Berlin. Die Premiere von Joko Winterscheidts Spiele-Show „Beginner gegen Gewinner“ gestaltet sich vielversprechend. Doch es gibt ein Problem.

Wenn am Samstagabend aus dem Nichts ein Dinosaurier auftaucht, muss das nicht unbedingt eine Bedrohung bedeuten, sondern kann auch eine Rettung sein. Genauer gesagt: die letzte Hoffnung für die Premiere von „Beginner gegen Gewinner“, der Samstagabend-Show von Joko Winterscheidt (38).

Als Spitzen-Leichtathlet Alyn Camara (28) in einer Art aufblasbarem Reptil-Kostüm gegen den Berliner Café-Besitzer Marco im Weitsprung antritt, erfährt die Sendung den dringend nötigen Aufschwung; einen Dino, der 4,42 Meter in einen Sandkasten springt, erspäht der gemeine TV-Zuschauer schließlich nicht alle Tage. Endlich kommt ein wenig Komik auf, endlich etwas Stimmung! Dabei beginnt die Sendung tatsächlich vielversprechend.

Spitzensportler gegen Anfänger

Worum es bei „Beginner gegen Gewinner“ geht? Entstanden als Konzept in der Sendung „Die beste Show der Welt“, in der Winterscheidt noch seinen Busenfreund Klaas Heufer-Umlauf an seiner Seite weiß, sollen absolute Anfänger gegen die Profis einer Disziplin antreten. Klingt gut, könnte am Samstagabend funktionierten – was sich wohl auch Spitzensportler wie Arne Friedrich und Nico Hülkenberg dachten und sich zum Wettbewerb bereit erklärten.

So viel zur Theorie. Dann aber läuft die Sendung an, und es kommt – Werbung. Wieder und wieder und noch mal. Fast 30 Minuten vergehen allein, bis Medienberater Björn (24) gegen Tischtennis-Tornado Timo Boll (36) antreten kann.

148.000 Euro als Ansporn

Nico Rosberg mit Joko Winterscheidt.
Nico Rosberg mit Joko Winterscheidt. © ProSieben/Jens Hartmann

Zuvor stellt Winterscheidt lieber seine Jury vor: Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg (32), Schauspieler Elyas M’Barek (35) und Sportmoderator Matthias Opdenhövel (47) setzen Summen in Höhe von 100 Euro bis 25.000 Euro auf einen der Kontrahenten; zum Finale sammeln sich in mehreren braunen Reisetaschen (Ade, durchsichtiger Geldkoffer!) so 148.500 Euro an. Ein feiner Ansporn für die Kandidaten, und so verhalten sie sich auch.

Chris aus Berlin (26) kickt gegen Fußball-Renter Arne Friedrich (38) so gut es seine Waden hergeben, schließlich steht für die Amateure der „Wettkampf ihres Lebens“ auf dem Spiel. Nun ja. Hätten sie sich tatsächlich im 1:1-Duell, sprich auf Augenhöhe, gemessen, wir ließen den Untertitel gerne gelten. So aber müssen wir widersprechen, dürfen die sechs Laien den Profis doch ein Handicap verpassen.

Kreisligist gegen Timo Boll

Friedrich schießt den Elfmeter-Ball von einem Sockel auf Schulkind-Höhe aus (was ihm in allen vier Versuchen misslingt und Winterscheidt zu folgender Frage verleitet: „Arne, willst du noch einen machen ohne Torwart?“). Timo Boll funktioniert zuvor eine kiloschwere Bratpfanne zum Schläger um – und stellt sich dabei gar nicht übel an (Elmar Paulkem, Kommentator mit Feingefühl, findet: „Sensationell, welches Gefühl er für die Pfanne entwickelt“). Gut so, hatte die Jury doch 15.000 Euro auf den Sieg von Kreisliga-Spieler Björn gesetzt, der nicht nur seine Föhnfrisur, sondern auch das Spiel im Griff hat. Sieg nach drei Sätzen.

Mangelnde Motivation der Beginner fällt für das fade Abschneiden der Show also aus. Vielmehr zeigt auch Lehramt-Studentin Eva (24) aus Köln beim Duell gegen Shorttrack-Star Anna Seidel (19) eine solide Vorstellung, weil der Eisschnellläuferin beim Schieben eines 15-Kilo-Sessels über die 400-Meter-Distanz die Kraft abhandenkommt.

Wie eine Fusion aus „Schlag den Start“ und „Wennte, dass..?“

Die 400-Meter-Hürdenmeisterin Ruth Spelmeyer (27) hechtet später im Sieben-Kilo-Barockkleid gegen Studentin Nele (22) und glänzt – wenn auch weniger als die güldene Gürtelschnalle von Co-Moderatorin Jeannine Michaelsen.

Woran also liegt’s, dass die Show weniger in Fahrt kommen will als der Renault von Winterscheidt, der sich am Schluss natürlich auch einem Duell mit Formel-1-Fahrer Hülkenberg im Möbelwagen stellen will? Weil „Beginner gegen Gewinner“ für „die ganze Familie, für die 4- bis 80-Jährigen“, wie es sich Winterscheidt wünscht, nicht funktionieren kann.

Ja, das Format geht in die richtige Richtung, nicht zuletzt, weil es wie die Fusion aus den Erfolgsformaten „Schlag den Star“ und „Wetten, dass…?“ erscheint. Kinder aber wollen kein unnötig in die Länge gezogenes Geplauder hören, und Rentner (und nicht nur die!) wechseln spätestens bei der zweiten Werbepause innerhalb von 20 Minuten zum WDR. Warum startet die Show nicht mit den außergewöhnlicheren Disziplinen à la Eisschnelllauf oder Sportholzfällen?

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    Spannendstes Spiel am Schluss

    Einen Fußball hat jeder schon vor den Füßen gehabt, bei Kufen sieht das schon anders aus. Geschweige denn vom Umgang mit einer Säge samt Zehn-Zentimeter-Klingen. Und was die Jury angeht: Statt Stunde für Stunde im Studio zu hocken, könnte Rosberg mit seiner Erfahrung doch als Berater der Beginner fungieren, während Opdenhövel den Kommentator gibt (Nichts für ungut, Elmar Paulke!). Und M’Barek überreicht dem glücklichen Gewinner die Geldtasche. Er muss auch nicht viel sagen.

    Das ist auch ganz am Schluss, kurz vor Mitternacht, der Fall. Die vier übrig gebliebenen Beginner stellen sich beim großen Finale der letzten Herausforderung: Sie müssen 30 Gegenstände auf einer von der Decke hängenden Holzplatte drapieren, ohne dass diese herunterfallen.

    Beim wohl spannendsten Spiel der Show herrscht absolute Stille im Studio, die Jury steht, selbst Winterscheidt hält sich für den Moment zurück. Chris, der Arne-Friedrich-Bezwinger aus Berlin, hat die ruhigste Hand, er streicht am Ende 148.500 ein. Winterscheidt: „Du warst der erste Gewinner hier, erinnere dich bitte immer daran!“ Wenn er ihm das Dino-Kostüm noch mitgibt, dürfte das zu schaffen sein.