Berlin. Eine bekannte BBC-Journalistin hat ihren Job geschmissen. Ihre männlichen Kollegen verdienten deutlich besser. Die Resonanz ist enorm.
Die britische Journalistin Carrie Gracie war bis vor kurzem BBC-Redaktionsleiterin in China. In einem offenen Brief hat die Journalistin, die seit 30 Jahren für den Sender arbeitet, nun ihre Kündigung damit begründet, mindestens 50 Prozent weniger zu verdienen als ihre männlichen Kollegen.
In dem Brief schreibt Gracie, es gehe ihr nicht um eine bessere Bezahlung, sie werde hervorragend bezahlt. Aber eine unterschiedliche Bezahlung von Männern und Frauen verstoße gegen die Selbstverpflichtungen der BBC und sei diskriminierend. Die Begründungen des Unternehmens für die Diskrepanz seien fadenscheinig.
Vor sechs Monaten war der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Großbritannien zur Offenlegung der Gehälter seiner Mitarbeiter verpflichtet worden.
Diese habe nicht nur die absurd hohen Gehälter der Chefetage, sondern auch die unterschiedliche Bezahlung männlicher und weiblicher Mitarbeiter offengelegt. „Ich habe dieses Vorgehen wie viele meiner Kolleginnen vermutet“, schreibt Gracie.
BBC riskiert Abwanderung weiblicher Talente
Sie habe sich beschwert und gleiche Gehälter für alle internationalen Redakteure gefordert. Dies sei nicht passiert, stattdessen habe man ihr eine saftige Gehaltserhöhung angeboten.
Auf den Druck von ihr und Kolleginnen habe man nicht reagiert, schreibt Gracie. „Letzte Woche habe ich meine Arbeit als China-Expertin aufgegeben und bin zu meinem vorherigen Job im TV-Studio (der BBC, Anmerkung d. A.) zurückgekehrt. Ich erwarte dort, gleichberechtigt bezahlt zu werden.“
Gracie kritisiert, die BBC riskiere juristische Auseinandersetzung und den Abgang weiblicher Talente. Auf Twitter solidarisieren sich Kolleginnen und Kollegen unter dem Hashtag #IStandWithCarrie. (aba)