessiegerin war selbst ein bisschen überrascht, als sie die Konfettikanone in der Hand hielt. Sie hatte doch gar nichts gemacht, glaubte sie. Aber genau dort lag die Magie ihres Auftritts. Das Motiv von „Auf dem Weg“ könnte genauso gut von Clio stammen. Sie verriet in einer vorherigen Show, dass sie nach ihrem ersten Hit eine Auszeit nahm und eine Weile auf Hawaii lebte. Die 30-Jährige hatte bemerkt, was sie jetzt in den Worten von Mark Forster sang: „Ich folge dem Weg und will da gar nicht hin.“