Berlin. Im „Tatort“ erschüttert ein Mord die Nordseeinsel Suunholt. In der Realität gibt es das Eiland nicht – dafür aber eine mystische Sage.

Unendliche Weite, tobendes Meer, kilometerlange Küstenstreifen, menschenleer. Im

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gibt es neben Kommissar Borowski einen weiteren Hauptdarsteller, der seine Rolle mit schier unglaublicher Wucht spielt: die beeindruckende Landschaft Nordfrieslands.

Hier auf der Insel Suunholt muss Borowski den Mord an Oliver Teuber aufklären, der tot in der Badewanne seiner Geliebten Famke Oejen gefunden wird. Teuber lebt hier, seitdem er spurlos seine Familie in Kiel verließ und sich ein neues Leben aufbaute, das voller Geheimnisse steckt.

Den Zuschauern gefiel es offenbar. Der

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bei den TV-Quoten.

„Tatort“ auf mehreren Inseln gedreht

Nicht weniger geheimnisvoll ist aber auch Suunholt selbst. Denn die Stadt gibt es eigentlich gar nicht – sie wurde von den „Tatort“-Machern erfunden. Der Film ist auf Fehmarn, Pellworm, Amrum und Husum gedreht worden.

Suunholt soll an die vor Jahrhunderten vom Meer verschluckte Stadt Rungholt erinnern, um die sich eine mythische Legende rankt, die auch die Krimi-Folge „Tatort – Borowski und das Land zwischen den Meeren“ aufgreift.

Rungholt wurde im Januar 1362 durch eine riesige Sturmflut zum „Atlantis der Nordsee“, wie es noch heute oft heißt. Experten schätzen, dass in der gesamten Region damals insgesamt 8000 Menschen der Flut, die als „Grote Mandränke“ (Großes Menschenertrinken) bezeichnet wird, zum Opfer fielen.

Das steht in der Legende von Rungholt

Glaubt man der Sage, dann wurden die reichen Bewohner für ihr ungezügeltes Leben von Gott bestraft. Der Legende von Rungholt nach hatten sie eines Abends den Pfarrer gerufen, um einem Kranken das Abendmahl zu reichen.

Doch als der Geistliche eintraf, erlebte er eine böse Überraschung: Die Bewohner Rungholts hatten ein Schwein mit Alkohol abgefüllt und zwangen den Pfarrer dazu, mit ihnen zu trinken. Als der sich wehrte, wurde er verprügelt. Es gelang ihm, mit einer Magd und zwei Jungfrauen zu flüchten.

Beim Verlassen der Stadt richtete er die Bitte an Gott, die Rungholter für ihre Sünden zu bestrafen. Und das tat Gott der Legende nach auch: Wenig später sollte die Sturmflut dafür sorgen, dass die Insel für immer vom Meer verschlungen bleiben sollte. Einzig die Kirchenglocken, die der Sage zufolge alle sieben Jahre vom Meer zu hören sind, sollen die einstige Existenz der Insel beweisen.

Sturmflut war nicht die größte

Aber auch abseits der Sage von Rungholt gibt es noch reale Beweise dafür, dass es die Stadt tatsächlich gab. So fanden Archäologen Reste von Schleusen, Keramiken und Fundamente alter Brunnen im Watt. 1938 wurde die Existenz der Stadt von der Wissenschaft anerkannt.

Ihr Verschwinden hätte wohl nicht aufgehalten – dafür aber zumindest aufgeschoben werden können. Denn die Sturmflut von 1362 zählte nicht zu den größten ihrer Art. Die Hamburger Sturmflut 1962 war zum Vergleich etwa vier Meter höher.

Dass Rungholt trotzdem unterging, lag auch an seinen in Reichtum lebenden Bewohnern – und hier kommt eine der schlüssigsten Theorien vom Untergang der Insel der Rungholt-Sage, 1871 von Theodor Storm in seiner Novelle „Eine Halligfahrt“ niedergeschrieben, sogar ein bisschen nahe.

Rungholt wurde einfach weggespült

Damals wurde Salz noch aus Torf gewonnen. Und Torf gab es auf der Insel Strandt, zu der auch Rungholt gehörte, reichlich. Das Rungholter Salz war stark nachgefragt und wurde sogar in Schweden und Flandern gehandelt. Um mehr Geld damit zu machen, gruben die Bewohner immer weiter.

Sie schaufelten sich ihr eigenes Grab. Als die Flächen abgebaut waren, wurden sie ihrem Schicksal überlassen. Sie lagen nun tiefer als der Meeresspiegel. Das Wasser hatte keine Mühe mehr, sich seinen Weg zu bahnen und immer näher an die Stadt zu rücken.

Als die Sturmflut kam, wurde Rungholt einfach weggespült. Niemand hatte sich zuvor um die viel zu niedrigen Deiche gekümmert, die darüber hinaus noch in einem schlechten Zustand waren.

Aktuelles Thema – durch den Klimawandel

Insofern greift der „Tatort“ mit der Rungholt-Sage ein aktuelles Thema auf. Man geht davon aus, dass der Meeresspiegel in Folge des Klimawandels weiter ansteigen wird. Ob die Deiche dann standhalten, wird sich noch zeigen.