Berlin. Peinliche Sex-Witze und Fremdschäm-Momente: Der „Tatort“ aus Weimar war unter der Gürtellinie. Das ist der ARD-Krimi im Schnellcheck.
Eigentlich sind die Kommissare Kira Dorn (Nora Tschirner) und Lessing (Christian Ulmen) für ihr Gekabbel auf brillantem Wortspiele-Niveau bekannt. Auch in „Der kalte Fritte“ – bereits der sechste Spaß-„Tatort“ aus Weimar – gab es wieder ein Flache-Witze-Feuerwerk, das allerdings nicht so ganz zünden wollte.
Allen voran Kira Dorn haute im Bruderkriegskrimi einige Kalauer unter der Gürtellinie raus, die nicht nur Lessing, sondern auch der Zuschauer teilweise peinlich berührt über sich ergehen ließ. Da gab es Abstecher ins Bordell Chez Chériechen, peinliche Poledance-Auftritte und Prostituierten-Klischees.
Das waren die schlüpfrigsten Zitate:
• Kira Dorn: „Chez Chériechen. Oh, das lässt sich gut lallen: ,Scheff, wir rescherschiern’ im Sche-Scheriechen’.“
• Kira Dorn: „Gut oder? Du gehst in Puff und ich mach die Arbeit.“
• Kira Dorn: „Also er verschickt die Email, dann telefoniert er mit Cleo. Sie kommt her und hat Sex mit ihm. Das macht überhaupt keinen Sinn – außer er war sehr schlecht im Bett.“
• Lessing: „Herr Schröder, jetzt tun sie doch nicht so. Sie waren doch da. Dann haben sie im Auto gewartet, während ihre Frau mit einem fremden Mann schläft?“ Dorn: „Und Sie, Herr Schröder, sind währenddessen in die Villa – eingedrungen?“
• „Der hat am Bahnhof so einen Edel-Bumms-Schuppen. Vielleicht sollten sie mal mit dem reden. Wo genagelt wird, da rollen Köpfe. Sagt man doch so.“ (Martin Schröder (Sascha Alexander Geršak) über seinen Bruder Fritjof „Fritte“ Schröder (Andreas Döhler))
• Kira Dorn will sich bei Ehemann Lessing bedanken: „Dafür gibt’s am Ende eine Handentspannung. Für 50 Euro Treuerabatt.“
Bruderkrieg im „Tatort“ aus Weimar
Der ARD-Krimi war aber nicht nur schlüpfrig, er hatte auch Hochkultur, Wortspiele und Action zu bieten.
„Der kalte Fritte“ im Schnellcheck:
Literarische Ergüsse: „Tatort“ in Weimar – da durfte Goethe nicht fehlen. Hauptkommissar Lessing zitierte nach dem Hausbesuch bei Professor Bock aus der Gedichtsammlung „West-östlicher Divan“ von Johann Wolfgang von Goethe.
Schärfe deine kräft’gen Blicke!
Hier! – durchschaue diese Brust,
Sieh der Lebenswunden Tücke,
Sieh der Liebeswunden Lust.
Ockhams Rasiermesser: Sowieso war Klugscheißer Lessing (er hat ja auch eine Klasse übersprungen) in Hochform. Erst zitierte er mal so nebenbei Goethe, dann folgte eine Lehrstunde über die Scholastik und das nach Wilhelm von Ockham (1288–1347) benannte Prinzip „Ockhams Rasiermesser“. Das, wie Lessing Kira Dorn (Nora Tschirner) erklärte, besagt: „Halten mehrere Möglichkeiten sich die Waage, ist meist die einfachste die Richtige. Man nennt das auch das Prinzip der Sparsamkeit. Lex parsimoniae.“ Kira Dorns genervte – aber vor allem passende – Antwort auf so viel Angeberei: „Lecks mie am arschiae.“
Frittiertes Wortspiel: „Tatort“-Autor Murmel Clausen hatte beim Schreiben wohl Hunger auf Pommes. So hieß die Folge „Der kalte Fritte“, die Hauptfigur trug den Spitznamen „Fritte“ und Kommissar Lessing aß vor seinem Einsatz im Chez Chériechen – na klar – kalte Fritten.
„Unauffälligstes“ Outfit: Pilotensonnenbrille, aufgeklebter Bart, Fellmütze und Pelzmantel – Assistent Lupo (Arndt Schwering-Sohnrey) sollte die Witwe Lollo Sassen (Ruby O. Fee) beschatten und hatte sich dafür ein „unauffälliges“ Outfit ausgesucht. Der Polizist wirkte wie ein Zuhälter aus einem schlechten Film. Dass ein Pelzmantel bei den sommerlichen Temperaturen eher unpraktisch ist, hatte er dabei wohl nicht bedacht.
Fremdschäm-Szene: Kira Dorn ermittelte undercover im Chez Chériechen – als Klischee-Prostituierte. Mit roter Langhaarperücke, silberfarbener Lederjacke, Hotpants, roten Netzstrümpfen und Lackstiefeln gab sie vor, im Bordell anheuern zu wollen: „Die Mutti habe ich zuhause gelassen.“
Dann sollte sie auch noch an der Stange ihre Tanzkünste unter Beweis stellen. Dabei sah sie aber eher nach betrunkener Mallorca-Touristin als nach Poledance-Königin aus. Puff-Besitzer „Fritte“ Schröder hätte eigentlich sofort auffallen müssen, dass auf der Bühne nicht die nächste Angestellte des Monats steht.
Til-Schweiger-„Tatort“-Action-Moment: Das Finale war dieses Mal hochdramatisch und explosiv. Autor Clausen: „Für den „Tatort“ suchen wir immer Orte, an denen es kracht, pufft und zischt. Da lag der Travertinsteinbruch in Ehringsdorf nahe“, erzählte Clausen der ARD.
Dort jagte Martin Schröder eine Sprengladung hoch. Eine Wand aus Geröll und Steinsbrocken stürzte auf Kira Dorn und „Fritte“ hinab, die sich nur noch mit einem Til-Schweiger-esken Hechtsprung retten konnten. Das hatten sie sich doch bei der Kommissar-Konkurrenz abgeguckt.